Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Farlati, Daniele

Farlati, Daniele, italienischer Historiker und Jesuitenpater, * San Daniele del Friuli 22.02.1690, † Padua 25.04.1773.

Leben

F. besuchte die Schule in Görz und studierte anschließend in Padua und Rom. Im Jahre 1707 trat er in Bologna der Gesellschaft Jesu bei und wurde 1722 dem Jesuitenpater Philippo Riceputi (1667-1742) als Mitarbeiter zugeteilt. Während Riceputi Ende des 17. Jh.s an der Wiener Theologischen Fakultät studierte, entstand in Wien die berechtigte Hoffnung, den Balkan von der türkischen Herrschaft befreien zu können. Die venezianischen Erfolge im Kampf gegen die Türken zu Lande in Dalmatien und zur See in der griechischen Inselwelt zeigten die Schwäche des Osmanischen Reiches.
Papst Innozenz XI. bekundete stärkstes Interesse an diesen Ereignissen. Riceputi entwarf daher den Plan eines großen Werkes, das sowohl die profane wie auch die kirchliche Geschichte des alten römischen Illyriens enthalten sollte. Mit der Empfehlung des Papstes ausgerüstet, unternahm er in Begleitung von Pacifik Bizza Ende Mai 1720 eine Reise nach Dalmatien sowie nach Serbien, Montenegro und Bulgarien, wo sie viel Material sammelten.
Seine in Rom begonnene Arbeit mußte Riceputi aus gesundheitlichen Gründen nach Padua verlegen. Er nannte das Werk „Illyricum Sacrum“, weil er sich wegen des umfassenden Materials vor allem auf die Kirchengeschichte konzentrieren mußte. Er starb jedoch, bevor der erste Band erscheinen konnte. Mit Erlaubnis und unter der Ägide Venedigs setzte nun Riceputis Mitarbeiter der letzten Jahre, F., die Arbeit fort. Dem unermüdlichen Fleiß dieses Gelehrten verdanken wir schließlich das Zustandekommen des Werkes.
Das aus 9 Bänden bestehende „Illyricum Sacrum“ ist für die Geschichte der Südslawen von großer Bedeutung. Der 1. Band erschien 1751, und der 9. Band, der noch von Giacomo Coleti (1737-1827) redigiert worden war, konnte erst 1910 von Frane Bulić herausgegeben werden (Accessiones et correctiones all'Illyricum Sacrum del P. D. Farlati, als Beilage zu Bulićs „Bullettino die Archeologia e Storia Dalmata“). F. hatte die Bände 1-5, Coleti die Bände 6-9 redigiert.
Das „Illyricum Sacrum“ gilt heute noch als eine sehr wichtige Quelle für die Kirchengeschichte des ganzen Balkanraumes, um so mehr, weil darin viele Quellen entweder ganz oder in Auszügen enthalten sind, die heute sonst nirgendwo mehr anzutreffen wären. Nikodim Milaš, der das „Illyricum Sacrum“ für sein Werk „Pravoslavna Dalmacija“ benutzte, wies zwar darauf hin, daß das „Illyricum Sacrum“ zu seiner Zeit bereits in vieler Hinsicht veraltet war. Nach dessen Erscheinen seien neue, für die ältere dalmatinische Kirchengeschichte bedeutsame, Dokumente entdeckt worden. Trotzdem bleibt das „Illyricum Sacrum“ ein wichtiges Werk von dauerndem Wert.

Literatur

Faber, Moriz: Zur Entstehung von Farlati’s „Illyricum Sacrum“. In: Wiss. Mitt. Bosnien u. Hercegovina 3 (1895) 388-395.
Milaš, Nikodim: Pravoslavna Dalmacija. Istorijski pregled. Novi Sad 1901.
Stanojević, Stanoje: Istorija srpskoga naroda u srednjem veku. Bd 1: Izvori i istoriografija. Beograd 1937.


GND: 100346898

Weiterführende Informationen: https://prometheus.lmu.de/gnd/100346898

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Empfohlene Zitierweise: Đoko Slijepčević , Farlati, Daniele, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 493 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=803, abgerufen am: (Abrufdatum)

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