Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Oláh, Miklós
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Oláh, Miklós

Oláh, Miklós (Nikolaus Olahus), ungarischer Humanist, * Hermannstadt 10.01.1493, † Preßburg 14.01.1568, beigesetzt in der St. Nikolaus-Kirche in Tyrnau, Sohn des königlichen Richters Stephan (Stoian) O., dessen Vorfahren aus der Walachei (Mun- tenien) stammten und sich später in Siebenbürgen angesiedelt hatten. O. war ein naher Verwandter der Hunyadis.

Leben

O. kam im Mai 1510 als Page an den königlichen Hof Wladislaws II. in Ofen (Buda) und trat hier 1516 in den Dienst des Kanzlers und späteren Erzbischofs von Gran, György Szatmári.  Auf Betreiben seines Vaters und mit Unterstützung von Szatmári, der ihn auch bei seinen Auslandsreisen förderte, studierte O. Theologie. 1520 wurde er Sekretär von Ludwig II. Nach der Schlacht von Mohács 1526, an der er selbst teilgenommen hatte, wurde er einer der bedeutendsten Ratgeber der Königinwitwe Maria und trat gleichzeitig für die Herrschaft des Hauses Habsburg in Ungarn ein. Als ungarischer Sekretär der österreichischen Hofkanzlei begleitete O. Jahre hindurch den zum ungarischen König gekrönten Ferdinand I. Als Kaiser Karl V. seine Schwester Maria zur Statthalterin der Niederlande ernannt hatte, folgte ihr O. nach Brüssel, wo er von 1531 bis 1542 lebte und mit bedeutenden Humanisten - u. a. mit Erasmus von Rotterdam - in Briefwechsel stand; dieser Briefwechsel (Oláh Miklós levelezése) wurde von Arnold Ipolyi 1875 in Budapest in den Monumenta Hungariae Historica, Bd 25, herausgegeben. In Brüssel schrieb O. zwei gedanklich zusammenhängende Werke unter dem Titel „Hungaria et Atila“, die zusammen erst 1763 in der Druckerei von Johannes Thomas Trattner in Wien erschienen (Neuauflage Budapest 1938). In diesen Werken beschreibt O. die ungarische Gesellschaft vor der Eroberung durch die Türken, die Geographie des Landes und den Heeresverband von Attilas Hunnen. Die Siebenbürger Szekler, deren Zahl er auf 50 000 schätzte, hielt er für die Nachkommen der Hunnen. Nach Ungarn zurückgekehrt, wurde O. 1544 Bischof von Zagreb, 1548 von Eger und 1549 zum königlichen Kanzler ernannt. 1553, kurz nach seiner späten Primiz, wurde er Erzbischof von Gran. Er bemühte sich um die Ausführung der Trienter Beschlüsse und betrieb die Rückgabe des säkularisierten Kirchenbesitzes (Restitutionsedikt vom 10.04.1560). Im Jahre 1561 siedelte er in Ungarn den Jesuitenorden an und gründete in Tyrnau das Jesuiten-Kollegium und eine Druckerei. 1566 begründete er das erste ungarische Priesterseminar in Gran. So wurde O. zu einem der gebildetsten Vorkämpfer der Gegenreformation und der inneren Reform der katholischen Kirche in Ungarn. Seine zwischen 1553 und 1559 geschriebenen Tagebuchnotizen „Ephemerides“ wurden in Buda 1798 in den Scriptores rerum Hungariae minores, Bd 1, herausgegeben.

Literatur

Balogh, Margit: Oláh Miklós Hungáriája, mint művelődéstörténeti kútfő. Budapest 1903.
Bezdechi, Ştefan: Familia lui Nicolae Olahus. In: Anuarul Institutului de istorie naţională 5 (1928/30) 63-85.
Szemes, József: Oláh Miklós. Esztergom 1936.
Bucko, Vojtech: Mikuláš Oláh a jeho doba. Bratislava 1940.
Schleicher, Pál: Oláh Miklós és Erasmus. Budapest 1941.
Kardos, Tibor: A magyarországi humanizmus kora. Budapest 1955.
Péteri, János: Az első jezsuiták Magyarországon (1561-1567). Róma 1963.
Firu, I. S. u. Corneliu Albu: Umanistul Nicolaus Olahus (Nicolaie Românul) 1493-1568. Texte alese. Bucureşti 1968.

Verfasser

László Possonyi (GND: 126857636)


GND: 119003546

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Empfohlene Zitierweise: László Possonyi, Oláh, Miklós, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 350-351 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1473, abgerufen am: (Abrufdatum)

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