Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Alexios III. Angelos
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Alexios III. Angelos

Alexios III. Angelos, byzantinischer Kaiser 1195-1203, † Nikaia nach 1211, Sohn des Andronikos Angelos und der Euphrosyne Kastamonitissa.

Leben

A. bemächtigte sich im Jahre 1195 der Krone, nachdem er seinen Bruder Isaak II. gewaltsam entthront hatte. Seine Regierung ist durch den vollständigen Verfall des Verwaltungs- und Finanzsystems, des Heeres und der Flotte gekennzeichnet. Die Provinzen und Küsten waren seitdem den Einfällen der Feinde und Piraten preisgegeben.
Die Machtergreifung des A. war den Lateinern ein willkommener Anlaß, sich in die byzantinischen Angelegenheiten einzumischen. An erster Stelle aspirierte der deutsche Kaiser Heinrich VI., Sohn Friedrich Barbarossas, unter dem Vorwand der Ehe seines Bruders mit einer der Töchter des Isaak auf den Thron von Konstantinopel; gleichzeitig beanspruchte er als Erbe des Sizilianischen Königreichs die von den Normannen im Jahre 1185 eroberten byzantinischen Gebiete. Ein Ausgleich mit dem deutschen Kaiser gelang A. nur auf der Basis eines jährlichen schweren Tributs, der sog. „Alemannensteuer“.
Auch auf dem Balkan war A., trotz seiner verwandtschaftlichen Beziehungen zu Stephan Nemanja - seine Tochter Eudokia war mit dem Sohn Nemanjas verheiratet - der Situation nicht gewachsen. Die Kriege gegen die Bulgaren endeten mit der Niederlage der Byzantiner im Jahre 1195 und 1196. Durch seine ungeschickte Politik gegenüber den Balkanländern trieb er diese geradezu in die Arme der römischen Kirche (so Bosnien und das Groß-Bulgarien Kalojans).
Indessen erstrebte Innozenz III. immer noch die Kirchenunion, doch wurden seine Bemühungen durch den 4. Kreuzzug unterbrochen. Die Wendung dieses Kreuzzuges gegen Konstantinopel ist vor allem der Habgier des Dogen Enrico Dandolo zuzuschreiben. Seit 1082 hatte Venedig bedeutende Privilegien im Levantehandel erworben, die namentlich durch den Vertrag von 1198 erneuert worden waren; ungeachtet dessen trachtete es danach, seine Position weiter zu stärken. Das Ergebnis war die Belagerung (1203) und Einnahme und Plünderung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer (1204).
Während der Belagerung floh A. mit den Kronjuwelen zuerst nach Thessalien, später nach Arta. Im folgenden verbündete er sich mit dem Sultan von Ikonion Kaj-Khusraw gegen Theodoros I. Laskaris von Nikaia. 1211 fiel der Sultan im Verlauf einer Schlacht, A. wurde Gefangener Theodoros’ und beendete sein Leben in einem Kloster von Nikaia.
Aus seiner Ehe mit der energischen Euphrosyne Kamaterina gingen drei Töchter hervor: Eudokia, die zuerst Stephan von Serbien, dann Alexios V. Dukas Murtzuphlos und schließlich Leon Sguros heiratete; Anna, die Theodorus I. Laskaris, Kaiser von Nikaia, heiratete; und schließlich Irene, die Gemahlin Alexios’ Palaiologos, des Großvaters Michaels VIII. Palaiologos, der 1261 Konstantinopel zurückeroberte und das byzantinische Reich restaurierte.

Literatur

Ostrogorsky, Georges: Vosvyšenie roda Angelov. In: Jubilejnyi Sborník Russkago Archeologičeskago Obščestva. Belgrad 1936, S. 111-129.
Brand, Charles M.: Byzantium confronts the West (1180-1204). Cambridge/Mass. 1968.

Verfasser

Eras L. Vranoussi

GND: 129523291

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd129523291.html


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Empfohlene Zitierweise: Eras L. Vranoussi, Alexios III. Angelos, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 50-51 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=431, abgerufen am: (Abrufdatum)

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