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Krumbacher, Karl, deutscher Byzantinist, * Kürnach bei Kempten 23.09.1856, † München 12.12.1909, Sohn eines Gutsverwalters.
Leben
Nach dem Besuch des humanistischen Gymnasiums zu Kempten (1869-1875) wandte sich K. dem Studium der Klassischen Philologie und Indogermanistik an den Universitäten München und Leipzig unter Wilhelm von Christ, Michael Bernays, Georg Curtius und Karl Brugmann zu. K. vertiefte sich während seines Studiums und mehr noch, seit er nach dem Staatsexamen zunächst in den höheren bayerischen Schuldienst als Lehrer der Alten Sprachen trat (1879-1891), mit großem Fleiß in das mittelalterliche griechische Schrifttum. Auch für die Promotion (1883) wählte er sich ein Thema der klassischen Philologie aus, da es das Fach Byzantinistik in Deutschland damals noch nicht gab; bereits 1885 habilitierte er sich. Ohne seine Pflichten als Professor am Ludwigsgymnasium zu München zu vernachlässigen, vollendete K. 1891 im Alter von erst 35 Jahren seine „Geschichte der byzantinischen Litteratur“, die der Synthese nach die bis heute größte Leistung auf dem Felde der Byzantinistik darstellt und in ihrer überarbeiteten, sechs Jahre später erschienenen Zweitauflage ein bis in unsere Tage unübertroffenes Standardwerk des Faches geblieben ist. 1892 verwirklichte K. seinen lange gehegten Plan eines zentralen wissenschaftlichen Fachorgans mit der Gründung der „Byzantinischen Zeitschrift“, die ihre führende Rolle dank der darin enthaltenen erschöpfenden Bibliographien über die verschiedensten Zweige der Disziplin bis zur Gegenwart behielt. K. betreute die Zeitschrift bis zum Tode. Infolge der international beachteten wissenschaftlichen Leistungen K.s konnten sich die zuständigen Organe 1892 vor der Errichtung eines außerordentlichen Lehrstuhles für Byzantinistik an der Universität München nicht mehr verschließen; der Lehrstuhl blieb in Deutschland über sechzig Jahre der einzige des Faches. 1890 wählte die Bayerische Akademie der Wissenschaften K. zum ordentlichen Mitglied. Hier hat K. die Kommission für das Corpus der griechischen Urkunden begründet, aus welcher später auch die grundlegenden Publikationen Franz Dölgers zur byzantinischen Diplomatik hervorgingen. 1897 wurde K. Ordinarius an dem von ihm gegründeten Seminar für mittel- und neugriechische Philologie der Universität München. Das Wissen K.s fand seinen Niederschlag in über hundert, zum Teil sehr umfangreichen Publikationen, darunter bahnbrechenden Untersuchungen zur griechischen Sprachgeschichte (u. a. „Ein irrationaler Spirant im Griechischen“), zur byzantinischen und neugriechischen Literaturgeschichte, u. a. Studien über den berühmtesten griechischen Dichter des Mittelalters, Romanos, zu mittelgriechischen Sprichwörtern, zum mittelalterlichen griechischen Fischbuch und nicht zuletzt zur byzantinischen Hagiographie. Ein Verzeichnis seiner Schriften ist 1910 in der „Byzantinischen Zeitschrift“ erschienen. In die Gelehrtengeschichte der Neuzeit ist K. als der Begründer der streng wissenschaftlichen Byzantinistik als von der Klassischen Philologie losgelöster autonomer Disziplin eingegangen. Sein Lebenswerk bildet neben dem Oeuvre eines Du Cange und eines Charles Diehl die größte Leistung auf dem Gebiete der byzantinischen Studien bis zum heutigen Tage.
Literatur
Dieterich, K.: Nachruf auf Karl Krumbacher. In: Neue Jahrbücher für das klassische Altertum 25 (1910) 279-295.
Dölger, Franz: Karl Krumbacher. In: Geist und Gestalt. Biographische Beiträge zur Geschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd 1. Geisteswissenschaften. München 1959, 144-152.
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