Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Vasa, Pashko

Vasa, Pashko (Vasa Pascha, Vasa Pascha Shkodrani, Wassa Efendi), türkischer Staatsmann, albanischer Patriot und Schriftsteller, * Skutari 1825, † Beirut 1892.

Leben

Obwohl Autodidakt, erwarb sich V. bereits in seiner Jugend eine breite Bildung und lernte Italienisch, Französisch und Serbokroatisch. In Skutari kam er mit einigen Italienern in Kontakt, die nach der erfolglosen Revolution von 1848 in Neapel dorthin geflohen waren. Von ihren revolutionären Ideen angezogen, nahm V. 1849 in Venedig am Aufstand gegen die Österreicher teil, floh nach dessen Niederschlagung in die Türkei und begann dort seine Karriere im osmanischen Verwaltungsdienst. Seine ersten Posten sind nicht bekannt, 1863- 1864 war er aber mit Sicherheit Sekretär des bekannten osmanischen Staatsmannes und Historikers Ahmed Cevdet Pascha auf dessen Inspektionsreise in Bosnien und der Herzegowina (er selbst schrieb, daß seine Berufung auf diesen Posten nur der Tatsache zu verdanken war, daß er der slawischen Sprache mächtig war). Nach Beendigung dieser Mission veröffentlichte V. seine persönlichen Eindrücke in französischer Sprache in dem Buch ,,La Bosnie et l’Hercégovine pendant la mission de Djevdet efendi. Par Pasco Wassa efendi (Constantinople: Imprimérie du „Courrier d’Orient“ 1865). In diesem Werk finden sich trotz einiger Ungenauigkeiten viele Angaben über Geschichte, kulturelle und wirtschaftliche Verhältnisse in Bosnien und der Herzegowina. Das Werk wurde auch ins Serbokroatische übersetzt: Bosna i Hercegovina za vreme misije Dzevdet efendije (Sarajevo 1958; interessanterweise wird dieses Werk V.s weder in der „Historia e popullit shqiptar“ noch in der „Historia e letërsisë shqipe“ erwähnt).
1879 war V. in der Verwaltung des Vilayets Edirne, danach zusammen mit Ismail Qemal Bey Vlora in Varna tätig. Vier Jahre später bekam er den Paschatitel und wurde zum Gouverneur des Libanon ernannt, wo er 1892 verstarb.
Bereits 1864, als man gerade unter den albanischen Intellektuellen Istanbuls darüber nachzudenken begann, daß das albanische Volk sich innerhalb des Osmanischen Reiches zumindest kulturell emanzipieren müßte, gehörte V. zu den energischsten Befürwortern einer solchen Aktion. Er bemühte sich gemeinsam mit Hoxha Tahsin, Jani Vreto und Sami Frashëri um die Schaffung eines albanischen Alphabets, um die Herausgabe der ersten albanischen Fibel (Alfabetare) sowie um die Gründung einer Gesellschaft für den Druck albanischer Bücher (Shoqëri e të shtypurit shkronja shqip). V. trat dabei für die Annahme des lateinischen Alphabets ein. Im Zusammenhang damit veröffentlichte er 1878 in Istanbul eine Broschüre unter dem Titel „L’alphabet latin appliqué à la langue albanaise“. Ein Jahr später erschien in Paris sein Buch „La vérité sur l’Albanie et les Albanais“, das ebenfalls 1879 in Berlin auch deutsch erschien: „Albanien und die Albanesen (Zur griechischen Frage). Eine historisch-kritische Studie“. Dieses Buch wurde auch ins Griechische und Türkische übersetzt, was auf eine organisierte Aktion schließen läßt, um den europäischen Leser mit den Albanern und ihrer Vergangenheit vertraut zu machen. In diesem Werk behandelt V. die Geschichte des albanischen Volkes von den Pelasgern und Illyrern bis in seine Zeit. Er forderte nicht die Unabhängigkeit Albaniens, auch keine Autonomie innerhalb des Osmanischen Reiches, sondern nur die Zusammenfassung aller albanischen Gebiete zu einem einzigen Vilayet, in dem das einheimische Element seinen Platz in der Verwaltung finden und zwischen allen Konfessionen „Einigkeit, gegenseitiges Verständnis und Brüderlichkeit“ herrschen würde. Er forderte eine Reorganisation der Verwaltung, die kulturelle Erweckung des Volkes und die Ausnützung der natürlichen Reichtümer des Landes, denn Albanien könnte seiner Meinung nach eine zweite Schweiz werden. Das Buch wurde, mit vielen Anmerkungen versehen, auch ins Albanische übersetzt: „E vërteta mbi Shqipninë dhe Shqiptarët. Studim historik prej Vassa Efendi. Përkthim nga frangjishtja dhe komentim prej Mehdi Frashërit“ (Tiranë 1935).
Um die albanische Sprache bekannt zu machen, veröffentlichte V. 1887 in London eine „Grammaire albanaise à l’usage de ceux qui désirent apprendre cette langue sans l’aide d’un maître“. Daneben versuchte er sich auch als Dichter und Romancier. 1873 erschien in Istanbul eine Sammlung von empfindsamen Gedichten in italienischer Sprache unter dem Titel „Rose e spine“, 1890 in Paris ein Roman in französischer Sprache „Bardha de Temal. Scènes de la vie albanaise“, den er unter dem Pseudonym Albanus Albano (V. P.) veröffentlichte. Darin werden, wie der Titel schon besagt, Themen aus dem albanischen Milieu behandelt.
Die wenigsten seiner Werke schrieb V. in albanischer Sprache. Neben dem „Alfabetare“, das 1879 in Istanbul erschien, veröffentlichte er unter dem Titel „Shqypnia dhe Shqyptaret (Albanien und die Albaner) eine kurze Geschichte des albanischen Volkes und ein einziges Gedicht „O moj Shqypni (Oh mein Albanien), dessen Original zwar verlorenging, das aber in Jan Urban Jarniks „Zur albanischen Sprachkunde“ (Leipzig 1899) abgedruckt und im „Kalendari kombiar“ (National-Kalender, Sofia 1899) wiederveröffentlicht wurde. Es wurde rasch eines der populärsten albanischen Lieder, zum Schluß eine Art Nationalhymne, die alle schriftkundigen Albaner auswendig wußten.

Literatur

Hist. Shqip. Bd 2, passim.

Verfasser

Hasan Kaleshi (GND: 1084144948)

GND: 119147432

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd119147432.html


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Empfohlene Zitierweise: Hasan Kaleshi, Vasa, Pashko, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 4. Hgg. Mathias Bernath / Karl Nehring. München 1981, S. 387-389 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1830, abgerufen am: (Abrufdatum)

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