Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Farkas, Gyula von

Farkas, Julius (Gyula) von, ungarischer Literarhistoriker und Linguist, * Eisenstadt (Kismarton) 27.09.1894, † Göttingen 12.07.1958.

Leben

Nach Absolvierung des humanistischen Gymnasiums der Benediktiner in Ödenburg studierte F. an der Universität Budapest als Mitglied des Eötvös-Collegiums ungarische (finnisch-ugrische) und deutsche Philologie. Im Ersten Weltkrieg geriet er 1916 verwundet in russische Gefangenschaft; nach abenteuerlicher Flucht aus dem Lager in Perm wurde er an der Südfront noch einmal eingesetzt. Nach Kriegsende nahm er das Studium wieder auf und promovierte 1919 in Budapest. Nach kurzer Lehrtätigkeit an der Oberrealschule in Stuhlweißenburg war F. 1921-1925 Lektor für ungarische Sprache an der Berliner Universität, dann Professor der ungarischen Literaturgeschichte am Eötvös-Collegium. Als Pädagoge spielte er eine hervorragende Rolle in der ungarischen Pfadfinderbewegung, durch die ungarischen Publikationen des Berliner Pfadfinderverlags Voggenreiter förderte er wesentlich das literarische Leben der vom Mutterland streng isolierten ungarischen Minderheit in der Tschechoslowakei. Vom März 1928 an als Nachfolger Robert Graggers an der Berliner Universität setzte er dessen Bemühungen fort, das Ungarische Institut mit seinen Publikationen zu einer internationalen Arbeitsstätte der ural-altaischen Forschungen auszubauen. Der erfolgreiche Pfleger der deutsch-ungarischen Kulturbeziehungen verfaßte in Berlin seine wichtigsten Werke über ungarische Literaturgeschichte. Seine neuartigen Interpretationen vornehmlich des gesellschaftlichen Hintergrundes lösten in Ungarn heftige, z. T. politische Polemik aus. Das Ende des Zweiten Weltkrieges erlebte F. mit seiner Familie in Bayern. 1946 wurde er an die Universitäten München und Göttingen berufen. Als Professor für finnisch-ugrische Philologie in Göttingen gründete er 1952 die „Societas Uralo- Altaica“ und rief die „Ural-Altaischen Jahrbücher“ als Fortsetzung der „Ungarischen Jahrbücher“, die er 1928-1943 herausgegeben hatte, ins Leben.
F.s Hauptwerke sind: „A magyar romantika“ (Budapest 1930; deutsch u. d. Tit. Die ungarische Romantik. Berlin 1931); „A ,Fiatal Magyarország' kora“ (Budapest 1932); „A magyar irodalom története“ (Die Geschichte der ungarischen Literatur, Budapest 1934); „Die Entwicklung der ungarischen Literatur“ (Berlin 1934); „Az asszimiláció kora a magyar irodalomban“ (Das Zeitalter der Assimilation in der ungarischen Literatur, Budapest 1938); „Der Freiheitskampf des ungarischen Geistes“ (Berlin 1940); „Ungarns Geschichte und Kultur in Dokumenten“ (Wiesbaden 1955); „Südosteuropa“ (Göttingen 1955); „Der Münchner Kodex. Ein ungarisches Sprachdenkmal aus dem Jahr 1466“ (Wiesbaden 1958). F. gab 1928-1943 die „Ungarische Bibliothek“, 1955-1958 die „Ural-Altaische Bibliothek“ heraus.

Literatur

Pritsak, Omeljan: Julius von Farkas. Bibliographie. Festgabe zum 60. Geburtstag. Wiesbaden 1954.
Ural-Altaische Jb. 31 (1959) 1-32 (Gedenkband Julius von Farkas).

Verfasser

Thomas von Bogyay (GND: 116231149)

GND: 118686127

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd118686127.html


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Empfohlene Zitierweise: Thomas von Bogyay, Farkas, Gyula von, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 492 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=802, abgerufen am: (Abrufdatum)

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