Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Argetoianu, Constantin

Argetoianu, Constantin, rumänischer Staatsmann, * Craiova 3.03.1871, † Aiud 1952, Sohn des Generals Ioan A.

Leben

A. studierte in Frankreich Literatur und Medizin und promovierte dort zum Dr. med. 1898 entschied er sich jedoch für die diplomatische Laufbahn und war zeitweise Legationsrat in Wien. Später widmete er sich der innenpolitischen Tätigkeit, zuerst als Senator, später als Justizminister (29.1.-6.03.1918) im Kabinett von General Averescu.
Als Bevollmächtigter seines Landes Unterzeichnete er 1918 die Vorfriedensverhandlungen in Buftea (Rumänien) mit den Zentralmächten, wonach die Karpatenpässe Österreich-Ungarn zufielen, die Dobrudscha an Bulgarien abgetreten wurde und ein 50jähriger Wirtschaftsvertrag zugunsten des Deutschen Reiches eingehandelt wurde.
Vom 13. März bis 13. Juni 1920 war A. Finanzminister, ebenfalls im Kabinett des Generals Averescu, später Innenminister (13.06.1920-17.12.1921). Als die neue Regierung ans Ruder kam, waren mit den neuen Grenzen auch schwere innenpolitische Probleme zu überwinden. War bislang die nationale Einheit die eigentliche Triebfeder gewesen, mußten nun politische Bedenken aus dem Feld geräumt werden. Der ständige Anstieg der Lebensmittelkosten löste Unzufriedenheit in Stadt und Land aus und nährte die Agitationsmanöver der Sozialisten, während die allgemeine Unsicherheit den Rückgang der Produktion hervorrief. Als Innenminister ließ A. sämtliche Teilnehmer des ersten Kommunistenkongresses in Bukarest verhaften. Während der Nimbus der Volkspartei Averescus allmählich schwand, trat A. zurück und gründete zusammen mit Nicolae Iorga die „Nationaldemokratische Partei“, die 1925 sich der „Nationalpartei“ Iuliu Manius anschloß.
Während einer kurzen Regierungsperiode des Kabinetts Barbu Ştirbei war A. Landwirtschaftsminister, auch stellvertretender Innenminister (4.-22.06.1927). In der darauffolgenden Regierung Ionel Brătianus war er ebenfalls Landwirtschaftsminister (22.06.1927-16.11.1928). 1931-1932 galt er als prominentester Politiker im Kabinett Iorga und wurde zuerst Finanz- (18.06.1931-6.06.1932), später Innenminister (27.05.1931-6.06.1932). Hauptziel der neuen Regierung war, die Landwirtschaftsschulden, die durch langjährige Zinsflüsse ins Unermeßliche geraten waren, schleunigst abzubauen. Im Dezember 1931 bestellte A. ein Moratorium in Erwartung einer endgültigen Lösung und brachte dann einen Gesetzentwurf zur Konvertierung der Landwirtsdiftsschulden ein, der allen Schuldnern 50 % ihrer Schulden erließ. Die restlichen 50 % sollten mit einem Zinssatz von 3 % in den nächsten 17 Jahren getilgt werden. Die Staatseinnahmen waren dermaßen gering, daß selbst die Beamten- und Angestelltengehälter nicht voll ausbezahlt werden konnten, was zum unweigerlichen Sturz der Regierung Iorga führte.
Vom 10. Februar bis 30. März 1938 war A. Industrie- und Handelsminister im Kabinett des Patriarchen Miron Cristea. König Karl II. erwies ihm die Gunst, ihn als Königlichen Rat (30.03.1938) und vom 28. September bis 24. November 1939 zum Premierminister zu ernennen, wodurch die Königsdiktatur untermauert werden sollte. Während des 2. Weltkrieges fuhr er nach Genf, wo er sich jeder politischen Tätigkeit enthielt. Anfang 1947 kehrte er nach Bukarest zurück, in der Hoffnung, eine politische Rolle spielen zu können. Er wurde jedoch 1950 in Pomârla interniert und anschließend im Staatsgefängnis von Aiud gefangengesetzt, wo er 1952 unrehabilitiert starb.
A. verfaßte mehrere wirtschaftliche und finanzpolitische Arbeiten, sowohl in rumänischer als auch in französischer Sprache. Die wichtigsten sind: Marea noastră proprietate şi exproprierea (1913), L’influence de la banlieu sur l’âme des capitales, In jurul valutei noastre, Problema constituţională (1923), Statul agrar (1933), In jurul asanării economice (1934). Die politischen Parteien und das Königshaus diffamierende Abschnitte seiner Memioren wurden vom kommunistischen Regime in der Zeitschrift „Magazin istoric“ (Nr. 1 vom April 1967 bis Nr. 3 (12) vom März 1968) postum publiziert.

Verfasser

George Ciorănescu (GND: 130641340)


GND: 119074745

Weiterführende Informationen: https://prometheus.lmu.de/gnd/119074745

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Empfohlene Zitierweise: George Ciorănescu, Argetoianu, Constantin, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 92-93 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=473, abgerufen am: (Abrufdatum)

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