Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Racovski, Cristian
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Racovski, Cristian

Racovski, Cristian (Christian Georgijevič Rakovskij), rumänischer bzw. sowjetischer Politiker, Publizist und Revolutionär, * Kotel (Mittelbulgarien) 13.08.1873, † 1941 (?), Enkel des bulgarischen Historikers, Folkloristen und Dichters Georgi Stojkov Rakovski.

Leben

Seine Familie besaß bereits die rumänische Staatsangehörigkeit als R. 1890, siebzehnjährig, nach Frankreich, Deutschland und in die Schweiz ging, um Medizin zu studieren. Hier traf er die bekannten Revolutionäre Georgij Plechanov, Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Karl Kautsky u.a., die ihn in ihren Kreis aufnahmen und seine politischen Überzeugungen prägten. Als er im Juli 1897 nach Rumänien zurückkehrte, schloß er sich den rumänischen Sozialisten Ioan C. Frimu, Alexandru Constantinescu, Alexandru Ionescu, Iosif Nădejde-Armaşu u. a. an, vertrat innerhalb der rumänischen Sozialdemokratie den radikalen Flügel und setzte sich in scharfen Gegensatz zu den gemäßigten „Reformern“.
Zwischen 1907, als er in das Zentralkomitee der ersten „Sozialistischen Union“ gewählt wurde, und 1919, als er sich endgültig entschloß, in der Sowjetunion zu bleiben, bekleidete R. in ununterbrochener Folge verschiedene Führungsämter innerhalb des radikalen Flügels der rumänischen Sozialdemokratie. Er entfaltete eine rege Rednertätigkeit und schrieb zahlreiche Zeitungsartikel und politische Pamphlete. Allein oder mit verschiedenen Gesinnungsgenossen gründete er die Zeitungen und Zeitschriften „România Muncitoare“ (Arbeitendes Rumänien), „Viitorul Social“ (Soziale Zukunft), „ Calendarul Muncii“ (Arbeiterkalender), „Viaţa Socială“ (Soziales Leben), „Facla“ (Fackel) u. a.
Er trat als Theoretiker der Strategie und Taktik des revolutionären Kampfes hervor und setzte sich auf den Konferenzen der rumänischen Arbeiterbewegung von 1906 und 1907 sowie auf den Parteitagen der Rumänischen Sozialdemokratischen Partei mit viel Einsatz für die Vereinigung und Zusammenarbeit der Gewerkschaften und politischen Organisationen der Arbeiterschaft ein. Gemeinsam mit Constantin Dobrogeanu-Gherea, Mihai Gheorghiu Bujor u. a. bekämpfte er die mit den russischen Narodniki geistig verwandten rumänischen „Populisten“. In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg verfaßte er mehrere theoretische Werke, wie „Poporanism, socialism, realitate“ und „Socialismul în România“. R. war darüber hinaus maßgebend bei der Organisierung der pan-balkanischen sozialistischen Konferenz in Bukarest (Juli 1915) beteiligt und vertrat die rumänische Sozialdemokratie bei der Zimmerwald-Konferenz (September 1915).
Unmittelbar nach der Oktoberrevolution von 1917 war R. im Rahmen des „Sozialdemokratischen rumänischen Komitees“ von Odessa tätig. Bald darauf nahm er die sowjetische Staatsbürgerschaft an. Am 26. Januar 1919 wurde ihm die Leitung der ukrainischen Regierung anvertraut. Wegen seiner guten Beziehungen zu Lev Davidovič Trockij, der ihn in den ersten Nachkriegsjahren stark gefördert hatte, mußte R. 1924 Moskau verlassen. Er war zunächst sowjetischer Botschafter in London, dann 1925 sowjetischer Botschafter in Paris. Der XV. Parteitag der KPdSU stempelte ihn zum „Trotzkisten“, enthob ihn sämtlicher Parteiämter und stieß ihn aus der Partei aus. Zwischen 1928 und 1934 lebte er in der Verbannung. Während der großen „Säuberung“ von 1936 wurde er verhaftet und zu 20 Jahren Kerker verurteilt. Seine Spur ging im Wirbel des Zweiten Weltkrieges verloren.

Literatur

Iacoş, Ion: Un revoluţionar inflăcărat. 100 de ani de la naştera lui C. Racovski. In: Scîntea 42 (1973) Nr. 9599, S. 2.
Conte, Francis: Un révolutionnaire-diplomate: Christian Rakovski, L’Union Soviétique et l’Europe (1922-1941). Paris 1978.

Verfasser

Dionisie Ghermani (GND: 118893238)

GND: 119090538

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd119090538.html


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Empfohlene Zitierweise: Dionisie Ghermani, Racovski, Cristian, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 4. Hgg. Mathias Bernath / Karl Nehring. München 1981, S. 4-5 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1567, abgerufen am: (Abrufdatum)

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