Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Csokonai Vitéz, Mihály
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Csokonai Vitéz, Mihály

Csokonai Vitéz, Mihály, ungarischer Dichter, * Debreczin 17.11.1773, † ebd. 28.01.1805.

Leben

Cs., Sohn eines literarisch interessierten Arztes, besuchte das renommierte Collegium seiner Heimatstadt, dessen von dem Geist der Aufklärung beeinflußte Lehrer bestimmend für sein späteres dichterisches Wirken wurden. Im Rahmen schulischer Übungen verfaßte er seine ersten Gedichte. Nach dem Tode Josephs II. und nach den ersten Erfolgen der Französischen Revolution erhielt die Protestbewegung des Adels neue Impulse, und Cs. feierte in seinen Gedichten den gemeinsamen Sieg der Aufklärung und des nationalen Fortschritts. Besonders viele satirische Elemente finden sich in seinem epischen Gedicht „Békaegérharc“ (Froschmäusekrieg), das er nach dem fälschlich Homer zugeschriebenen Heldengedicht „Batrachomyomachia“ verfaßte. In den Gedichten um 1793 verkündete er unter dem Einfluß von Rousseau und Voltaire materialistische Ansichten und bekämpfte leidenschaftlich den religiösen Fanatismus und die Unterdrückung des einfachen Volkes. Wahrscheinlich stammt die erste ungarische Übersetzung des Kapitels über die Verteidigung des Atheismus aus Paul Thiry d’Holbachs „System der Natur“ von Cs. Das bedeutendste dramatische Werk des Dichters ist sein „satirisches Spiel“ „A méla Tempefői vagy az is bolond, aki poétává lesz Magyarországon“ (Der verträumte Tempefői oder auch derjenige ist verrückt, der in Ungarn zum Poeten wird, 1793). Die darin gezeichneten Typen vermitteln ein anschauliches Bild der damaligen ungarischen Gesellschaft.
1794 erhielt Cs. einen Lehrauftrag im Kollegium, doch er wurde von dort bereits ein Jahr später auf disziplinarischem Wege entfernt. Man lastete ihm einige kleinere Verstöße gegen die Institutsordnung an, doch in Wirklichkeit wollte man sich nach der Aufdeckung der Martinovics-Verschwörung von dem unbequemen jungen Mann trennen. Cs. studierte daraufhin ein Jahr Rechtswissenschaften in Sárospatak und ging anschließend im Herbst 1796 auf den Landtag nach Preßburg, wo er eine literarische Zeitschrift herausgab. Er blieb dabei so gut wie unbeachtet.
Es folgten Jahre eines unsteten Wanderlebens. Eine Heirat scheiterte am Mangel geordneter finanzieller Verhältnisse; nur vom Mai 1799 bis Februar 1800 gelang es ihm, einen Posten als Lehrer in Csurgó (Komitat Somogy) zu erhalten. Aus dieser Zeit stammt Cs.s komisches Epos (das erste dieser Gattung in der ungarischen Literatur) „Dorottya vagyis a dámák diadalma a farsangon“ (Dorothee oder der Sieg der Damen im Fasching), in dem der Dichter, nach eigenen Worten, „nationale Mißbräuche“ anprangern wollte. Vortrefflich ist auch hier die Schilderung des Adels, seiner Unwissenheit und seiner gesellschaftlichen Widersprüche. Cs.s Absicht, ein Epos über die ungarische Landnahme zu schreiben, wurde - bis auf die Einleitung - durch Krankheit und Tod verhindert.
Cs. war der größte Dichter der ungarischen Aufklärung. Dem Beispiel und der Anregung Ádám Pálóczi Horvaths folgend, wurde er auf die Volksdichtung aufmerksam, sammelte Volkslieder und schrieb selbst Gedichte in volkstümlicher Art. Die Dichtung Sándor Petőjis und János Aranys beruht auf der von ihm begründeten Tradition. Cs.s Engagement für die Spracherneuerung, die Wirkung seiner Dichtung auf die Entwicklung der lyrischen Ausdrucksformen in der ungarischen Sprache sind von einer eminenten Bedeutung.

Literatur

Csokonai Vitéz Mihály összes művei. 3 Bde. Budapest 1922.
Vargha, Balázs (Hrsg.): Csokonai emlékek. Budapest 1960.
Waldapfel, József: A travers les siècles et frontières. Budapest 1968.
Szauder, József: Sententia és pictura. In: Irod.-tört. Közl. 71 (1967) 517-538.
Ders.: Az estve és Az álom keletkezése. In: Irod.-tört. Közl. 73 (1969) 1-32.

Verfasser

GND: 118670662

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd118670662.html


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Empfohlene Zitierweise: , Csokonai Vitéz, Mihály, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 341 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=689, abgerufen am: (Abrufdatum)

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