Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Damjanich, János
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Damjanich, János

Damjanich, Johann (János), österreichischer Grenzer-Offizier und ungarischer Revolutionsgeneral, * Stázsa (Rayon des II. Banater Grenzregiments) 8.12.1804, † Arad 6.10.1849.

Leben

Als Sohn einer als Militärgrenzer privilegierten serbischen Familie wuchs D. im damals ungarischen Komitat Torontál in serbisch-magyarisch-deutscher Umgebung auf und ergriff den Soldatenberuf. Erst 40jährig wurde er Hauptmann und diente 1848 beim 61. Linieninfanterie-Grenzregiment, als ihn Kossuths Ideen begeisterten. Loyalitätskonflikte, bewirkt auch durch die widersprüchliche Haltung Ferdinands V., löste D. im Sinne jener das Heerwesen betreffenden Gesetze, wonach auf ungarisch verwaltetem Gebiet dienendes serbisches usw. Militär unmittelbar ungarischem Kommando unterstand. Doch eine vorbehaltlose Unterstützung des ungarischen Freiheitskampfes brachte D. in Gegensatz zu den Serben in der Batschka und im Banat, wo er ab Sommer 1848 den proösterreichischen Serbenaufstand niederzuschlagen half. Lajos Kossuth erschien der vollbärtige, korpulente Hüne mit der Stentorstimme als Repräsentant eines großen Teiles aller kämpfenden Truppen: für die Debrecziner Unabhängigkeitserklärung vom 14. April 1849 genügte ihm - entgegen den Warnungen des ranghöheren Artúr Görgey - die am 7. April beim Gödöllőer Kriegsrat erhaltene Zustimmung D.s sowie György Klapkas und Lajos Aulichs zur endgültigen Loslösung von Österreich und zur Absetzung der Habsburger.
Wie die meisten in Arad exekutierten Revolutionsgeneräle - Lajos Aulich, Arisztid Dessewffy, Károly Leiningen-Westerburg, Ernő Pöltenberg, Károly Vécsey - gehörte D. zu jenen ehemaligen österreichischen Offizieren, denen Wien keine Stabslaufbahn zugedacht hatte. In der seit dem 20. Mai 1848 aus Freiwilligen aufgestellten Nationalgarde, dem Kern der späteren Honvédarmee, organisierte D. die Bataillone Nr. 3 (Kaschau) und 9 (Szegedin) und leitete - bis zur Übernahme durch den Revolutionsgeneral Károly Knezich - die Bajonettattacken dieser alsbald berühmten „Rotkappen“. Bis zum Wintereinbruch kämpfte D. vornehmlich im Süden und wurde am 20. Dezember 1848 zum General und am 16. Januar 1849 zum Kommandeur des Banater Armeekorps ernannt. Dem wundfieberkranken Józef Bem half D. am 9. Februar 1849 bei Piski, in der blutigsten Schlacht des Krieges, Siebenbürgen wiederzuerobern; am 5. März eröffnete D. mit Vécsey die Frühjahrsoffensive und nahm Szolnok; am 4. April entschied D.s Sturmangriff Klapkas Kampf bei Tápió-Bicske gegen Fürst Alfred Windischgrätz; am 10. April leitete D. die Erstürmung von Waitzen und schlug am 19. April zusammen mit Klapka und Pöltenberg (Kavallerie) nach Görgeys Plan General Ludwig Wohlgemuth und am 27. April zusammen mit Klapka General Franz Heinrich Schlick, wodurch die Festung Komorn gerettet wurde. Am 9. März 1849 informierte Kossuth das Parlament anläßlich der Kriegsleitungskontroverse zwisehen Henryk Dembiński und Artúr Görgey, daß das Oberkommando zwischen Görgey und (auf Vécseys Vorschlag) D. aufgeteilt worden und vom 8. März an provisorisch in der Hand Antal Vetters als ältestem General vereint worden sei. Doch Kossuth hoffte vergebens, Görgey durch Ernennung zum Kriegsminister am 16. April von der Front zu entfernen und durch D. zu ersetzen: nach der Übergabe der Festung Arad, die D. auf Görgeys Befehl am 17. August nur zögernd dem russischen General Dimitrij Petrovič Buturlin übergab, wurde D. an Freiherrn von Haynau ausgeliefert und am 6. Oktober 1849 gehängt. Seine Ehefrau Emilie, die während des Krieges in der Verwundetenpflege tätig war, ließ nachts heimlich den Leichnam exhumieren und auf dem Privatgrundstück serbischer Freunde in Mácsa (Komitat Arad) bestatten. Demonstrativ wurde sie in Ungarn bis zur Jahrhundertwende als D.s Witwe hochgeehrt, und sie war Mitglied zahlreicher Wohltätigkeitsvereine. In Siebenbürgen galt 1919 bei den Székiem die legendäre Gestalt des ungarntreuen Grenzers und Märtyrers D. erneut als ein Leitbild.

Literatur

Hamvay, Ödön: Damjanich János élete, története és szemelvények nejéhez intézett leveleiből. Budapest 1904.
Nagy, Kálmán: Damjanich, a forradalmi hadvezér. In: Hadtört. Közl. 1 (1954) 207-261.

Verfasser

Josef Gerhard Farkas (GND: 108173992)

GND: 116020091

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd116020091.html


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Empfohlene Zitierweise: Josef Gerhard Farkas, Damjanich, János, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 363-364 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=705, abgerufen am: (Abrufdatum)

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