Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Karl V. Leopold
Bild: Wikimedia Commons
Wikidata: Q156949

In den Suchergebnissen blättern

Treffer 
 von 1526

Karl V. Leopold

Karl V. Leopold, Herzog von Lothringen und Bar, kaiserlicher Feldmarschall, * Wien 3.04.1643, † Wels 18.04.1690, Sohn des Prinzen Nikolaus Franz von Lothringen und der Claudia, Großnichte ihres Gemahls.

Leben

Als Neffe des regierenden Herzogs von Lothringen, Karl IV., wurde K. mit dem Tod seines älteren Bruders Ferdinand im Jahre 1658 Erbprinz des Hauses Lothringen. Zur Verteidigung seines Erbes gegen Ludwig XIV. - der sein Land 1670 tatsächlich besetzte weilte K. ab 1663 am Hofe Kaiser Leopolds I., seines Taufpaten. Nach seiner Feuertaufe in der Türkenschlacht bei St. Gotthard an der Raab (1664) und seiner erfolglosen Bewerbung um den polnischen Königsthron (1669) wandte sichK. ganz den kriegswissenschaftlichen Studien unter seinem berühmten Lehrmeister Raimund Graf Mon-tecuccoli zu. 1670/71 beteiligte sich K. am Feldzug gegen die ungarischen Malkontenten. Wiederholt militärisch ausgezeichnet und erfolgreich, vertraute ihm Montecuccoli Ende 1675 den Oberbefehl über das kaiserliche Heer im Kriege gegen Frankreich an. Seit seiner Hochzeit mit der polnischen Königinwitwe, der Erzherzogin Eleonore, unmittelbar familiär mit dem Erzhause verbunden, trat K. 1680 nach dem Tode Monte-cuccolis dessen Nachfolge als Generalleutnant und damit als Oberbefehlshaber des kaiserlichen Heeres an. Unter dem Einfluß des Kapuzinerpaters Marco d’Aviano stellte er den Kampf um sein lothringisches Erbe zurück, um sich mit um so größerer Energie der Gefahr im Osten zuzuwenden. Im entscheidenden Kriegsjahr 1683, während der Belagerung Wiens, gelang es K.s geschickter Manövrierkunst, sämtliche für den Entsatz der belagerten Reichshauptstadt unumgänglich notwendige militärische Vorposten bis zum Eintreffen des Entsatzheeres mit geringer Truppenmacht zu halten. Den glänzendsten Beweis seiner Feldherrnkunst lieferte K. mit seinem Plan zur Entscheidungsschlacht gegen das türkische Besatzungsheer, mit dem er gegen große Widerstände an dem direkten Vorstoß des Reichsheeres durch den Wienerwald über die Hänge des Kahlenberges und über Klosterneuburg festhielt, wodurch K. am 12. September 1683 die Schlacht entschied und Wien noch rechtzeitig befreite. Trotz seines Drängens gelang es K. nicht, die unmittelbare Verfolgung des geschlagenen Türkenheeres, dessen Vernichtung er ins Auge faßte, durchzusetzen; er mußte sich für das Jahr 1683 mit der Eroberung von Gran begnügen. Es folgten 1684 seine Siege über die Osmanenheere bei Waitzen und Hamzsabég (heute Érd), 1685 bei Gran und im selben Jahr die Eroberung der Festung Neuhäusel, der sich 1686 die zweite, diesmal erfolgreiche Belagerung der Festung Ofen anschloß. 1687 gelang K. mit der Schlacht von Harsány (heute Nagyharsány) unweit von Mohács die totale Vernichtung der türkischen Armee; mit diesem großen Sieg konnte K. die vollkommene Wiedereroberung Ungarns und Siebenbürgens einleiten und damit die für seinen Kaiser so günstigen Voraussetzungen für den Preßburger Landtag des gleichen Jahres schaffen. Seine Erkrankung im Jahre 1688 verhinderte seine Teilnahme an der Eroberung von Belgrad. Der Kriegsausbruch mit Frankreich führte K. noch einmal an den Rhein. Eine plötzliche Verschlimmerung seines alten Lungenleidens machte auf der Reise nach Wien dem Leben K.s ein Ende.

Literatur

Koser, Reinhold: Das politische Testament Karls V. von Lothringen von 1687. In: Hist. Z. 48 (1882) 45-94.
Lorenz, Reinhold: Türkenjahr 1683. Wien 1933.
Wentzcke, Paul: Feldherr des Kaisers. Leben und Taten Herzog Karls V. Leipzig 1943.
Kramer, Hans: Herzog Karl V. von Lothringen und Königinwitwe Eleonore in Tirol. In: Mitt. Inst. österr. Gesch.- Forsch. 61 (1953) 460-489.
Sturminger, Walter: Herzog Karl V. von Lothringen und Bar. In: Hantsch, Hugo (Hrsg.): Gestalter der Geschicke Österreichs. Innsbruck, Wien, München 1962, 185-208.
Barker, Thomas M.: Double Eagle and crescent: Vienna’s second Turkish siege and its historical setting. Albany, N. Y. 1967.

Verfasser

Gerhard Seewann (GND: 1069961280)

GND: 118720902

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd118720902.html


RDF: RDF

Vorlage (GIF-Bild):  Bild1   Bild2   

Empfohlene Zitierweise: Gerhard Seewann, Karl V. Leopold, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 359-360 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1097, abgerufen am: (Abrufdatum)

Druckerfreundliche Anzeige: Druckerfreundlich

Treffer 
 von 1526
Ok, verstanden

Website nutzt Cookies, um bestmögliche Funktionalität bieten zu können. Mehr Infos