Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Beck, Max Vladimir
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Beck, Max Vladimir

Beck, Max Vladimir (eigentlich: Maximilian Josef Marie Johann Wladimir) Freiherr von, österreichischer Politiker, * Währing bei Wien 6.09.1854, † Wien 20.01.1943, väterlicherseits aus ursprünglich bäuerlichen Verhältnissen, teils slawischer Herkunft, mütterlicherseits aus dem Salzburger Patriziergeschlecht der Hagenauer.

Leben

Der Familientradition folgend, trat B. noch vor Erwerb seines Dr. jur. (1878) in der Finanzprokuratur in den Staatsdienst ein (1876). Von 1880 bis 1906 war B. im Ackerbauministerium tätig (seit 1900 als Sektionschef), wo er maßgeblichen Anteil an der Vorbereitung wichtiger Agrarreform-Gesetze hatte. B. war auch politischer Ratgeber des Thronfolgers Franz Ferdinand, der ihm die Redaktion seines Tagebuchs über die Weltreise von 1892 anvertraute. Vom 2. Juni 1906 bis 15. November 1908 war B. österreichischer Ministerpräsident; von 1907 an Herrenhausmitglied; vom 3. Dezember 1915 an Präsident des Obersten Rechnungshofes; vom 14. Februar 1919 bis 15. Juli 1934 Präsident des Rechnungshofes.
Als B. 1906 die Ministerpräsidentschaft annahm, stand die Frage der Wahlrechtsreform bereits an, eine innenpolitische Krise in Ungarn war vorangegangen (1905), und die Ausgleichsverhandlungen mit Ungarn waren noch nicht gelöst. Nach dem Übergangskabinett Hohenlohe konnte B. zunächst eine Reihe wesentlicher Erfolge, namentlich mit der Durchsetzung des allgemeinen Wahlrechts im Dezember 1906 einleiten, der lange, zum Teil bittere Diskussionen um Berücksichtigung höherer Steuerleistungen der Deutschen vorangegangen waren (diese brachten rund 63%) der zisleithanischen Steuerleistung auf, machten zahlenmäßig nur 35% der Bevölkerung aus, erhielten schließlich 43% der Parlamentssitze). Hauptgewinner der ersten gleichen, direkten und geheimen (Männer-)Wahl vom Mai 1907 waren die großen Massenparteien der Sozialdemokraten (87 Abgeordnete, darunter 49 deutsche) und Christlichsozialen, die mit den Katholisch-Konservativen bald einen homogenen Block von 96 Abgeordneten bildeten, während nur 13 Deutschradikale unter Wolf und drei Schönerianer, sowie mehrere weitere, jedoch gemäßigte Nationale gewählt wurden und statt der 96 Aristokraten des alten Parlaments im neuen nur noch 33 vertreten waren. In der Folge konnte eine für damals relativ progressive Sozialpolitik verfolgt werden (Arbeiterversicherungsreform, Alters- und Invalidenversicherung). B. war schließlich auch in den ungarischen Ausgleichsverhandlungen erfolgreich, die Quote wurde zugunsten Österreichs modifiziert (63,6%-36,4%). Rekrutierungsvorlage, neues Budget und Verstaatlichung der Nordbahn erfolgten ebenfalls ziemlich reibungslos. In seinen Versuchen, in Böhmen eine am mährischen Ausgleich orientierte befriedigende Lösung der nationalen Probleme herbeizuführen, war B. jedoch glücklos - wohl aufgrund politischer Strukturen und nicht persönlicher Unfähigkeit. Deutsche wie Tschechen fühlten sich von B. benachteiligt. Franz Ferdinand, ehemals sein Gönner, wandte sich wegen der demokratischen Wahlreform gegen B., der dann gerade während einer schweren außenpolitischen Krise der Monarchie (Annexionskrise) demissionieren mußte, nachdem sich auch die Christlichsozialen - offenbar unter dem Einfluß des Thronfolgers - von ihm abgewandt hatten. Dieser „politische Meuchelmord“ (so B. selbst) beendete den vielleicht letzten konstruktiven Versuch einer inneren Neugestaltung des Reichs abrupt.

Literatur

Allmayer-Beck, Johann Christoph: Ministerpräsident Baron Beck. Ein Staatsmann des alten Österreich. Wien 1956.

Verfasser

Georg Erich Schmid (GND: 13221637X)

GND: 118654373

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd118654373.html


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Empfohlene Zitierweise: Georg Erich Schmid, Beck, Max Vladimir, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 166-167 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=544, abgerufen am: (Abrufdatum)

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