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Cipariu, Timotei, rumänischer Sprachwissenschaftler, Verfechter des rumänischen nationalen Bewußtseins in Siebenbürgen, * Panád, (Pănade, Kokelburger Komitat) 21.02.1805, † Blasendorf (Balázsfalva, Blaj) 22.08.1887.
Leben
C. besuchte das Gymnasium und das griechisch-katholische Priesterseminar in Blasendorf. Daneben sammelte er als Autodidakt eine Vielzahl von Kenntnissen auf zahlreichen Fachgebieten. Er beherrschte zwölf Sprachen, darunter Altgriechisch und Latein. 1827 wurde C. zum Professor am Priesterseminar zu Blasendorf ernannt. 1842 erhielt er die Würde eines Domkapitulars des Erzbistums Blasendorf. Zwischen 1854 und 1875 war er Direktor des Priesterseminars. Politisch trat C. besonders im Revolutionsjahr 1848/1849 hervor. Er gehörte dem sogenannten „legalistischen“ Flügel der rumänischen revolutionären Bewegung an und lehnte die „demokratisch-revolutionären“ Vorstellungen und Bestrebungen Avram Iancus und Alexandru Papiu-Ilarians ab. C. war einer der zehn Sekretäre der großen Volksversammlung der Rumänen aus Siebenbürgen auf der „Cîmpia Libertăţii“ (Freiheitsfeld) am 15./17. Mai 1848. Im selben Jahr begab er sich als Mitglied einer rumänischen Delegation nach Wien, um dem Hof die Forderungen der Rumänen Siebenbürgens nach Gleichberechtigung mit den anderen Nationalitäten zu unterbreiten.
C. war Gründer und Herausgeber zweier Periodika: „Organul Luminării“ (Das Organ der Erleuchtung, 1847 ff.), später in „Organul Naţional“ (Das nationale Organ) umbenannt, und die der Volksbildung gewidmeten Zeitschrift „Invăţătorul Poporului“ (Der Lehrer des Volkes, 1848 ff.). Die Kerngedanken seiner publizistischen Tätigkeit waren die romanische Herkunft der Rumänen und die Abschaffung der Leibeigenschaft; außerdem setzte er sich mit Nachdruck für die Einführung einer lateinischen ethymologischen Schreibweise ein, wobei er, von seiner Begeisterung für die nationale Sache getrieben, sich einige Übertreibungen zuschulden kommen ließ. Seine literarische und sprachwissenschaftliche Tätigkeit war durch national-politische Überzeugungen geprägt. 1858 veröffentlichte er die literarische Anthologie „Crestomaţie sau analecte literare“ (Chrestomathie oder literarische Analekten), die erste Sammlung literarischer Texte in rumänischer Sprache (Zeitspanne: 1550-1830). Die darin enthaltenen Texte sind nach Jahrhunderten und nach Erscheinungsland (Siebenbürgen, Moldau, Walachei) gegliedert. 1866 erschien seine „Principia de limba şi de scriptura sau gramatec’ a limbei române“ (Grundsätze der rumänischen Sprache und Schrift oder der rumänischen Grammatik). Diese historische Grammatik weist die erste phonetische Analyse der rumänischen Sprache auf. 1867-1872 gab er die erste rumänische philologische Publikation, „Arhivul pentru filologie şi istorie“ (Archiv für Philologie und Geschichte) heraus. 1871-1876 arbeitete er gemeinsam mit Iosif Hodoş und Gheorghe Sion an der dreibändigen Ausgabe eines Wörterbuches der rumänischen Sprache (Dicţionarul Limbii Române). 1872 geriet er in Gegensatz zu seinen beiden Mitarbeitern, weil diese seiner Ansicht nach die „Latinisierung“ der rumänischen Sprache zu weit trieben und diese in eine fremde Sprache verwandelten. C. war 1861 Mitbegründer der „Siebenbürgischen Gesellschaft für Literatur und Kultur des rumänischen Volkes (Asociaţiunea Transilvană pentru literatura română = ASTRA).
Die besondere Bedeutung C.s als rumänischer Patriot und Philologe bestand darin, den lateinischen Fundus der rumänischen Sprache erforscht und als erster rumänischer Sprachwissenschaftler die romanischen Mundarten südlich der Donau untersucht zu haben.
Literatur
Raţiu, Ion: Timotei Cipariu. Viaţa şi activitatea lui. Blaj 1905.
Manciulea, Ştefan: Activitatea politică a lui Timotei Cipariu. Blaj 1944.
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