Maximilian II., Römischer König 1562-1564 und Kaiser 1564-1576, König von Böhmen und Ungarn, * Wien 31.07.1527, † Regensburg 12.10.1576, ältester Sohn Kaiser Ferdinands I. aus dem Hause Habsburg und der Jagiellonin Anna, Tochter Wladislaws II. von Böhmen und Ungarn.
Leben
M., der frühzeitig Neigungen zum Protestantismus zeigte, wurde in Innsbruck erzogen und erscheint ab 1547 als Begleiter Kaiser Karls V. in dessen Hofstaat; ein Jahr später heiratete er Maria, die Tochter des Kaisers, und wurde als Vizekönig nach Spanien entsandt (bis 1550). Als im September 1551 Feindseligkeiten mit den Türken in Ungarn ausbrachen, betrieb M. gemeinsam mit seinem Vater von Preßburg aus die Rüstungen (März 1552), die er von Wien aus fortsetzte; der Feldzug unter Moritz von Sachsen vom Herbst 1552 blieb aber ohne Ergebnis. Nach einem 1562 gegebenen Versprechen, dem Katholizismus treu zu bleiben, wurde ihm im September des gleichen Jahres in Böhmen gehuldigt, nachdem er schon 1549 als König angenommen worden war. Am 28. November 1562 zum Römischen König gewählt und von der Kurie anerkannt, wurde M. im September 1563 König von Ungarn und folgte ein Jahr später, am 25. Juli 1564, seinem Vater als Kaiser, erhielt aber von den Erbländern nur Ober- und Niederösterreich. Die konfessionellen Auseinandersetzungen wurden 1565 durch neuerliche kriegerische Verwicklungen mit den Türken unterbrochen, die sich im Gefolge der Angriffe des jungen Johann Sigismund Szapolyai von Siebenbürgen gegen das habsburgische Ungarn ergaben; der Fürst und auch der Pascha von Temeschwar wurden aber zurückgeschlagen. 1566 rückte noch einmal Sultan Süleyman I. ins Feld und eroberte nach einmonatiger Belagerung am 8. September die Festung Szigetvár; Miklós Zrínyi, der Ban von Kroatien, der die Verteidigung geleitet hatte, fiel mit dem größten Teil seiner Besatzung, der Sultan war noch vor der Einnahme der Festung gestorben. Auch 1567 blieb man ohne Erfolge gegen die Osmanen. M., der sich nicht als militärische Begabung erwies und dessen Heer durch Seuchen dezimiert wurde, unterließ entscheidende Angriffe; nur ein Vorstoß innerösterreichischer Kräfte nach Kroatien brachte eine Entlastung. So mußte sich der Kaiser mit einem Frieden begnügen, der gegen ein jährliches Ehrengeschenk alles beim alten ließ und der trotz der Störversuche Johann Sigismunds am 17. Februar 1568 in Adrianopel mit dem neuen Sultan Selim II. geschlossen wurde. Schließlich verzichtete auch Johann Sigismund im Vertrag von Speyer (16.08.1570) auf den ungarischen Königstitel und trat dem Frieden bei. Sein Nachfolger Stephan Báthory bewarb sich nach dem Aussterben der Jagiellonen (1572) neben dem Kaiser 1575 um die polnische Krone, die ihm übertragen wurde, während der Habsburger nur die Stimmen einer protestantischen Minderheit auf sich vereinigen konnte. Nach dem Wiederaufleben des Türkenkrieges (1574) bemühte sich M. um eine effektivere Türkenhilfe vom Reich, konnte aber nur noch die Wahl seines Sohnes Rudolf zum Römischen König durchsetzen. Zweifellos bleibt es M.s Verdienst, als letzter Habsburger des 16. Jh.s eine vermittelnde Stellung im Kampf der Konfessionen eingenommen zu haben, bevor die gegenreformatorischen Bestrebungen seiner Nachfolger endgültig die Oberhand gewannen, die vor allem im Bereich der Stephanskrone zu vielfältigen Verwicklungen führten.
Literatur
Maurenbrecher, Wilhelm: Beiträge zur Geschichte Maximilans II. 1546-1562. In: Hist. Z. 32 (1874) 221-297.
Wertheimer, Eduard: Zur Geschichte des Türkenkrieges Maximilians II. 1565 und 1566. In: Arch. österr. Gesch. 53 (1875) 43-102.
Holtzmann, Robert: Kaiser Maximilian II. bis zu seiner Thronbesteigung (1527-1564). Berlin 1903.
Bibl, Viktor: Zur Frage der religiösen Haltung Kaiser Maximilians II. In: Arch. österr. Gesch. 106 (1918) 298-425.
Ders.: Maximilian II., der rätselhafte Kaiser. Hellerau b. Dresden 1929.
Wagner, Georg: Maximilian II., der Wiener Hof und die Belagerung von Sziget. In: Szigetváry emlékkönyv. Hrsg. Lajos Rúzsás. Budapest 1966, 237-268.
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