Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Bajza, Jozef Ignác
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Bajza, Jozef Ignác

Bajza, Jozef Ignác, slowakischer Schriftsteller und Aufklärer, * Predmér (Predmier, Trentschiner Komitat) 5.03.1755, † Preßburg 1.12.1836.

Leben

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Tyrnau studierte B. im Pázmaneum zu Wien katholische Theologie. Daraufhin wirkte er Jahre lang als Kaplan und Pfarrer auf dem Land und lernte damit das slowakische Bauernvolk gründlich kennen. Zuletzt zwischen 1783 und 1805 war er als Pfarrherr in Unterdubovan (Preßburger Komitat) tätig. Schließlich wurde er Kanonikus am Preßburger Domkapitel. Er schrieb zahlreiche theologische Abhandlungen und den ersten Roman in slowakischer Sprache. Außerdem stammen aus seiner Feder auch zahlreiche Gedichte in slowakischer Sprache. Geradezu revolutionär wirkte die Tatsache, daß B. nicht nur theologische Stoffe aufgriff, sondern auch weltliche. Vor allen Dingen ging es ihm um die Hebung der slowakischen Bauernkultur. Daher schrieb er in der slowakischen Volkssprache klassische Verse, feierlich getragene Oden, Gesänge und Epigramme. In den Einführungen zu seinen Werken betont der Dichter stets den Willen des slowakischen Volkes zu einer eigenen Volkssprache und zur kulturellen Eigenständigkeit. Erstaunlich ist dabei, daß die geistigen Bindungen der slowakischen Kultur an die Kirche gerade durch einen kirchlichen Würdenträger eine zeitgemäße Umgestaltung auf das Weltliche hin erfuhren. Geformt und geprägt von der griechisch-lateinischen und französischen Kultur setzte er sich deutlich ab von der tschechisierenden Intelligenz der Slowaken. B. erprobte klassische Maßstäbe an der jungen slowakischen Volkssprache. Er schrieb im westslowakischen Dialekt und konnte sich in seiner Ausdrucksweise nicht vollständig von der tschechischen Sprache der Kralicer Bibel trennen. Dennoch sind seine Werke getragen von einer leidenschaftlichen Liebe zu seiner slowakischen Heimat, obwohl er in seiner gesellschaftlichen Tätigkeit auf der Stufe eines Stubengelehrten und Ästheten stehen blieb. Für B. waren die Slowaken ungarländische Slawen: „Slavi in Hungaria“. In anderem Zusammenhang wurden sie von ihm als „Uhro-Slováci“ bezeichnet. Sein Roman „René mlaďenca príhodi a skusenosti“ (neueste Auflage 1955) gehört in die Gruppe der aufklärerischen Bildungsromane. Form und Stoff dieser Dichtung war Fénelon nachgeahmt. Kennzeichnend für seine Dichtung ist außerdem seine beißende Kritik an religiösen, kulturellen und sozialen Zuständen seines Zeitalters. Als seine Werke sind noch zu nennen: Kresťanské katolícke náboženstvo (1789-1796); Slovenské dvojnásobné epigrammata (1794) und Veselé účinki a rečení (1795).

Literatur

Kotvan, Imrich: Bajzov román „René“. In: Slovanská Bratislava. Bd 1. Bratislava 1948, 218-229. = Spisy vedeckých ústavov mesta Bratislavy. 1.
Ders.: Jozef Ignác Bajza a Spolok milovníkov reči a literatúry slovenskej v Budíne. In: Slov. lit. 2 (1955) 337-341.

Verfasser

Horst Glassl (GND: 128931752)

GND: 120033070

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd120033070.html


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Empfohlene Zitierweise: Horst Glassl, Bajza, Jozef Ignác, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 124-125 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=502, abgerufen am: (Abrufdatum)

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