Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Dalmatin, Antun

Dalmatin, Antun, slowenischer protestantischer Schriftsteller, * Senj (?) oder Norddalmatien Anfang des 16. Jh.s, † Laibach (Ljubljana) Mai 1579.

Leben

Nachdem sich D. als Geistlicher in Istrien der Reformation angeschlossen hatte, brachte er sich während der Verfolgungen in der Gegenreformation nach Laibach in Sicherheit, wo er 1559/60 lebte. Dort wirkte er als Hauslehrer bei der protestantischen Familie Klembner, und hier engagierte ihn 1560 Stjepan Konzul für die Übersetzung protestantischer Bücher ins Kroatische. 1561 wurde er in die kroatische protestantische Druckerei von Baron Ivan Ungnad, einem früheren Türkenkämpfer, nach Tübingen-Urach berufen, wo er bis 1566 arbeitete. Hier übersetzte und redigierte er in engster Zusammenarbeit mit Konzul den größten Teil des protestantischen Buchbestandes, der für die Verbreitung der neuen Konfession unter den Kroaten, Serben und auch Italienern gedacht war. Mit dieser Arbeit realisierte er in den ersten drei Jahren das Programm von Primož Trubar, dem slowenischen Reformationsführer, dessen slowenische Werke sie übersetzten, solange sie noch nicht selbständig arbeiteten. Eine ganze Reihe von Werken, die sie in Glagolica, Kyrillica und Latinica druckten, Unterzeichneten D. und Konzul gemeinsam, und vorläufig steht noch nicht fest, wie groß jeweils der Anteil eines jeden an den einzelnen Werken ist. Zu D.s engerem Aufgabenbereich gehörte die Betreuung der kyrillischen Ausgaben. Unter seiner Aufsicht wurden kyrillische Buchstaben gegossen, und schon 1561 machte er einen kyrillischen Probedruck: die „Tabla za dicu“ (eine Fibel) und einen „Katehismus“ nach den glagolitischen Ausgaben von Konzul. Es folgten Ausgaben unter kollektiver Redaktion, wie die Übersetzung des Neuen Testamentes - das Hauptwerk ihres Unternehmens, Übersetzungen von Lutherschen, Melanchthonschen und Brenzschen Postillen u. a. Ende 1564, nach dem Tode von Baron Ungnad, mußte die kroatische Druckerei in Urach ihre Arbeit einstellen. Darauf gingen D. und Konzul 1566 nach Regensburg, wo sie mit Unterstützung neuer Gönner für die kroatischen Ansiedler in Westungarn eine Übersetzung der Postille von Johannes Brenz (1499-1570) druckten, in Latinica und in zwei Teilen: „Parvi del postile evangeliov“ und „Drugi del postile to jest letni deli evangeliov“, beide „v Ratisponi poli Ivan Burgara“ 1568. Danach kehrte D. nach Laibach zurück, wo ihm die Landstände auf Empfehlung Trubars wegen seiner Verdienste und seines hohen Alters 1569 eine jährliche Pension zusprachen.
Unter den kroatischen protestantischen Schriftstellern, die hauptsächlich in der Emigration arbeiteten, war D. der zuverlässigste Übersetzer. Auch wenn der Anteil der von D. eingebrachten sachlichen und sprachlichen Elemente nicht zu fixieren ist, weil sein und Konzuls gemeinsames Werk das Ergebnis gegenseitigen Korrigierens und Beratens darstellt, steht doch fest, daß er in die kyrillischen Ausgaben eine Reihe kirchenslawischer Elemente, und zwar durchweg in štokavisch-ikavischer Form, einführte. Die Protestanten waren aus ideologischen und propagandistischen Gründen Verfechter der lebendigen Volkssprache in der Literatur und in der Kirche. Um in möglichst vielen kroatischen und serbischen Gegenden verstanden zu werden, paßten sie ihre Sprache zwar bewußt den verschiedenen sprachlichen Traditionen an, benutzten aber im Grunde einen nordčakavischen Dialekt, der von kajkavisch-slowenischen, štokavischen und kirchenslawischen Formen und der entsprechenden Lexik durchsetzt ist.
Ihre Arbeit ist als die erste gemeinjugoslawische Leistung auf dem kulturell-literarischen Sektor anzusehen und zu würdigen, der die Gegenreformation wenig Vergleichbares entgegenzustellen hatte.

Literatur

Kostrenčić, Ivan: Urkundliche Beiträge zur Geschichte der protestantischen Literatur der Südslaven. Wien 1874.
Bučar, Franjo: Povijest hrvatske protestanske književnosti. Zagreb 1910.
Murko, Mathias: Die Bedeutung der Reformation und Gegenreformation für das geistige Leben der Südslaven. Prag, Heidelberg 1927.
Bučar, Franjo und Franjo Fancev: Bibliografija hrvatske književnosti za reformacije. In: Starine 39 (1938) 49-128.
Rupel, Mirko: Nove najdbe naših protestantik. Ljubljana 1954.

Verfasser

Dagmar Burkhart (GND: 12883322X)


GND: 100517714

Weiterführende Informationen: https://prometheus.lmu.de/gnd/100517714

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Empfohlene Zitierweise: Dagmar Burkhart, Dalmatin, Antun, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 358-360 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=702, abgerufen am: (Abrufdatum)

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