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Psellos, Michael (Taufname Konstantinos), byzantinischer Geschichtsschreiber, Philosoph und Höfling, * Konstantinopel 1018, † ebd. 1079.
Leben
Aus einer unbemittelten mittelständischen Familie stammend, mußte P. nach vielseitigen philologisch-philosophischen Studien im Kreis des Johannes Mauropus als Sechzehnjähriger in Büros von Zivilbeamten in Makedonien und im östlichen Kleinasien in untergeordneter Stellung sein Geld verdienen. Danach war er in drei verschiedenen Verwaltungsbezirken (Themen) Zivilgouverneur (Richter). 1041 zuerst untergeordnet in der Kaiserkanzlei tätig, war er 1042 schon Privatsekretär Kaiser Michaels V. und dann des Kaisers Konstantin IX. Monomachos. Unter ihm besaß er als gefeierter Rhetor (allein auf Konstantin IX. sind 7 Reden überliefert) und als Philosoph mit dem neuerfundenen Titel „Philosophenkonsul“ in einer Art Hofakademie (nicht Universität!) zuerst großen Einfluß (offizielle Beamtenstellung: Kanzleichef; Titel: Vestarch), bis Angriffe auf P. und seine Freunde das Hofleben unter dem wankelmütigen Konstantin IX. so gefährlich werden ließen, daß P. im Herbst 1054 Mönch wurde, aber erst nach dem Tod des Kaisers (Januar 1055) kurzzeitig auf dem Mönchsberg Olymp (Bithynien) abwartete, bis er wohl noch 1055 wieder an den Hof gerufen wurde. Als Mönch ohne fixierte Beamtenstellung meist als Geheimsekretär mit hohen Titeln (nach 1057 als Proedros, dann Protoproedros, nach 1059 mit dem neuerfundenen Titel Hypertimos - ungefähr: „Hochwürden“ - ausgezeichnet) übte er, von den Zeitgenossen gehaßt, bis zu seinem Tod teilweise unheilvollen Einfluß am Hof aus.
Der fähige und tatkräftige Kaiser Isaak I. Komnenos, der die über die Donau eindringenden, von P. in seinem Geschichtswerk eindrucksvoll beschriebenen Petschenegen zurückgeworfen hatte, verlor die Krone durch die Schlauheit von P. Als Anhänger der Familie Dukas war P. auch unheilvoll an dem tragischen Ende des Kaisers Romanos IV. Diogenes beteiligt, der das Reich von den Seldschuken zu befreien suchte.
P., einer der bedeutendsten Universalgelehrten von Byzanz, war als Philosoph nicht nur dem Neuplatonismus verpflichtet, durch dessen allegorische Methode, Gotteslehre und Anthropologie er im Anschluß an die großen griechischen Kirchenväter des 4. Jh.s einen Ausgleich zwischen heidnischer Philosophie und Christentum versuchte. P. war auch ausgezeichneter Kenner der logischen und naturwissenschaftlichen Schriften des Aristoteles. Das Ziel, christlicher Philosoph zu sein, erreichte P. durch einen stark ausgeprägten Eklektizismus, auch in seiner Neigung zu theosophischen und magischen Schriften (über Dämonologie, Orakel, Zauberei, Opfer usw.). Dadurch werden die Schriften des P. zu einer wichtigen Quelle des spätantiken Synkretismus. Ohne schöpferische Leistungen beschäftigte sich P. auch mit Mathematik, Astronomie, Zoologie und Geographie. P. ist Meister der Sprache. Durch Ausschöpfen aller Mittel der rhetorischen Technik von der Wortwahl bis zum Satzrhythmus vermochte er in seinen zahlreichen Kaiser-, Trauer- und Schulreden und in ungefähr 550 Briefen - erstrangige Quellen für die Sozial- und Kulturgeschichte von Byzanz - feinste Nuancen herauszuarbeiten. In seinem von 976-1078 reichenden, unvollendeten Geschichtswerk (Chronografia) hat P. leider oft wenig objektiv vor allem die Vorgänge am Hof mit großer psychologischer Einfühlungsgabe nachgezeichnet.
Literatur
Bezobrazov, P. V.: Vizantijskij pisatel' i gosudarstvennyi dejatel’ Michail Psell. Bd 1. Moskva 1890 (mehr nicht erschienen).
Zervos, Christian: Un philosophe néoplatonicien du XIe siècle: Michel Psellos. Paris 1919.
Joannou, Perikles: Christliche Metaphysik in Byzanz. Bd 1. Die Illuminationslehre des Michael Psellos und Joannes Italos. Ettal 1956. = Studia Patristica et Byzantina. 3.
Tatakis, Basile: La philosophie Byzantine. In: Émile Bréhier: Histoire de la Philosophie. Paris 1959(2).
Weiß, Günter: Forschungen zu den noch nicht edierten Schriften des Michael Psellos. In: Byzantina 4 (1972) 11-52.
Ders.: Oströmische Beamte im Spiegel der Schriften des Michael Psellos. München 1973. = Miscellanea Byzantina Monacensia. 16. (mit Bibliographie).
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