Fándly, Juraj, slowakischer Schriftsteller, katholischer Priester, * Schattmannsdorf (Častá, Cseszte) 21.10. 1750, † Ottenthal (Ompitál) 7.03.1811.
Leben
F. studierte Theologie in Tyrnau (Trnava) und wurde 1776 zum Priester geweiht. Vier Jahre war er Kaplan in Sered’ (Szered) und Lukačove (Lakács), dann bis 1807 - 27 Jahre lang - Pfarrer in Naháč (Nahács). Er ging in den Ruhestand nach Ottenthal, wo er auch starb.
F. war der bedeutendste Mitarbeiter Anton Bernoláks. Dieser hatte zwar mit seinen philologischen Arbeiten die westslowakische Mundart zur Schriftsprache der Slowaken erhoben, aber seine Reform wäre kaum einzuführen gewesen, wenn F. seine volkstümlichen Werke nicht sofort in dieser Sprache geschrieben hätte.
F. ist ein Schriftsteller der Aufklärung. Er war ein begeisterter Vertreter nicht nur der sozialen und kulturellen, sondern auch der kirchlichen Reformen Kaiser Josephs II. Als dieser 1782 die Klöster der kontemplativen Orden aufgehoben hatte, billigte F. diese Maßnahme in seinem Werk „Důverná zmluva mezi mnichom a diablom o prvních počátkoch a o starodávnych aj včúlejších premenách reholníckych“ (Vertrautes Gespräch zwischen einem Mönch und dem Teufel über die ersten Anfänge und den allmählichen Verfall des Ordensstandes, Preßburg 1789). Er zeigte darin auf satirische Weise besonders die sozialen Mängel des Klosterlebens und wies auf die Notwendigkeit der Aufhebung der Klöster hin. Das Werk führte zu einer scharfen Polemik. Fünf Schriften wurden gegen F. geschrieben, von denen drei gedruckt wurden (z. B. Jozef Ignác Bajzas „Anti-Fándly“). F. wollte sie beantworten, doch seine kirchlichen Vorgesetzten verboten ihm, die Erwiderungen zu veröffentlichen. Sie blieben handschriftlich erhalten.
Das größte Verdienst F.s liegt in seinen Schriften, in denen er sich für den kulturellen Fortschritt des slowakischen Volkes einsetzte. Besonders war ihm daran gelegen, dem Volk zu zeigen, wie man günstiger wirtschaften und die Lebensbedingungen verbessern könne. Diesen Zweck verfolgte er mit seinen Schriften „Zelinkár“ (Kräuterkenner, 1793), „Slovenský včelár“ (Der slowakische Imker, 1802), „Pilní domajší a pol’ní hospodár“ (Der fleißige Haus- und Landwirt, 3 Bände, 1792-1800). Dieses letztgenannte Werk - von dem weitere fünf Bände unveröffentlicht blieben - sollte die erste und für die Zeit sehr fortschrittliche landwirtschaftliche Enyzklopädie in slowakischer Sprache darstellen.
F. bemühte sich sehr um die nationale Wiedergeburt der Slowaken. Um das Nationalbewußtsein des Volkes zu wecken, verwies er in seiner lateinischen „Compendiata historia gentis Slavae“ (1793) auf dessen alte und reiche Geschichte. Er war ein begeisterter Mitarbeiter Bernoláks bei der Gründung der „Slowakischen Gelehrten-Gesellsdhaft“ (Slovenské učené tovaryšstvo), die die Freunde der slowakischen Literatur und Kultur vereinigte. Als Pfarrer hat er seine „Predigten zu besonderen Anlässen und zu Festtagen“ (Príhodné a svátečné kázne, 1795/96) in zwei Bänden veröffentlicht. Gelegentlich verfaßte er auch, mit durchschnittlichem Erfolg, lateinische und slowakische Gedichte. Eine Auswahl seiner Werke wurde 1954 von Ján Tibenský herausgegeben.
Literatur
Baník, Anton: Pomocníci Antona Bernoláka v rokodi 1786-1790 pri diele slovenského literárneho obrodenia. In: Kultúra 9 (1937) 198 ff.
Mráz, Andreas: Die Literatur der Slowaken. Berlin, Prag, Wien o. J.
Pišút, Milan: Juraj Fándly. In: Dejiny slovenskej literatúry. Bd 2. Literatúra národného obrodenia. Hrsg. Ivan Kusý. Bratislava 1960, 51-59.