Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Rosetti, Constantin A.

 Rosetti, Constantin A., rumänischer Staatsmann und Publizist, * Bukarest 02.06.1816, † ebd. 08.04.1885, Sohn des Alexandru R., Nachkomme der Bojarenfamilie Ruset.

Leben

R. besuchte das Gymnasium Sf. Sava in Bukarest und setzte dann seine Studien in Paris fort. 1836 wurde er Offizier und Adjudant des Fürsten der Walachei Alexandru D. Ghica und begann dann seine Karriere 1842 als Vorsitzender des Gerichtshofes von Piteşti. In Bukarest betätigte er sich ab 1845 als Verleger, Buch- und Weinhändler. Im gleichen Jahr noch besuchte er in Paris die Vorlesungen von Jules Michelet, Edgar Quinet und Adam Mickiewicz am Collège de France. 1847 heiratete er Maria Grant, die an seinem politischen Werdegang regen Anteil nahm. Während der Revolution von 1848 war R. Führer des radikal-liberalen Flügels und übernahm in der am 23. Juni gebildeten Revolutionsregierung das Amt des Polizeipräsidenten. Nach der Abdankung des Fürsten Gheorghe Bibescu (25.06.1848) war R. Generalsekretär der Provisorischen Regierung. Gleichzeitig redigierte er die Zeitung „Pruncul român“ (Die rumänische Nouveauté), die den radikalliberalen Standpunkt zum Ausdruck brachte und verwendete sich für die Verteilung von Grund und Boden an die Bauern. Nachdem die Revolution niedergeschlagen worden war, wurde R. verhaftet; es gelang ihm jedoch, in einem Boot auf der Donau bis Orşova zu fliehen und sich dann nach Paris abzusetzen, wo er von 1848 bis 1857 die revolutionäre Bewegung der Exilrumänen organisierte. Zusammen mit anderen Emigranten gründete er 1850 in Paris die Zeitung,, Romania viitoare“ (Zukünftiges Rumänien) und 1851 die Zeitschrift „Republica română“ (Rumänische Republik), in denen die Grundlagen der zukünftigen Politik der rumänischen radikal-liberalen Gruppe gelegt wurden. In Paris gelang es ihm, Jules Michelet, Edgar Quinet, Pierre Leroux, Louis Blanqui, Armand Lévy u.a. französische Publizisten für die rumänische Sache zu interessieren, die er über Geschichte und damalige Lage der Rumänen informierte. Aus seinem Pariser Exil 1857 nach Rumänien zurückgekehrt, gründete R. die Zeitschrift „Românul“ (Der Rumäne), in der er für die Vereinigung der Fürstentümer Moldau und Walachei plädierte. Als Abgeordneter im sog. Divan ad-hoc spielte er eine wichtige Rolle bei der Wahl Alexandru Ioan Cuzas zum Fürsten der vereinigten Fürstentümer (Januar/ Februar 1859). Anfangs den demokratischen Initiativen Cuzas verbunden, begann R. diesen in der Presse zu bekämpfen, als er glaubte, Cuza wende sich einem autoritären Regime zu. 1860 schloß er sich dem Bündnis Ion C. Brătianus mit den Konservativen an (sog. Monströses Bündnis [Monstruoasa coaliţie]) mit dem Ziel der Entthronung des Fürsten und beteiligte sich an der Verschwörung, die dann am 23. Februar 1866 zum Sturz des Herrschers führte. Während des folgenden Dreierrat-Interregnums (Locotenenţa Domnească: Nicolae Golescu, Lascăr Catargiu und Nicolae Haralambie) und in der ersten Regierungsperiode des neugewählten Fürsten Karl war R. Unterrichtsminister (Februar-Juli 1866). Er galt dann als einer der führenden Männer der 1874/75 gegründeten liberalen Partei. Als Vorsitzender der Abgeordnetenkammer verfocht er enthusiastisch den Unabhängigkeitskrieg Rumäniens. Während der Regierungszeit Brătianus war er vom März bis Dezember 1878 und vom Juni 1881 bis Januar 1882 Innenminister, geriet aber mit dem alten Freund und Mitkämpfer in schwere Auseinandersetzungen wegen dessen Annäherungstendenzen an die Zentralmächte und dessen ihm zu wenig demokratisch scheinende Wahlkampfreform, was schließlich zu einer Spaltung der Liberalen führte (1884). Als Vertreter des mittleren und Kleinbürgertums war R. von einer etwas unklaren, romantisch angehauchten Ideologie geleitet, wobei er jedoch stets ein Anhänger demokratischer Reformen blieb. Als Publizist pflegte er einen leidenschaftlich pathetischen Stil im Geiste der 1848er Jahre und forderte unermüdlich die Durchführung echtdemokratischer Reformen sowie die nationale Unabhängigkeit seines Landes. In seinen Jugendjahren schrieb R. sentimental-patriotische Gedichte, die 1843 als „Ceasurile de mulţămire“ (Zufriedene Stunden) erschienen. Außer seinen zahlreichen Übersetzungen aus den Werken George Byrons, Pierre Jean de Berangers, Alphonse de Lamartines und Victor Hugos hat R. ein Tagebuch hinterlassen - das erste seiner Art in der rumänischen Literatur - das 1902 unter dem Titel „Note intime 1844-1859“ veröffentlicht wurde. Während seiner Amtszeit als Unterrichtsminister wurde 1866 die Rumänische Akademie gegründet, deren aktives Mitglied er bis zu seinem Tode blieb. 1877 war er Generaldirektor des rumänischen Nationaltheaters. 1903 wurde sein Andenken durch ein Denkmal - ein Werk des Bildhauers W. Hegel - in Bukarest verewigt.

Literatur

Ulbach, Louis: C. A. Rosetti. Paris 1885.
Lui C. A. Rosetti (1816-1916) la o sută de ani dela naştere. Bucureşti 1916.
Bogdan, Ion: Discurs ţinut cu ocazia centenarului naşterii lui C. A. Rosetti. In: An. Acad. Rom. 39 (1921).
Rotaru, Aurel: C. A. Rosetti (1816-1885). Vaslui 1939.
Rosetti, Radu (Generalul): Familia Rosetti. Bd 2. Celelalte ramuri. Bucureşti 1940, 76-81.
Cincea, Paraschiva: Disidenţa liberal-radicală condusă de C. A. Rosetti (1878-1885). In: Studii 18 (1965) 363-381.
Dies.: Viaţa politică din România în primul deceniu al independenţei de stat. Bucureşti 1974.

Verfasser

George Ciorănescu (GND: 130641340)


GND: 116627301

Weiterführende Informationen: https://prometheus.lmu.de/gnd/116627301

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Empfohlene Zitierweise: George Ciorănescu, Rosetti, Constantin A., in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 4. Hgg. Mathias Bernath / Karl Nehring. München 1981, S. 55-56 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1605, abgerufen am: (Abrufdatum)

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