Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Odobescu, Alexandru

Odobescu, Alexandru, rumänischer Archäologe, Historiker, Literat und Politiker, * Bukarest 23.06.1834, † (Selbstmord) ebd. 10.11.1895, Sohn des Generals Ioan O. und der Catinca O., geb. Caracaş.

Leben

O. besuchte zunächst das Sfintul Sava-Kollegium zu Bukarest, ab 1850 das College de France zu Paris. Hier unterhielt er enge Kontakte zu den revolutionären Kreisen des rumänischen Exils und verfaßte seine ersten politischen Artikel. Gleichzeitig entdeckte er auch seine Leidenschaft für die Antike und Klassik. Ab 1853 studierte er an der Sorbonne Archäologie, allgemeine Geschichte und Literaturwissenschaft, ohne jedoch sein Studium abzuschließen. Neben seinen französischen Lehrern Jules Michelet und Edgar Quinet beeinflußten seine Anschauungen und sein Werk nachhaltig die deutschen Historiker Barthold Niebuhr und Theodor Mommsen sowie die Philosophen Johann Gottfried von Herder und Georg Wilhelm Friedrich Hegel.  1855 kehrte O. nach Bukarest zurück, wo er zum Staatsanwalt an den Appellationshof ernannt wurde. 1858 heiratete er Alexandra (Saşa) Prejbeanu, mütterlicherseits der russischen Fürstenfamilie Bagration entstammend, eine uneheliche Tochter des Grafen Pavel Dmitrievič Kiselev. 1857 bzw. 1860 erschienen nach eingehender Quellenforschung die zwei historischen Szenen aus den rumänischen Chroniken „Mihnea Vodă cel Rău“ (Fürst Mihnea der Böse, deutsche Ausg. 1953) und „Doamna Chiajna“, die beide zu den bedeutendsten historischen Novellen der rumänischen Literatur zählen. 1861 gab O. mit einigen Freunden aus der Zeit seines Pariser Studiums die wissenschaftliche Zeitschrift „Revista romana pentru sciinţe, littere şi arte“ (Rumänische Zeitschrift für Wissenschaften, Literatur und Kunst) heraus, in der er wichtige Studien zur rumänischen Folklore, Literatur, Geschichte und Archäologie veröffentlichte. Vom 14. Juni bis 12. Oktober 1863 war O. Unterrichtsminister in der Regierung Nicolae A. Kretzulescu, trat jedoch zurück, weil er die Aussichtslosigkeit seiner Versuche einsehen mußte, einige großzügige kulturpolitische Reformen durchzusetzen. Er wandte sich darauf der Sprachwissenschaft zu und kämpfte mit der ihm eigenen Leidenschaft gegen die Übertreibungen der „lateinischen Schule“ an, wobei er sich für eine in der Volkssprache verwurzelte literarische Sprache einsetzte. Dabei vernachlässigte er seine archäologischen und historischen Studien nicht. 1868 veröffentlichte er „Notices sur les antiquités de la Roumanie“, 1877 „Curs de archéologie. Istoria archeologiei“ und 1889/1900 in drei Bänden „Le trésor de Pétrossa“. 1870 wurde O. Mitglied der Rumänischen Akademie und 1874 Professor für Archäologie in Bukarest. Ebenfalls 1874 veröffentlichte er sein bedeutendstes Prosawerk „Pseudokyneghetikos“, ein künstlerisches Kaleidoskop nach Jagdmotiven aus den verschiedenen Künsten. Mit diesem Werk trug er wesentlich zur Fixierung der rumänischen Literatursprache bei. Gegen Ende der 1870er Jahre griff er erneut durch mehrere Schriften in die Tagespolitik ein: innenpolitisch trat er für die Einführung der allgemeinen Schulpflicht und die Hebung der Volksbildung, außenpolitisch für den Kriegseintritt Rumäniens auf der Seite Rußlands gegen die Türkei ein. Als Gesandtschaftssekretär in Paris sammelte er zwischen 1880 und 1885 wichtige Dokumente zur rumänischen Geschichte, die in der ab 1876 erscheinenden Urkundensammlung („Documente privitóre la Istoria Românilor“) von Eudoxiu de Hurmuzaki veröffentlicht wurden. Materielle Schwierigkeiten und eine unglückliche Liebe zu einer viel jüngeren Frau trieben ihn 1895 zum Selbstmord. O.s gesammelte Werke (Opere) erscheinen seit 1965 in Bukarest und sind auf mehrere Bände berechnet.

Literatur

Dima, Alexandru: Alexandru Odobescu. Privire sintetică asupra operei şi personalităţii. Sibiu 1935.
Tzigara-Samurcaş, Alexandru: A. Odobescu. Bucureşti 1935.
Iordan, Alexandru: (1) Contribuţii la cunoaşterea operei lui A. Odobescu. (2) Bibliograpfie completă a scrierilor lui A. Odobescu. Bucureşti 1936.
Vianu, Tudor: Alexandru Odobescu. Bucureşti 1960.
Georgescu-Tistu, N.: Activitatea bibliologică a lui Alexandru Odobescu. In: Studii şi cercetări de bibliologie 5 (1963) 135-152.
Pâcurariu, Dumitru: Al. I. Odobescu. Bucureşti 1966.
Istoria literaturii române. Bd 2. Bucureşti 1968, 705-739.

Verfasser

Dionisie Ghermani (GND: 118893238)

GND: 118786717

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd118786717.html


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Empfohlene Zitierweise: Dionisie Ghermani, Odobescu, Alexandru, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 347-349 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1471, abgerufen am: (Abrufdatum)

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