Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Mahmud I.
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Mahmud I.

 Mahmud I., osmanischer Sultan 1730-1754, * Edirne 02.08.1696, † Istanbul 13.12.1754, ältester Sohn Sultan Mustafas II.

Leben

 Nach der Absetzung seines Vaters (1703) nach Istanbul verbracht und im kaiserlichen Palast inhaftiert, gelangte M. am 1. Oktober 1730 durch den Aufstand des Albaners Patrona Halil und die Abdankung seines Onkels Ahmed III. auf den Thron. Mit Hilfe des Schwarzen Obereunuchen (Kizlarağasi) Beşir Ağa (gest. 1746) konnte er sich der Aufständischen entledigen und fand in Topal Osman Pascha (1731-1732), Hekimoğlu Ali Pascha (1732-1735 und 1742-1743), Yeğen Mehmed (1737-1739) und Ivaz Mehmed Pascha (1739-1740) fähige Großwesire. Von seinem Vorgänger hatte er die Erbschaft kriegerischer Spannungen mit Persien übernommen, die zunächst 1736 mit der Anerkennung des Status quo endeten. Die Kriegserklärung an Rußland im gleichen Jahr hatte eine Verwüstung der Krim und die Kapitulation von Azov (01.07.1736) zur Folge. Der Friedenskongreß 1737 in Nemirov südöstlich Vinnica mußte ergebnislos bleiben, da Rußland mit Österreich bereits im Januar eine Offensivallianz geschlossen hatte und Österreich seinerseits der Pforte im Juni den Krieg erklärte. Zwar ging Očakov den Osmanen verloren (13.07.1737), doch waren die österreichischen Erfolge in Bosnien, Serbien und der Walachei kurzlebig und führten rasch zu schmerzhaften Niederlagen (Rückeroberung des im Juli verlorengegangenen Niš durch die Türken am 20.10. 1737 und Eroberung von Adakale am 17.08.1738); Očakov wurde im Oktober 1738 von den Russen geräumt. 1739 brach Ivaz Mehmed Pascha gegen Belgrad auf und erreichte nach dem Sieg bei Grocka (23. VII.) und durch Vermittlung des französischen Gesandten Marquis Louis de Villeneuve den Frieden von Belgrad (18.09.1739); Österreich mußte die Kleine Walachei, Serbien mit Belgrad und Adakale sowie das Südufer der Save wieder an die Türkei abtreten. Der gleichzeitige Friedensschluß mit Rußland sah die Rückgabe aller von den Russen besetzten Gebiete sowie die Schleifung und Neutralisierung von Azov vor. Die nachfolgenden eineinhalb Jahrzehnte waren an den Grenzen der europäischen Türkei von Frieden erfüllt; Kämpfe mit Persien 1743-1746 brachten keine Veränderungen. Am 30. Mai 1740 wurden die Kapitulationen mit Frankreich erneuert, am 30. Januar des gleichen Jahres ein Schutzbündnis mit Schweden, am 14. April mit Spanien ein Handelsvertrag abgeschlossen. M. war kunst- und literaturliebend und ließ in Istanbul viele Bauten errichten, darunter drei Bibliotheken. Die ersten Versuche einer Heeresreform durch den Humbaraci Başi Ahmed Pascha (Graf Bonneval) hatten nur geringe Wirkung, die Institution der Janitscharen verfiel weiter, in vielen Provinzen (Irak, Ägypten, Karamanien, Bulgarien, Bosnien) entstanden Unruhen, die von dem früheren ungarischen Kalvinisten Ibrahim Müteferrika noch unter Ahmed III. eingerichtete Druckerei konnte nach dem Tode ihres Gründers (1745) zunächst kein Buch mehr erscheinen lassen.

Literatur

Hammer: passim.
Zinkeisen: passim.
Jorga: passim.
Uzunçarşılı, Ismail Hakkı: Osmanlı tarihi. Bd 4, T. 1-2. Ankara 1956/59.
Cassels, Lavender: The Struggle for the Ottoman Empire, 1717-1740. London 1966.
Prokosch, Erich: Molla und Diplomat. Der Bericht des Ebû Sehil Nu‘mân Efendi über die österreichisch-osmanische Grenzziehung nach dem Belgrader Frieden 1740/41. Graz 1972.


GND: 1033536903

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Empfohlene Zitierweise: Hans-Jürgen Kornrumpf, Mahmud I., in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 70-71 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1278, abgerufen am: (Abrufdatum)

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