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Áchim L(iker), András, ungarischer Bauernpolitiker und Abgeordneter, * Békécsaba 15.03.1871, † ebd. 15.05.1911, aus einer aus Siebenbürgen stammenden Familie, die im 17. Jahrhundert geadelt wurde.
Leben
Á. besuchte das Gymnasium in Szarvas, ohne es zu beenden, und begann als wohlhabender Bauer seine Laufbahn in der Gemeindepolitik als Virilist. 1905 wurde er mit dem Programm der Partei von Vilmos Mezőfi (Magyarországi Újjászervezett Szociáldemokrata Párt = Neuorganisierte Sozialdemokratische Partei Ungarns) in Békéscsaba zum Abgeordneten gewählt. 1906 gründete er die „Unabhängige Sozialistische Partei Ungarns“ (Magyarországi Független Szocialista Párt), die später in „Ungarländische Bauernpartei“ (Magyarországi Parasztpárt) umbenannt wurde, und das Wochenblatt „Paraszt Újság“. Er organisierte den „Fachverein der Kleinlandwirte, Feldarbeiter und Erdbewegungsarbeiter“ (Kisgazdák, Földmunkások és Kubikosok Szakegylete). 1910 wurde Á. wieder Abgeordneter seiner Bauernpartei. Er forderte die Bodenreform, die Parzellierung des Grundbesitzes über 1 000 Kat.Joch (in einer früheren Version nur über 10 000 Kat.Joch) und seine Verpachtung in Abschnitten zu 10 bis 20 Kat.Joch ausschließlich an die den Boden selbst bearbeitenden Bauern, ferner die Aufhebung der Fideikomisse und die Verstaatlichung des kirchlichen Grundeigentums. Da die ungarische Sozialdemokratie damals ein Agrarprogramm prinzipiell ablehnte, entfernte er sich von ihr. „Das Ideal des Agrarproletariers ist nicht der hohe Tagelohn, sondern der Boden. Nach einem Stückchen Boden sehnt er sich, das seinem Leben eine Grundlage bietet“ - erklärte Á. Die Forderung salonsozialistischer Kreise nach einer Bauernrevolution lehnte er aus realpolitischen Gründen mit bitterem Spott ab. Á. war mit dem slowakischen Bauernpolitiker Milan Hodža befreundet, hielt mit der kroatischen Bauernpartei Kontakt, verfolgte die rumänische und die bulgarische Bauernbewegung und arbeitete „im Zeichen ungarischen, walachischen und slawischen Leides“ für ein - im Sinne der Jahrhundertwende - demokratisches und sozialistisches Ungarn. In dieser Bestrebung stand er der „Bürgerlichen Radikalen Partei“ und Oszkár Jászi am nächsten.
Á. war mit dem Dichter Endre Ady befreundet, und der „schöne Bauer“ erregte als Urtyp in der Hauptstadt ebensoviel Interesse, wie Haß wegen seiner aufbrausenden, groben, auch vor Handgreiflichkeiten nicht zurückschreckenden Natur. Seine derben Angriffe gegen die Cliquenwirtschaft der Verwaltung und der Weg einer Selbstjustiz, den er gelegentlich einschlug, spitzten die Stimmung zwischen Á. und der Intelligenz seiner Heimatstadt zu. Einem solchen Konflikt fiel er zum Opfer, als er wegen politischer und familiärer Differenzen von den Brüdern Zsilinszky am 14. Mai 1911 angeschossen wurde und am Tage darauf starb.
Literatur
Fényes, Samu: Az Áchim-per. Békéscsaba o. J.
Hodža, Milan: Federation in Central Europe. London 1942.
Korda, Miklós: Áchim András, „a csabai parasztvezér“. Budapest 1946.
Molnár, József: Áchim L. András. In: Űj Látóhatár 4 (1961) 127-142.
Pölöskei, Ferenc és Szakács Kálmán (Hrsg.): Földmunkás és szegényparaszt mozgalmak Magyarországon. 2 Bde. Budapest 1962.
Vas, Vilmos: Az Áchim-éra. In: Vígh, Károly (Hrsg.): Kortársak Bajcsy-Zsilinszky Endréről. Budapest 1969.
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