Doda, Preng Bibë, albanischer Stammesführer und Politiker, * Oroshi 1858 (?), † 1920.
Leben
Nach einem Bericht des österreichischen Generalkonsuls vom 21. Juli 1868 aus Skutari starb der Vater D.s, Bibë D., am 18. Juli 1868. Er hinterließ eine Tochter (Davidica) von fünfzehn und einen Sohn von zehn Jahren. Demnach wäre D. etwa 1858 geboren worden.
Größere politische Bedeutung errang D. erstmals während des Mirdita-Aufstandes 1876/1877. Während eines Aufenthaltes in Istanbul kam er in Kontakt mit russischen Diplomaten, die ihm, dem Sohn des ehemaligen Mirdita-Kapidan, empfahlen, sich mit Montenegro - gegen die Türkei - zusammenzuschließen. Als dann im Jahre 1876 die durch Rekrutierungen bedingte Unruhe unter der Bevölkerung des Mirditagebietes wuchs, schloß sich D. den Gruppen der Aufständischen an, um sich auch bald an deren Spitze zu setzen. Der Ende Dezember 1876 ausbrechende Aufstand geriet aber vor allem infolge der Passivität Montenegros in Schwierigkeiten, so daß als einziger größerer Erfolg die zeitweilige Unterbrechung der Straße Skutari-Prizren gewertet werden kann. Im März 1877 kam es zu energischen und erfolgreichen militärischen Gegenstößen der Pforte. Teils unter dem Eindruck der türkischen Erfolge, wahrscheinlich auch aufgrund finanzieller Versprechungen des österreichischen und des englischen Konsuls in Skutari (möglicherweise versprach man auch Unterstützung seiner Forderung nach Anerkennung als Mirdita-Kapidan) kehrte D. dem Aufstand den Rücken, der - nun führerlos - von den Türken bald unter Kontrolle gebracht wurde. Am 3. April 1880 wurde in Skutari eine sogenannte „Schutzliga“ (Lidhje mbrojtëse) gegründet, als deren Vizepräsident D. bestimmt wurde. Diese Liga sollte vor allem einer Abtretung albanischen Siedlungsgebietes an Montenegro entgegen wirken. Bei der Verteidigung des Gebietes von Tuzi zog sich D. - wahrscheinlich wieder auf Druck Österreichs hin, das ein Ubergreifen der albanischen Autonomiebestrebungen auf Bosnien-Herzegowina fürchten mochte - mit einem Teil der Männer von Mirdita zurück. Dementsprechend gehörte D. auch bei dem Streit um die albanische Stadt Ulqin (Ulcinj) im Oktober/November 1880 zur Gruppe derjenigen, die eine nachgiebigere Haltung vertraten. Trotz dieser Haltung wurde D. nach der Übergabe Ulqins von den Türken wegen „Treuebruches gegenüber dem Sultan“ zeitweise verhaftet und schließlich verbannt.
Anläßlich eines Aufstandes im Februar 1902 wurde - neben anderen Forderungen - auch seine Rückkehr verlangt. Nach langer Verbannung in der Türkei kehrte D. nach dem Siege der Jungtürken in seine Heimat zurück. Seine Neigung für die Jungtürken manifestierte sich vor allem 1910, als er den Vormarsch der türkischen Truppen unter Turgut Pascha, der den großen Aufstand des Jahres 1910 niederschlug, unterstützte. Als 1912 die albanische Unabhängigkeit proklamiert wurde, verhielt sich D. der neuen albanischen Regierung gegenüber solidarisch, während er auch mit den serbischen Truppen, die in Nordalbanien standen, verhältnismäßig gute Kontakte pflegte. Die Widersprüche im politischen Verhalten D.s erklären sich größtenteils daraus, daß der Nationalgedanke im Vergleich zur Sorge um die traditionelle regionale Autonomie bei ihm ziemlich unbedeutend blieb. Mitte 1920 fiel D. der Blutrache zum Opfer (ohne politischen Hintergrund).
Literatur
Hist. Shqip., Bd 2, passim.
Mile, L.: Kryengritjet popullore në fıllim të Rilindjës sonë (1830-1877). Tiranë 1962.