Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Nodilo, Natko

Nodilo, Natko (Sperato), kroatischer Historiker und dalmatinischer Politiker, * Split 31.08.1834, † Zagreb 21.05.1912.

Leben

Aus ärmlichen Verhältnissen stammend - der Vater war Seemann -, studierte N. drei Jahre Theologie in Zadar. 1856 trat er aus dem Priesterseminar aus und ging 1857, nach einjähriger Tätigkeit als Hilfslehrer am Gymnasium in Split, nach Wien, wo er bis 1861 Geschichte und Geographie studierte. Wieder als Gymnasiallehrer in Split, schloß er sich der National- oder Annexionistenpartei (Narodna stranka) an, die gegen die bis 1870 dominierenden Autonomisten (Autonomaši) die Vereinigung Dalmatiens mit Kroatien-Slawonien und die stufenweise Verwirklichung der nationalen Rechte der kroatischen und serbischen Bevölkerung anstrebte. Nach fünfmonatiger Lehrtätigkeit trat N. aus dem Schuldienst aus und übernahm in Zadar die Redaktion der von ihm mitgegründeten Zeitung der Nationalpartei, „Il Nazionale“. Das Blatt erschien in italienischer Sprache mit einer kroatischen Beilage (Narodni list). Mit seinen Freunden Mihovil Pavlinović, Miho Klaić u. a. verfaßte N. das Parteiprogramm, das in der ersten Nummer der Zeitung am 1. März 1862 abgedruckt wurde. Als Redakteur des „II Nazionale“ verfolgte er konsequent liberale und nationale Prinzipien und profilierte sich als einer der geistigen Führer der Nationalpartei. Seine Tätigkeit trug wesentlich zum Durchbruch der nationalen Bewegung in Dalmatien bei. N.s vielbeachtete Polemik mit Niccolò Tommaseo im Jahre 1862, in der er die Existenz einer eigenständigen dalmatinischen Nationalität erfolgreich bestritt, gilt als Wendepunkt im nationalen Erwachen Dalmatiens. In der Folge trat eine scharfe Trennung zwischen Autonomisten und Annexionisten ein, nationale Lesevereine (čitaonice) wurden gegründet und die Jugend für den Kampf um die demokratischen und nationalen Rechte aktiviert. Mit einem überwältigenden Wahlsieg im Jahre 1870 brach schließlich die Nationalpartei die Vorherrschaft der Autonomisten. Vorwiegend aus familiären Gründen, aber auch wegen des wachsenden Gegensatzes zwischen einer klerikalen und einer liberalen Richtung in der Nationalpartei, legte N. 1866 die Redaktion des „II Nazionale“ zurück und trat wieder in den Schuldienst ein. 1867 bis 1870 war er dalmatinischer Landtagsabgeordneter. Danach zog er sich aus der Politik zurück und widmete sich ganz seiner wissenschaftlichen und Lehrtätigkeit. Als 1874 die Universität in Zagreb neu eröffnet wurde, erhielt N. den Lehrstuhl für allgemeine Geschichte, den er bis 1901 innehatte. Er war ein überaus beliebter Lehrer, der vor allem wegen seines hervorragenden Vortrags geschätzt wurde. Im Auftrag der Südslawischen Akademie der Wissenschaften in Zagreb, deren ordentliches Mitglied er 1883 wurde, gab er in der Akademiezeitschrift „Rad“ die älteren Chroniken von Ragusa (Dubrovnik) heraus (Prvi ljetopisci i davna historiografija dubrovačka). Von 1885 bis 1890 erschien in zehn Folgen ebenfalls in „Rad“ seine Mythologie der Serben und Kroaten (Stara vjera Srba i Hrvata). Unvollendet blieb sein auf acht Bände geplantes Hauptwerk über die mittelalterliche Geschichte der Kroaten und Serben (Historija srednjega vijeka za narod hrvatski i srpski), von dem nur die ersten drei Bände erschienen (Zagreb 1898/1905). N.s stilistisch hochwertige und von demokratischem Geist getragene Essays in der Zeitschrift „Savremenik“ beeinflußten die junge kroatische Schriftstellergeneration, die ihn 1907 zum Präsidenten des „Vereins der kroatischen Schriftsteller“ (Društvo hrvatskih književnika) wählte.

Literatur

Šišić, Ferdo: Natko Nodilo. In: Ljetop. JAZU 33 (1918) 95-142.
Novak, Viktor: Natko Nodilo. In: Letop. Matice srpske 108 (1934) 341, 165-230; 109 (1935) 342, 187-248; 109 (1935) 343, 193-260.
Ders.: Natko Nodilo - političar i ideolog. In: Zadarska revija 10 (1961) 241-277.
Pavlinović, Marin: Odnosi izmedju Natka Nodila i Mihovila Pavlinovića od 1852-1887. In: Hist. Zborn. 15 (1962) 121-139.
Petrović, Rade: Nacionalno pitanje u Dalmaciji u XIX stoljeću. (Narodna stranka i nacionalno pitanje 1860-1880). Sarajevo 1968.

Verfasser

Andreas Moritsch (GND: 123957184)

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Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd10228704X.html


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Empfohlene Zitierweise: Andreas Moritsch, Nodilo, Natko, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 332-333 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1462, abgerufen am: (Abrufdatum)

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