Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Hristić, Nikola

Hristić, Nikola, serbischer Staatsmann, * Sremska Mitrovica 10.08.1818, † Belgrad 26.11.1911.

Leben

H. war Unteroffizier bei den österreichischen Grenzern und ging 1840 nach Serbien, wo er sofort in den Gerichtsdienst aufgenommen wurde. Gegen die Teilnehmer des Katanen-Aufstandes (Katanska buna) 1844, dem letzten ernstlichen Versuch der Obrenović-Anhänger, Alexander Karadjordjević und die verfassungstreue Regierung gewaltsam zu stürzen, führte er das Standgericht. 1847 wurde H. Präsident des Gerichts erster Instanz und 1852 Leiter der Polizeiabteilung des Innenministeriums. 1856-1859 war er Stadtpräfekt von Belgrad, als welcher er 1857 die Tenka-Verschwörung unterdrückte und 1858 für den ungestörten Ablauf der Sv. Andrejska Skupština sorgte. Nach dem Sturz Alexander Karadjordjevićs entlassen, holte der neue Fürst, Miloš Obrenović, noch im selben Jahr den als streng aber korrekt bekannten H., von der Bevölkerung begrüßt, auf den Posten des Stadtpräfekten von Belgrad zurück, damit er nach den revolutionären Ereignissen um den Dynastiewechsel wieder Ruhe und Ordnung schaffe. Der Nachfolger Milošs, Michael Obrenović, machte H. 1860 im Ministerium Ilija Garašanins zum Innenminister, was er bis zur Ermordung Michaels 1868 blieb. Nach dem Sturz Garašanins 1867 war er auch Regierungschef.
In seinen Anschauungen sehr konservativ, blieb H. außerhalb der politischen Parteien und war in seinem Pflichtbewußtsein und seiner Unbestechlichkeit das Muster eines dem Fürsten treu ergebenen Beamten, der auch dessen volles Vertrauen genoß. Als Innenminister der Regierung, die den Krieg gegen die Türken vorbereitete, war er in erster Linie Polizeichef, der mit Hilfe von Spitzelmethoden die Opposition vollkommen unterdrückte und ein strenges Polizeiregime einführte. Es gelang ihm aber auch, das Hajdukenunwesen einzudämmen. Mit dem Gemeindegesetz (1866) nach österreichischem Muster wurde die staatliche Aufsicht über die Gemeinden verstärkt und die Selbstverwaltung beschnitten. H. wurde von der Opposition schärfstens kritisiert, und es wurde ihm die Hauptverantwortung für das automatische Regime Michaels angelastet.
Nach der Ermordung Michaels entlassen und mit Garašanin von den Liberalen verfolgt, wurde H. in der Folge noch dreimal für jeweils kurze Zeit an die Spitze der Regierung berufen. Jedesmal hatten sich die politischen Gegensätze so zugespitzt, daß ein Mann nötig war, der mit „eiserner Faust“ wieder Ordnung herstellte. 1883-1884 unter König Milan löste er die radikale Skupština auf, unterdrückte den danach entstandenen Timok-Aufstand und ließ eine herrschertreue Skupština wählen. 1888 war er Chef jener Regierung, unter der die Abdankung des Königs Milan Ohrenović vorbereitet, dessen Scheidung von Königin Natalie durchgeführt und die Verfassung von 1888 eingeführt wurde. 1894-1895 benötigte ihn schließlich König Alexander Obrenović für die Wahl einer Skupština, die die Außerkraftsetzung der Verfassung von 1888 guthieß. Bis zur endgültigen Pensionierung 1901 war dann H. Präsident des Staatsrates.

Literatur

Jovanović, Slobodan: Druga vlada Miloša i Mihaila (1858-1868). Beograd 1923.
Ders.: Vlada Milana Obrenovića. 2 Bde. Beograd 1926/27.
Ders.: Vlada Aleksandra Obrenovića. 2 Bde. Beograd 1929/31.

Verfasser

Andreas Moritsch (GND: 123957184)


GND: 129389765

Weiterführende Informationen: https://prometheus.lmu.de/gnd/129389765

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Empfohlene Zitierweise: Andreas Moritsch, Hristić, Nikola, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 189-190 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=980, abgerufen am: (Abrufdatum)

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