Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Garai

Garai, ungarisches Adelsgeschlecht, das im 14. und 15. Jh. zu den mächtigsten und einflußreichsten in Ungarn zählte. Der Name stammt von dem Ort Gara (Gorjani) im ehemaligen Komitat Valkó (Slawonien), der István Drusma (Garai) 1269 von König Béla IV. verliehen wurde. Der Besitz der Familie G. lag vor allem in den Komitaten zwischen Donau und Theiß sowie in Slawonien und Syrmien. Nach dem Tod Istváns I. G. (1300) teilte sich das Geschlecht in die Linie der Bane und in die der Palatine.

Leben

András G., Begründer der Linie der Palatine, † vor 10.03.1340, Sohn Istváns I. G.
Dezső G., Banus von Macsó (Macva) 1419, 1426, 1432-1437, † 1438, Sohn Pál IV. G. Er nahm an den Reisen Kaiser Sigismunds nach Italien, Böhmen und Mähren teil und trat bei der Bekämpfung der Häretiker in Bosnien und Böhmen hervor.
István II. G., Obergespan des Komitates Kőrös 1337-1343, † 1343, Sohn von Pál I.G.
János I. G., Bischof von Weszprim 1347-1357, † 1357, Sohn von Pál I. G. Er beschwor 1348 in der Funktion eines Kanzlers und Geheimen Rates von König Ludwig I. (1346-1348) den Frieden Ungarns mit Venedig und hielt sich in diplomatischer Mission beim Papst in Avignon und in Sizilien auf, wo er 1351 zusammen mit Ulrich Wolfart, dem Obergespan der Komitate Wieselburg, Eisenburg und Ödenburg, mit der neapolitanischen Linie der Anjou den Vertrag schloß, der den zweiten Kriegszug Ungarns gegen Neapel beendete.
János II. G., Gespan von Temes 1402-1403, † vor 6.01.1430, Sohn von Miklós I. G. Er nahm 1394 als Anhänger Kaiser Sigismunds an dem Feldzug gegen Bosnien und an der Schlacht von Nikopolis (1396) teil.
László G., Banus von Macsó 1419-1427,1431-1440,1445-1447, Palatin 1447 bis 1458, † vor 19.04.1459, Sohn von Miklós II. G. und dessen zweiter Frau Anna von Cilli. Er nahm an der Krönung von Ladislaus Postumus teil und war neben Ulrich von Cilli Anführer der Partei der Königinwitwe Elisabeth. Der Gegensatz zur Hunyady-Partei und die Ermordung Ulrichs von Cilli führte zur Teilnahme László G.s an der Ermordung von László Hunyady (1457). Nach dem Tode von Ladislaus Postumus schloß László G. mit Mihály Szilágyi die Übereinkunft von Szegedin, deren Anerkennung sich Matthias Hunyady widersetzte. Darauf verband sich László G. mit Miklós Újlaki und Mihály Szilágyi in der Liga von Simontornya (26.07.1458) gegen Matthias, der diesen Aufstand niederschlug. Mit dieser Niederlage endeten Macht und Einfluß der G. in Ungarn.
Miklós I. G., Banus von Macsó 1359-1375, Palatin 1375-1385/86, Begründer der Hausmacht der G., † Diakovár (?) 25.07.1386, Sohn von András G. Als einer der mächtigsten südungarischen Magnaten und als Gespan von Preßburg (1376 bis 1377) gelang es ihm auch als Palatin, wachsenden Einfluß am ungarischen Hofe auszuüben. Nach dem Tode König Ludwigs I. (1382) bestätigten die Königinwitwe Elisabeth und deren Tochter Maria Miklós I. G. in der Würde des Palatins. In ihrem Interesse bekämpfte dieser die Thronansprüche Karls von Anjou (als ungarischer König Karl II.) und war wesentlich an dessen Ermordung (24.02.1386) beteiligt. Während Miklós I. G. in Slawonien den Widerstand der anjoufreundlichen Magnaten brechen wollte, wurde er von deren Anhängern getötet und sein Kopf der Witwe König Karls II. geschickt.
Miklós II. G., Banus von Macsó 1387-1390, Banus von Kroatien 1394-1402, Banus von Slawonien 1397-1402, Palatin 1402-1433, * um 1366, † vor 17.01.1434, Sohn von Miklós I. G. Es gelang ihm, aus dem Kampf, in dem sein Vater umgebracht wurde, zu fliehen. Er trat auf die Seite Kaiser Sigismunds und „befriedete“ die südlichen Teile Ungarns. Er begleitete den Kaiser auf den Kriegszug in die Walachei (1395) und nahm Sigismunds auf der Burg von Siklós (1401) wurde dort jene Liga mit Miklós II. G. und Hermann von Cilli geschlossen, die den beiden Magnaten während der häufigen Abwesenheit des Kaisers in Ungarn den größten politischen Einfluß sicherte. Zur Stärkung dieser Liga heiratete Miklós II. G. 1408 (?) Hermanns Tochter Anna (er war der Schlacht bei Nikopolis teil. Während der Gefangenschaft an in erster Ehe mit einer Tochter des serbischen Fürsten Lazar verheiratet); Sigismund heiratete 1408 Hermanns Tochter Barbara. Miklós II. G. begleitete den Kaiser zum Konzil von Konstanz, wo er die Absetzung von Papst Johannes XXIII. vorbereitete und reiste in seinem Gefolge nach Frankreich und England (1416). Neben dem starken politischen Einfluß gelang es ihm, den Familienbesitz der G. zu einem der größten im mittelalterlichen Ungarn zu vermehren.
Miklós III. G., † 1435, Sohn von Miklós II. G. und dessen erster Frau, der Tochter des Serbenfürsten Lazar.
Pál I. G., Banus von Macsó 1320-1326, königlicher Schatzmeister 1324 1 1352, ältester Sohn von István I. G. und Begründer der Linie der Bane.
Pál IV. G., Obergespan des Komitates Zala 1382, † 1386, Sohn von István II. G. 1352,

Literatur

Wertner, Mór: A Garaiak. In: Századok 31 (1897) 903-938.
Šišić, Ferdo: Vojvoda Hrvoje Vukčić Hrvatinić i njegovo doba. (1350-1416.) Zagreb 1902.
Fügedi, Erik: A 15. századi magyar arisztokrácia mobilitása. Budapest 1970.

Verfasser

Karl Nehring (GND: 170892018)

GND: 1091089701

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd1091089701.html


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Empfohlene Zitierweise: Karl Nehring , Garai, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 7-9 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=849, abgerufen am: (Abrufdatum)

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