Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Ragib Pascha

Ragib Pascha (Koca Ragib Mehmed Pascha), osmanischer Staatsmann, Gelehrter und Dichter, * Istanbul 1699, † ebd. 08.04.1763, Sohn des Finanzbeamten (defterhâne kâtibi) Mehmed Şevki.

Leben

 R. machte in der Finanzverwaltung Karriere und wurde 1724, erst fünfundzwanzigjährig, mit der Steuerkonskription der von Persien eroberten Gebiete beauftragt und dem Wali von Revan (Eriwan) als Sekretär (mektupçu) zugeteilt. Daraufhin tat er Dienst im Stabe des Feldherrn Köprülüzade Abdullah Pascha in Täbris und dann bei Hekimoğlu Ali Pascha. Er war dann etwa ein Jahr Fiskus-Vorsteher (defterdar) in Revan und kehrte 1729 nach Istanbul zurück. Hier erhielt er jedoch sofort den Auftrag, die Pfründen in der Provinz Hamadan neu zu verteilen. Im Jahre 1730 wurde er als Fiskus-Vorsteher nach Bagdad geschickt, wo er bis nach der Belagerung durch Nadir Schah blieb. Daraufhin tat er eine Zeit lang Dienst im Stab des Feldherrn Ahmed Pascha in Erzerum. Im Jahre 1736 kehrte er nach Istanbul zurück, um an den Verhandlungen mit den Gesandten Nadir Schahs teilzunehmen. Wenig später wurde er Vorsteher der Kopfsteuerkanzlei und stieg dann zum Sekretär des Großwesirs auf. In dieser Eigenschaft nahm er auch an den mit Rußland und Österreich geführten Verhandlungen von Nemirov (1737) teil. Nachdem er sich während des Feldzugs und bei den anschließenden Friedensverhandlungen von Belgrad (18.09.1739) bewährt hatte, wurde ihm 1741 das Amt des Divan-Sekretärs (re’is ül-küttāb) übertragen, wobei er es verstand, sich gegenüber den Vertretern der ausländischen Mächte eine starke Stellung zu verschaffen. Im Jahre 1744 ging er, in den Wesirsrang erhoben, für vier Jahre als Wali nach Ägypten. Dort gelang es ihm, die aufsässigen Mamluken wieder in ihre Schranken zu weisen. Kurz nach seiner Ernennung zum Wali von Damaskus wurde ihm 1756 das Amt des Großwesirs übertragen, das er auch unter dem Nachfolger Sultan Osmans III., Mustafa III., bis zu seinem Lebensende innehatte, ein in der osmanischen Geschichte durchaus seltenes Faktum. R. betrieb eine auf die Stärkung der Zentralgewalt bedachte Innenpolitik und verschaffte dem Reich eine Periode relativer innerer Sicherheit. Im Finanzwesen setzte er Reformen durch. Seine Außenpolitik war darauf gerichtet, den Frieden zu bewahren. Der im Siebenjährigen Krieg arg bedrängte Friedrich der Große versuchte vergeblich, ihn zum militärischen Eingreifen zu bewegen. R. schloß nach langen geschickten Verhandlungen im März 1761 lediglich ein Freundschaftsabkommen mit Preußen ab. Als Dichter und Mäzen war R. Mittelpunkt des literarischen Lebens seiner Zeit. Er war der letzte und zugleich bedeutendste Vertreter der Schule Nabis und stand ganz in der klassischen Tradition der persischen Schule. Neben seinem Divan sind seine politisch-historischen Schriften und Übersetzungen bekannt. Der Nachwelt hinterließ er eine von ihm errichtete Bibliothek im Istanbuler Stadtteil Lâleli, in deren Garten er begraben liegt.

Literatur

Babinger, Franz: Die Geschichtsschreiber der Osmanen und ihre Werke. Leipzig 1927.
Uraz, Murat: Ragıp Paşa. Hayatı, şahsiyeti, eserleri ve yazılarından seçme parçalar. Istanbul 1940.
Baykal, Bekir Sıtkı und Abdülkadir Karahan: ,,Ragib Paşa“. In: Islam Ansiklopedisi. Bd 9. Istanbul 1970(2), 594-598.
Itzkowitz, Norman: Mehmed Raghib Pasha: the making of an Ottoman grand vezir. Princeton 1959.

Verfasser

Klaus Schwarz (GND: 131706578)


GND: 12857321X

Weiterführende Informationen: https://prometheus.lmu.de/gnd/12857321X

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Empfohlene Zitierweise: Klaus Schwarz, Ragib Pascha, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 4. Hgg. Mathias Bernath / Karl Nehring. München 1981, S. 17-18 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1576, abgerufen am: (Abrufdatum)

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