Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Creangă, Ion
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Creangă, Ion

Creangă, Ion, rumänischer Schriftsteller, * Humuleşti 1.03.1837, † Jassy 31.12.1889.

Leben

C., der schon 1855 zugunsten des Namens seiner Mutter auf seinen Vatersnamen (Ştefănescu) verzichtete, entstammte einer aus Siebenbürgen in die Moldau eingewanderten Familie. Seine Kindheit verbrachte er in Humuleşti und Broşteni, wo er auch seinen ersten, sehr unregelmäßigen Unterricht genoß. Nach der Eröffnung der ersten Volksschule im Komitat Târgu-Neamţ durch den Fürsten Grigore Alexandru Ghica, gehörte auch C. zwei Jahre lang zu ihren Schülern, um dann auf die Katechetenschule in Fălticeni und endlich auf das Priesterseminar in Jassy überzuwechseln. 1858 wurde er hier Diakon.
Mit regem Interesse verfolgte C. den beachtlichen kulturellen Aufschwung, der sich nach der Vereinigung der beiden rumänischen Fürstentümer 1859 in der moldauischen Hauptstadt Jassy abzeichnete. Er gehörte zu den ersten Studenten, die sich an der 1860 gegründeten theologischen Fakultät immatrikulierten und auch zu den ersten Studierenden am 1863 gegründeten, von Titu Maiorescu geleiteten Lehrerseminar. 1864 wurde er als Lehrer eingestellt.
Als Fürst Ioan Alexandru Cuza im Jahre 1866 zur Abdankung gezwungen wurde, kam es in Jassy zu einem Aufstand separatistisch gerichteter Kräfte, an dem sich auch C. beteiligte. Ein Theaterbesuch C.s im Jahre 1868 führte zu Zwistigkeiten mit dem Metropoliten der Moldau, die schließlich - nicht ohne C.s eigenes Zutun - zu seinem Ausschluß aus dem Klerus führten. Unerwarteterweise wurde er jedoch auch vom Lehrbetrieb an öffentlichen Schulen ausgeschlossen, eine Maßnahme, die erst im Jahre 1874 von dem neuen Kultusminister Titu Maiorescu rückgängig gemacht wurde. Als Koautor verschiedener didaktischer Schriften - wie zum Beispiel einer „Neuen Methode des Lese- und Schreibunterrichts“ (1868), eines Lesebuchs (1871), eines methodologischen Leitfadens für Lehrkräfte (1876) und eines Geographiebuches (1879) - hat C. einen beachtlichen Beitrag für den Aufschwung des Schulwesens zu seiner Zeit geleistet.
Entscheidend für C.s literarischen Werdegang war seine 1874 erfolgte Begegnung mit dem Dichter Mihai Eminescu, der sein erzählerisches Talent erkannte und ihn zum Schreiben anregte. Eminescu war es auch, der C. in den Kreis des literarischen Zirkels „Junimea“, an dessen Spitze der Kritiker Titu Maiorescu stand, einführte. C. fand bei den dem Kreis der „Junimea“ nahestehenden Literaten großen Anklang; er wurde als die Verkörperung des von Maiorescu gepriesenen Ideals eines „volkstümlichen Schriftstellers“ gewürdigt. Im Jahre 1875 trat C. zum ersten Mal in der von dem Kreis der „Junimea“ herausgegebenen literarischen Zeitschrift „Convorbiri literare“ (Literarische Gespräche) hervor. Zu seinen bedeutendsten Werken gehören einige Märchen und Erzählungen, wie z. B. „Moş Ioan Roată şi Unirea“ (Der alte Ioan Roată und die Vereinigung der Fürstentümer, 1880). Dem Helden dieser im volkstümlichen Stil gehaltenen Erzählung gelingt die Beweisführung, daß die politische Vereinigung der rumänischen Fürstentümer Moldau und Walachei von der Masse des Volkes nur dann akzeptiert werden könne, wenn sie auch soziale Konsequenzen beinhalte.
Sowohl die Märchen als auch die in der Alltagswirklichkeit angesiedelten Erzählungen C.s zeichnen sich durch eine gelungene Synthese aus volkstümlichen Elementen und künstlerischem Raffinement aus. C.s Hauptwerk sind jedoch seine unter dem Titel „Amintiri din copilărie“ veröffentlichten Kindheitserinnerungen - gleichzeitig eine lyrische Evokation persönlicher Erlebnisse und ein zeitgeschichtliches Dokument. C.s „Amintiri“ gehören zu den originellsten Schöpfungen der rumänischen Literatur.

Literatur

Maiorescu, Titu: Literatura română şi străinătatea. Bucureşti 1882.
Iorga, Nicolae: Convorbiri literare. Bucureşti 1890.
Boutière, Jean: La vie et l’oeuvre de Ion Creangă. Paris 1930.
Streinu, Vladimir: Clasicii noştri. Bucureşti 1943.
Călinescu, George: Viaţa lui Creangă. Bucureşti 1938, 1966(3).

Verfasser

Anneli Ute Gabanyi (GND: 129614114)


GND: 118677268

Weiterführende Informationen: https://prometheus.lmu.de/gnd/118677268

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Empfohlene Zitierweise: Anneli Ute Gabanyi, Creangă, Ion, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 333-334 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=683, abgerufen am: (Abrufdatum)

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