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Perkovac, Ivan, kroatischer Politiker, Journalist und Schriftsteller, * Harmica (bei Brdovec) 23.05.1826, † Samobor 16.04.1871.
Leben
P. besuchte das Priesterseminar in Zagreb, das er nicht beendete und wurde 1848 Beamter in der Kriegsabteilung des Banalrats (kroatische Landesregierung 1848/49). Nach der Auflösung des Banalrats studierte er ab 1850 einige Zeit Jura in Zagreb und Graz und war 1851-1853 Sekretär der Matica ilirska. Als 1860 in der Habsburgermonarchie das parlamentarische System wieder eingeführt wurde, widmete sich P. ganz der kroatischen Politik, die er bis 1867 wesentlich mitbestimmte. Er begann am 1. Oktober 1860 die damals einzige politische Tageszeitung Kroatiens, den „Pozor“ (Achtung), herauszugeben, um den sich dann die Nationalpartei (Narodna stranka) formierte und der die Tradition der illyrischen Bewegung als „südslawische“ Bewegung fortsetzte. Im kroatischen Landtag (Sabor) von 1861, der vor allem das Verhältnis Kroatiens zu Ungarn und zu Wien bestimmen mußte, trat P. mit der Mehrheit der Abgeordneten für die Realunion mit Ungarn ein, sofern die Selbständigkeit, Unabhängigkeit und territoriale Integrität des gesamten „Dreieinigen Königreichs“ (Dalmatien, Kroatien und Slawonien) bedingungslos anerkannt würden und - auf Antrag P.s in den durch königliche Sanktion zum Gesetz erhobenen Beschluß aufgenommen - die seit 1848 bestehende Autonomie als Minimum der Selbständigkeit von den Verhandlungen mit Ungarn ausgenommen bliebe. Als der Sabor bald nach seinem Beschluß, keine kroatischen Abgeordneten in den Wiener Reichsrat zu entsenden, aufgelöst wurde, wandte sich P. scharf gegen den Zentralismus Schmerlings, was ihm 1864 das Verbot seiner Zeitung und eine Kerkerstrafe einbrachte. Auf sein Betreiben kam es zur Koalition zwischen der National-liberalen Partei (Narodno-liberalna stranka = Narodnjaci) und der Nationalen Verfassungspartei (Narodno-ustavna stranka - Unionisti), die ebenfalls für eine Realunion mit Ungarn war, gegen die zum Reichsrat tendierende Selbständige Nationalpartei (Samostalna narodna stranka). 1866 war P. Schriftführer der kroatischen Regnikolar-Deputation, die unter der Führung Strossmayers erfolglos über einen Ausgleich mit Ungarn verhandelte. Mit diesem Mißerfolg sah P. seine Politik des gemeinsamen Kampfes mit den Magyaren gegen Wien gescheitert und widmete sich, in der Überzeugung, daß das nationale Bewußtsein vorerst auf kulturellem Gebiet erweckt werden müsse, ganz seiner literarischen Tätigkeit.
Literatur
Polić, Martin: Parlamentarna povjest kr. Hrvatske, Slavonije i Dalmacije. 2 Bde. Zagreb 1899/1900.
Šidak, Jaroslav: Die kroatische Politik in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts bis zum kroatisch-ungarischen Ausgleich (1868). In: Österr. Osth. 9 (1967) 3, 197-212.
Šidak, Jaroslav, Mirjana Gross, Igor Karaman, Dragovan Šepić: Povijest hrvatskog naroda g. 1860-1914. Zagreb 1968.
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