Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Gellért
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Gellért

Gellert (Gerhardus), Benediktinerabt in San Giorgio zu Venedig und Bischof von Marosvár bzw. Csanád (Ungarn), * um 977, † Ofen 24.09.1046, angeblich aus der vornehmen Familie Sagredo und verwandt mit der Familie Centranigo, der im 11. Jh. auch ein venezianischer Doge entstammte.

Leben

Das auf den Namen Giorgio getaufte Kind nahm den Vornamen Gerardo (Gerhardus, Gellért ) des Vaters an, nachdem dieser im Heiligen Land im Kampf gegen die Araber gefallen war. Seine Eltern bestimmten ihn im Alter von 5 Jahren für den Mönchstand. Er wurde in der Benediktinerabtei San Giorgio zu Venedig erzogen; der Abt schickte ihn 1007 zur Fortsetzung seiner Studien nach Bologna. 1012 wurde er in seinem Kloster zum Abt gewählt, doch er wollte zur Ehre des Andenkens seines Vaters gleichfalls ins Heilige Land ziehen und dort dem Beispiel des hl. Hieronymus (um 347-420) folgend Eremit in Bethlehem werden und dessen Schriften studieren. Er bestieg ein Schiff von Kaufleuten aus Zara (Zadar), mußte aber die Fahrt auf der Insel Sant’Andrea bei Parenzo (Poreč) unterbrechen. Hier traf er den Martinsberger Abt Razina, den Gesandten König Stephans I. von Ungarn, der ihn überredete, mit ihm in seine Heimat zu gehen, um das Heilige Land mit Hilfe des Königs an der Donau zu erreichen.
G. wurde König Stephan I. am 15. August 1015 in Stuhlweißenburg vorgestellt, der ihn dazu bewog, an seinem Hofe zu bleiben. Er vertraute ihm die Erziehung seines Sohnes, des Herzogs Imre (Emmerich), an, verwendete ihn aber auch zu diplomatischen Missionen. So ist uns auch eine Mission G.s nach Frankreich bekannt. Nach Vollendung seiner Erziehungsaufgabe entschloß sich G. 1023 wieder zum Eremitenleben und zog in die Wälder des Bakony. Er lebte in Bakonybél und verfaßte hier kontemplative Schriften. 1030 beauftragte ihn König Stephan I. mit der Christianisierung des Gebietes zwischen den Flüssen Theiß, Mieresch und Donau. Gespan Csanád, der Besieger Ajtonys, brachte ihn in Begleitung von zehn Mönchen nach Marosvár (bald Csanád genannt), dem Sitz seines künftigen Bistums. G. - dessen Diözese sich auf die Gebiete der Gespanschaften Csanád, Arad, Torontál, Krassó und Temesch erstreckte - führte auch als Bischof ein asketisches Leben, gründete Kirchen und Schulen und pflegte die Wissenschaften.
Nach Absetzung von König Peter im Jahre 1046 ging auch G., von den Bischöfen Beszteréd, Bőd und Beneta begleitet, zur Begrüßung der von Stephan I. 1032 vertriebenen Herzoge Andreas, Levente und Béla nach Ofen, doch wurde er bei der Überfahrt, beim später nach ihm benannten Gellértberg, von heidnischen Aufständischen ermordet. G. wurde in der Pester Marienkirche (heute Pfarrkirche Innenstadt) begraben. 1053 wurden seine Gebeine nach Csanád, in das von ihm gegründete Marienkloster, übergeführt, wo sie bis 1514 lagen. Während des Bauernkrieges ist mit der Kirche auch sein Grab zerstört worden. G. wurde - mit Stephan I. und Herzog Emmerich - im Jahre 1083 heiliggesprochen.
Von G. stammt das älteste Denkmal der ungarischen wissenschaftlichen Literatur, die „Deliberatio supra hymnum trium puerorum“. Eine Handschrift wurde im Archiv des Freisinger Domkapitels aufbewahrt, von wo sie in die Bayerische Staatsbibliothek München gelangte. Der siebenbürgische Bischof Graf Ignác Batthyány hat die Schrift 1790 in Karlsburg herausgegeben.

Literatur

Karácsonyi, János: Szent Gellért élete. Budapest 1926.

Verfasser

László Possonyi (GND: 126857636)


GND: 118538594

Weiterführende Informationen: https://prometheus.lmu.de/gnd/118538594

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Empfohlene Zitierweise: László Possonyi, Gellért, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 22-23 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=859, abgerufen am: (Abrufdatum)

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