Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Orbini, Mauro
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Orbini, Mauro

Orbini, Mauro, dalmatinischer Historiograph, * Kotor (?, Dubrovnik?) um 1540, † 1610/11.

Leben

Als Prior eines dalmatinischen Benediktinerklosters (S. Andrea de Pellago) erscheint O. zum ersten Mal in den Quellen. Wenig später wurde er Abt des Michaelklosters auf der Insel Šipan, als der er 1593 mit dem Benediktiner-Präses der Con- gregatio Melitensis (Mljet) in Konflikt geriet. Vor der ihm drohenden Inquisition rettete ihn das Eintreten des Erzbischofs von Dubrovnik, Aurelio Novarino. Durch ein Breve des Papstes Klemens VIII. wurde diese Affäre 1597 abgeschlossen, O. belobigt und zum Abt des Benediktinerklosters in Bač (Batschka) ernannt. Dabei scheint es sich um eine Pfründe gehandelt zu haben, denn O. lebte längere Zeit in Ston und hat wohl sein Kloster gar nicht besucht. Zur Vorbereitung seines Werkes unternahm O. Italienreisen, wobei er in Pesaro den Ragusaner Marin Bobaljević (Marino Bobali) traf, der fortan die Studien O.s und auch die Druckkosten des aufwendigen Werkes „II regno degli Slavi hoggi corrottamente detti Schiavoni“ finanzierte, das 1601 in Pesaro erschien und bereits 1603 wegen Verwendung häretischer Quellen auf den Index gesetzt wurde. O. kehrte 1601 in das Michaelskloster von Šipan zurück, wo er in den folgenden Jahren den „Specchio spirituale del prinzipo e del fine della vita umana“ des italienischen Theologen Angello Elli ins Slawische übersetzte (1606 beendet, 1614 in Rom erschienen). 1606 unternahm O. im Aufträge Dubrovniks eine Reise nach Rom, wo er von Papst Paul V. die Widerrufung eines Beschlusses erbitten sollte, der die Benediktiner von Mljet der Jurisdiktion des Dubrovniker Erzbischofs unterstellt hatte. Später hat O. die Abtwürde anscheinend verloren, denn 1610 wurde er Gemeindepfarrer in Mali Ston, bald darauf jedoch abgesetzt. Auf Betreiben Dubrovniks mußte ihn der Bischof von Ston, Mila Rastić, 1610 aus seiner Diözese ausweisen. O. ist entweder am 30. November oder bald danach an unbekanntem Ort verstorben. „II regno degli Slavi“ hat trotz der Indizierung bedeutenden Einfluß auf die folgende dalmatinische, kroatische und serbische Historiographie ausgeübt. Die gekürzte Übersetzung, als „Kniga istoriografija počatija imene Slavy i razširenija naroda slav- janskogo“ 1722 in St. Petersburg erschienen, machte O. bei den orthodoxen Völkern weit bekannt, auch dem Bulgaren Paisij Chilendarski, der ihn für seine eigene Schrift benutzte. In Westeuropa wirkte O. vor allem auf die beginnende Byzanz- und Osmanenhistoriographie ein. Ein zweites Werk O.s, das „Zarçalo duhovno od početka, i sfarhe xivota coviecanskoga. Razdieglieno, i razreyeno ù Petnaes Razgovora . . .“ (Geistlicher Spiegel von Ursprung und Ziel des menschlichen Lebens, eingeteilt und ausgewählt in fünfzehn Gesprächen, Rom 1614) diente kirchlichen Zwecken und erlebte mehrere Auflagen.

Literatur

Rava, Luigi: Mauro Orbini primo storico dei popoli slavi. Bologna 1913.
Radojčić, Nikola: Srpska istorija Mavra Orbinija. Beograd 1950.
Pantić, Miroslav: Mavro Orbin - život i rad. In: Orbin, Mavro: Kraljevstvo Slovena. Beograd 1968, XI-CVIII.  

Verfasser

Frank Kämpfer (GND: 129105678)

GND: 124343643

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd124343643.html


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Empfohlene Zitierweise: Frank Kämpfer, Orbini, Mauro, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 356-357 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1478, abgerufen am: (Abrufdatum)

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