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Zervos-Iakovatos, Ilias, griechischer Politiker, * Grizatoi (auf Kephallonia) 27.10. 1814, † Argostolion (auf Kephallonia) 1894.
Leben
Z. studierte zunächst an der Ionischen Akademie in Korfu, später in Pisa, wo er 1839 seine Rechtsstudien mit der Doktorwürde beendete. Zurückgekehrt nach Kephallonia, übte er den Beruf eines Rechtsanwaltes aus. Aufgrund seiner liberalen Gesinnung protestierte er wiederholt gegen die Übergriffe der britischen Verwaltung. Er wurde unter polizeiliche Überwachung gestellt, jedoch gegen Kaution wieder auf freien Fuß gesetzt. Trotz dieser Verfügung änderte Z. seine kritische Haltung der englischen Schutzherrschaft gegenüber nicht und wurde schließlich mit der Anklage auf Beschimpfung des britischen Gouverneurs auf die Zwerginsel Othonoi verbannt, nach vier Monaten wieder freigelassen. Z. gründete in Argostolion eine Druckerei, schloß sich der Radikalen Partei (Rizospastiko Komma) an, die für eine Annexion der Sieben Inseln an Griechenland eintrat, und druckte die Flugschriften dieser politischen Organisation. Die Verfassungsreform von 1843 in Griechenland, die König Otto I. zur Annahme einer konstitutionellen Monarchie zwang, fand lebhaften Widerhall bei der Bevölkerung der Ionischen Inseln. Es kam zu Unruhen, die Engländer hielten Z. für einen revolutionären Volksaufwiegler und nur eine siebenmonatige Bürgschaft bewahrte ihn vor neuerlicher Haft. Im Februar 1849 begann das Organ der Radikalen Partei „Phileieftheros“ (Der Liberale) zu zirkulieren. Das Programm des Blattes war die systematische Aufklärung des Volkes über seine politischen Rechte. An der britischen Verwaltung wurde in sprachlich ätzender Schärfe - ganz in der Tradition der Ionischen Satire - strengste Kritik geübt. Nach dem Erscheinen des dritten Blattes wurde Z. neuerlich verhaftet, da die Zeitung großen Einfluß auf die politische Gesinnung des Volkes ausübte und man einem Aufstand gegen die Schutzmacht Großbritannien rechtzeitig in den Arm fallen wollte. Z. sollte nach Malta verschickt werden, als Strafmilderung wurde er auf die nahe Insel Paxoi verbannt, wo er denn auch nur vier Monate verblieb. Die erwartete Volkserhebung fand noch im selben Jahr statt; Z., der gleich nach seiner Freilassung die vierte Nummer des polemischen Blattes herausgab und an den Unruhen aktiv beteiligt war, wurde sofort wieder verhaftet und nach Kythira an der Südspitze des Peloponnes verschickt. Im folgenden Jahr wurde er aber zum Parlamentsabgeordneten in das neunte Parlament der Ionischen Republik gewählt, worauf sich die Regierung gezwungen sah, seine Verbannung aufzuheben. Am 26. November 1850 kam es zur historischen Abstimmung über den Anschluß der Ionischen Republik an Griechenland, worauf dasselbe von der britischen Schutzregierung gewaltsam aufgelöst wurde. Z. verschärfte seine journalistische Polemik gegen die „Fremdherrschaft“ noch weiter. Er wurde neuerlich verhaftet und zum vierten Mal verbannt, diesmal auf das einsame Eiland Antikythira, wo er sechs Jahre verblieb. 1857 wurde er auf Beschluß des Parlaments freigelassen und begab sich nach Istanbul, wo er für wenige Jahre den Beruf eines Rechtsanwalts ausübte. Er wurde als Abgeordneter in das elfte Parlament der Ionischen Inseln gewählt, das aber vom britischen Gouverneur aufgelöst wurde. 1860 wurde er neuerlich zum Parlamentsabgeordneten und zum Vorsitzenden des Parlaments bestellt und kehrte endgültig nach Kephallonia zurück. 1862 unterbreitete er Reformvorschläge, die von seinen eigenen Parteileuten nicht gebilligt wurden, worauf er seinen Rücktritt einreichte, der jedoch nicht angenommen wurde. Bei den Verhandlungen über die Annexion der Sieben Inseln an Griechenland wählte man ihn zum Bevollmächtigten der Insel Kephallonia in der zweiten Nationalversammlung in Athen. Z. nahm die Wahl aber nicht an, ebenso das Ministeramt, das man ihm antrug. Er blieb als Privatmann auf seiner Heimatinsel bis zu seinem Tod. Er hinterließ eine Autobiographie, eine Geschichte der Familie Zervos sowie viele philologische und politische Schriften.
Literatur
Dusmani, V.: Symvoli eis tin istorian tis enoseos tis Eptanisu. Athen 1924.
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