Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

1665 Iguman des Klosters von Peć, wurde A. 1669 Metropolit von Peć und half als solcher dem kranken Patriarchen Maksim bei der Kirchenverwaltung. 1674 wurde er zum Patriarchen gewählt. Ende 1682 unternahm er eine Pilgerreise nach Jerusalem. Das Tagebuch („Dnevnik“) dieser Reise gilt als einer der ersten serbischen Reiseberichte. Nach seiner Rückkehr 1683 hielt er sich vorwiegend in Slawonien auf. Da er auch in der Folgezeit sehr häufig das unter seiner Jurisdiktion stehende Gebiet bereiste, erregte er bei den Türken, die ihre Belagerung von Wien aufgeben mußten, den Argwohn, er beziehe aus Wien Geld, um Freiwillige für die kaiserliche Armee zu werben. Ob dieser Verdacht stimmte, ist nicht erwiesen. Jedenfalls unterhielt er Verbindungen nicht nur zu Wien, sondern auch zu Rußland, Venedig und zur römischen Kurie. Seine Lage in Peć wurde daraufhin immer schwieriger. 1689 sah er sich deshalb gezwungen, zunächst nach Nikšić und dann nach Cetinje, also seiner engeren Heimat, zu fliehen. Hier versuchte er, seine Landsleute und die benachbarten albanischen Stämme zum Aufstand gegen die Türken zu veranlassen. Im Oktober 1689 traf er sich in Prizren mit dem kaiserlichen General Piccolomini; einen Monat später unterstützten 20 000 Serben und Albaner den Kampf der Österreicher. Doch deren Niederlage im Januar 1690 bei Kačanik zwang ihn, sich über Novi Pazar und Studenica nach Belgrad zu begeben.

Am 6. April 1690 forderte eine Proklamation Kaiser Leopolds alle Serben zur Erhebung gegen die Türken auf. Am 18. Juni 1690 versammelten sich daraufhin die serbischen Stammeshäupter unter der Leitung von A. in Belgrad und beschlossen, den Kampf fortzusetzen. Das weitere Vorrücken der Türken (im Oktober standen sie bereits vor Belgrad) machte jedoch die Flucht nach Norden notwendig. Mit A. begaben sich 70-80 000 Serben auf ungarisches Territorium. Kaiser Leopold gewährte ihnen am 21. August 1690 Glaubensfreiheit, freie Wahl der Bischöfe und Woiwoden sowie den weiteren Gebrauch des alten Kalenders.

Patriarch A. hatte das Recht, auch in weltlichen Angelegenheiten zu entscheiden. Das brachte ihn in Gegensatz zum Grafen Djordje Branković, der sich als ein Nachkomme des serbischen Despoten Branković ausgab. Zu Schwierigkeiten kam es auch mit dem ungarischen Primas Kardinal Kollonits, der die Serben zur Union bewegen wollte, dabei aber auf den energischen Widerstand A.s stieß. Der Patriarch versuchte, die Unterstützung Rußlands zu gewinnen und hatte mehrere Unterredungen mit dem russischen Botschafter in Wien, K. N. Nefimonov. Im Dezember 1696 begab sich eine Gesandschaft A.s unter Leitung des Metropoliten Stefan Metohijac nach Rußland, um Peter den Großen zu bitten, sich für die Einhaltung der den Serben gewährten Privilegien einzusetzen. Bis zu seinem Tode führte A. mit großer Zähigkeit diesen Kampf fort. Obwohl es ihm nicht gelang, für seine Landsleute ein eigenes geschlossenes Territorium zu erhalten, konnte er alle Unionsbemühungen des katholischen Klerus zunichte machen.

Ruvarac, Ilarion: Odlomci o grofu Djordju Brankoviću i Arseniju III Crnojeviću, patrijarhu. Belgrad 1896.

Tomić, Jovan N.: Patrijarh Arsenije III Crnojević prema Mlečićima i Ćesaru 1685-1695. In: Glas SA 70(1906) 65-161.

Kostić, Mita: Prilozi istoriji srpskoarbanaskog ustanka 1689-1690 g. In: Arh. arban. Starinu, Jezik i Etnol. 2 (1924) 1, 11-20. Veselinović, Rajko L.: Arsenije III Crnojević u istoriji i književnosti. Belgrad 1949 (mit Bibliographie).