Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

A. war unter seinem Vorgänger Philippikos-Bardanes (711-713) Protoasekretis und hieß Artemios. Nicht die Truppen aus dem Thema Opsikion, die Philippikos stürzten (3.06.), sondern Senat und Volk erhoben den tüchtigen Zivilbeamten zum Kaiser (4. 06.). A. machte sofort die unpopulären monotheletischen Maßnahmen seines Vorgängers rückgängig und stellte durch Anerkennung des 6. Allgemeinen Konzils (680/1) die Orthodoxie wieder her. Seine Hauptsorge galt der Erneuerung der militärischen Stärke des Reiches und der Ernennung fähiger Kommandanten (darunter des späteren Leon III.). Er rüstete die Hauptstadt für eine Belagerung durch die Araber, welche ab 714 unabwendbar schien. Als er sie aber bei ihren Vorbereitungen überfallen wollte und dazu auch die Opsikianer, deren Führer er nach Philippikos' Sturz bestraft hatte, nach Rhodos zu kommen befahl, rebellierten diese erneut. Nach etwa 6 Monaten mußte A. sich ergeben; sein Nachfolger Theodosios III. (715-717) erlaubte ihm, sich als Mönch nach Saloniki zurückzuziehen. Später, nach Theodosios' Sturz, bereute er seine gezwungene Abdankung und versuchte 719 mit Hilfe des bulgarischen Chans Tervel den Thron zurückzugewinnen. Der Versuch schlug fehl. Die Bulgaren schlossen Frieden und lieferten A. aus. Er wurde im Hippodrom in Konstantinopel enthauptet.

Bury, John B.: A History of the Later Roman Empire. From Arcadius to Irene (395-800). Bd 2. London 1889, S. 370-373.

Bréhier, Louis: Anastasius. In: Dict. Hist. et Géogr. Eccl. 2 (1914) 1464-1465.