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Kelmendi, Ali, erster Organisator der albanischen kommunistischen Bewegung, * Peć 3.11.1900, † Basel 11.02.1939.
Leben
K. entstammte einer armen Landarbeiterfamilie; sein Vater hieß Sulejman, seine Mutter Zebra. Am 28. November 1920 stimmte K. bei den Wahlen für die Nationalversammlung für die Kandidatenliste der KP Jugoslawiens. Nach der „Obznana“ (Anordnung der jugoslawischen Regierung, die den Kommunisten jegliche politische Aktivität in Jugoslawien verwehrte) floh er nach Albanien. 1922 wurde er Mitglied der Organisation „Bashkimi“ (Union), die versuchte, die fortschrittliche albanische Jugend unter ihrer Leitung zu vereinigen und deren Zentrum Tirana war. Seinen Lebensunterhalt bestritt er als Arbeiter in Skutari, Durazzo, Tirana, Valona und in anderen Ortschaften. Er unterhielt Beziehungen zu Bajram Curri und war eine Zeitlang Sekretär des Militärkommandos für den Bezirk Kosovo (Kukës); als solcher nahm er auch am Kampf gegen die jugoslawischen Interventionstruppen teil. Nach dem Sturz der Regierung Fan Noli (24.12.1924) mußte er nach Brindisi fliehen. Im Juni 1925 kam er im Auftrag des „Komiteti nacional revolucionar“ (Nationales Revolutionskomitee), das sich im Ausland gebildet und den Kampf gegen Zogu und für die ethnischen Grenzen Albaniens zum Ziel hatte, nach Kosovo. Bald sah er sich jedoch genötigt, über Kosovska Mitrovica und Belgrad nach Wien zu reisen, wo das Komitee seinen Sitz hatte. Am 8. Oktober 1925 wurde er zusammen mit einer Gruppe von 14 jungen Albanern, unter denen sich auch der künftige Schriftsteller Haki Stërmilli, dann Ymer Domi, Naum Prifli u. a. befanden, zur Schulung in die Sowjetunion geschickt. Ein Jahr lang besuchte er die „Dzeržinskij “-Schule für Grenzbeamte und wurde dann der Zollkontrolle von Odessa zugeteilt. Am 3. März 1929 wurde K. als Mitglied in die albanische kommunistische Gruppe von Moskau aufgenommen. Ende 1930 wurde diese Gruppe auf einen Vorschlag Georgi Dimitrovs hin aufgelöst; ein Teil von ihr wurde nach Frankreich geschickt, um unter den albanischen Arbeitern und Studenten dort zu agitieren, ein anderer nach Albanien. K. wurde für die Arbeit in Kosovo bestimmt, blieb jedoch, da er nicht nach Jugoslawien einreisen konnte, in Albanien. Er war als Arbeiter in verschiedenen Städten tätig und bildete dort illegale kommunistische Gruppen und Zellen. 1932 wurde er in Korça interniert. Dort kam er mit der lokalen kommunistischen Gruppe in Verbindung, die die stärkste in Albanien war und an deren Spitze Männer wie Koçi Xoxe (der in der Kurzbiographie Enver Hoxhas von 1947 noch an erster Stelle erwähnt, in der späteren „Geschichte der Partei der Arbeit Albaniens“ von 1971 überhaupt nicht mehr genannt wird), Pandi Kristo, Pilo Peristeri u. a. standen. Er verhalf dieser Gruppe zu einer geschlosseneren Organisation und dämmte gleichzeitig die Aktivität des sehr starken trotzkistischen Flügels ein. K. warf als erster die Frage der marxistischen Schulung auf und wies auf die Notwendigkeit hin, marxistische Literatur in das Albanische zu übersetzen. Ihm gebührt auch das Verdienst, den ersten bedeutenderen Arbeiterverein in Albanien „Puna“ (Arbeit) gegründet zu haben, in dem Arbeiter und Handwerker vertreten waren. Anfang 1936 verließ K. Albanien und begab sich über Griechenland nach Adapazari in der Türkei, wo er albanische Jugendfreunde hatte. Am 2. Juni 1936 traf er illegal wieder in Albanien ein. Nach einigen Quellen wurde er drei Tage nach seiner Ankunft verhaftet und ausgewiesen, nach anderen erst im September 1936. Bevor er Albanien verließ, traf er angeblich in Gjirokastra mit Enver Hoxha zusammen, der gerade damals nach Albanien zurückgekehrt war. Ob dieses Treffen tatsächlich stattfand, läßt sich mit Sicherheit nicht feststellen, da die Quellen sich widersprechen. K. kehrte in die Sowjetunion zurück, wo er im Dezember 1936 ein Referat auf einer Versammlung albanischer Kommunisten hielt, die die Balkan-Sektion der Komintern in Moskau organisiert hatte, um die Situation der kommunistischen Bewegung in Albanien zu analysieren. In seinem Referat forderte K. die Gründung einer albanischen kommunistischen Partei und gleichzeitig die Schaffung eines kommunistischen Zentrums zur Koordinierung der einzelnen Gruppen, die sich hauptsächlich auf die Organisation von Kor$a stützten. Dieses Zentrum sollte zugleich den gewerkschaftlichen und den antifaschistischen Kampf in Albanien leiten. Um diese Ziele zu realisieren, reiste K., der das einzige Bindeglied zwischen den albanischen Kommunisten und der Komintern war, zusammen mit Koço Tashko nach Frankreich, um dort Einreisevisa nach Albanien zu bekommen. Damit war ihm jedoch kein Erfolg beschieden, denn er war früher an Tuberkulose erkrankt gewesen. Die letzte Nachricht von ihm stammt vom 27. Juli 1937 aus Basel. Nach einer Magenoperation verschlechterte sich sein Gesundheitszustand stark; am 11. Februar 1939 starb er in Basel, andere Quellen geben als Todesort Paris an.
Literatur
Enver Hoxha. Biografi e shkurtër. Tiranë 1947.
Manushi, S.: Ali Kelmendi, militant i shquar i lëvizjes komuniste shqiptare. Tiranë 1960.
Historia e popullit shqiptar. Prishtina 1969.
Geschichte der Partei der Arbeit Albaniens. Tirana 1971.
Zeqa, Jonuz: Rruga revolucionare e një komunisti. Fizionomia marksiste e Ali Kelmendit. In: „Rilindja“ (Prishtinë) Nr. 5091-5094, 2.-5.06.1973. [Die Angaben in der „Geschichte der Partei der Arbeit Albaniens“ und im Artikel von Zeqa in der „Rilindja“ weichen stark voneinander ab.]
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