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Petkov, Nikola Dimitrov, bulgarischer Politiker, Führer der Linksagrarier, * Sofia 1893 (?), † (hingerichtet) ebd. 23.09.1947, Sohn des 1907 ermordeten liberalen Ministerpräsidenten Dimitŭr P. (* 1858) und jüngerer Bruder des 1924 ermordeten Agrarier-Führers Petko P. (* 1891?).
Leben
Aufgewachsen in einer engagierten liberalen Familie, stand P. nach der Ermordung seines Vaters unter dem Einfluß seines Bruders Petko, der mit dem Vorsitzenden der Agrarunion (Bŭlgarski Zemedelski Naroden Sŭjuz = BZNS) Aleksandŭr Stambo-lijski zusammenarbeitete. Während Petko von der Regierung Stambolijski (1919- 1923) einen Posten an der Bulgarischen Gesandtschaft in Paris erhielt, studierte Nikola dort Jura (wahrscheinlich 1921 bis 1922). Anfang 1923 wurde Petko Generalsekretär im Bulgarischen Außenministerium. Nikola kehrte mit ihm nach Sofia zurück, wurde aber kurz darauf wieder nach Paris, diesmal als Attache bei der Bulgarischen Gesandtschaft, beordert. Wenige Wochen später, am 9. Juni 1923, wurde die Agrarregierung in Bulgarien gestürzt. Für den ermordeten Stambolijski trat Petko an die Spitze der Agrarunion, bis ein Jahr später auch er ein Opfer mazedonischer Terroristen wurde. Während dieser gefährlichen Jahre blieb Nikola als Emigrant in Paris. Erst die innenpolitischen Lockerungen der Regierung Andrej Ljapčev erlaubten ihm die Rückkehr nach Bulgarien (zwischen 1928 und 1931). Jetzt wurde er einer der führenden Politiker im radikalen Flügel der Bulgarischen Agrarunion („Pladne“). Dort setzte er sich Mitte der dreißiger Jahre für ein Kooperieren mit den Kommunisten gegen die autoritäre Herrschaft des Zaren Boris III. ein. Im März 1938 ins Parlament gewählt, wurde er bereits im Dezember des Jahres zusammen mit den anderen „Pladne“-Abgeordneten aus der Körperschaft ausgeschlossen. Kurz vor dem Beitritt Bulgariens zum Dreimächtepakt (1.03.1941) und dem Einmarsch deutscher Truppen wurde er im Gonda-voda-Lager interniert, jedoch Anfang Juni gegen gewisse Auflagen wieder entlassen. Als der Führer der radikalen Agrarier, Georgi Michajlov Dimitrov („Gemeto“), ins Exil gehen mußte, hielt P. dessen Stellung in Bulgarien. Im September 1942 führte er seine Agrarier-Gruppe in die „Vaterländische Front“ ein. Sein Zusammengehen mit der Kommunistischen Partei schien ihm dem Geist des Kriegsbündnisses zwischen den Westmächten und der UdSSR zu entsprechen und ein entscheidendes Instrument zur Beseitigung des Zaren-Regimes zu sein.
Am 9. September 1944 wurde P. in der Regierung der „Vaterländischen Front“ Minister ohne Portefeuille. In dieser Funktion war er an den Waffenstillstandsverhandlungen in Moskau (Oktober 1944) beteiligt. Im Januar 1945 übernahm er abermals aus den Händen von Dimitrov, der kommunistischen Pressionen weichen mußte, den Vorsitz der Agrarunion. Diesen Posten mußte er dann im Mai 1945 ebenfalls unter kommunistischem Drude an den willfährigeren A. Obbov abgeben. Im August 1945 trat P. zusammen mit seinen Parteikollegen aus Protest gegen die kommunistischen Praktiken aus dem Kabinett der „Vaterländischen Front“ aus und führte zusammen mit den Sozialdemokraten von Kosta Lulčev die „Vereinigte Opposition“ an, die bei den Wahlen zur Verfassunggebenden Versammlung im Oktober 1946 trotz Regierungsterrors ein Drittel der Wählerschaft hinter sich brachte. Nach Unterzeichnung des Friedensvertrages zwischen Bulgarien und den Alliierten in Paris am 10. Februar 1947 forcierte die kommunistische Regierung unter Georgi Dimitrov die Ausschaltung der demokratischen Opposition. Am 5. Juni 1947 wurde P. wegen angeblicher Konspiration gegen die Regierung verhaftet und nach einem Schauprozeß am 16. August 1947 zum Tode verurteilt. Am 26. August 1947 wurde die Agrarpartei P.s aufgelöst und ihre Parlamentssitze annulliert. Kurz nach Ratifikation des bulgarischen Friedensvertrages (15.09.1947) wurde P. trotz britischer und amerikanischer Demarchen in Sofia am 23. September 1947 durch den Strang hingerichtet.
Literatur
The Trial of Nikola D. Petkov. Record of the Judical Proceedings, 5th - 15th August 1947. Sofia 1947.
Padev, Michail: Dimitrov Wastes no Bullets. Nikola Petkov: The Test Case. London 1948.
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