Ribay, Juraj (Jiří), slowakischer evangelischer Theologe und Sprachforscher, * Na Pažití (bei Bánovce nad Bebravou, Komitat Trentschin) 23.03.1754, † Torschau (Torsa, heute Savino Selo, Batschka) 31.12.1812.
Leben
R. schlug die theologische Laufbahn ein. Nach Studien in der Slowakei und in Ungarn studierte er, wie viele Slowaken seiner Zeit, in Erlangen und Jena (1780). Nach diesen Studienjahren besuchte er noch Halle, Potsdam und Berlin, wo er wertvolle Bücher tschechischer Exulanten sammelte. Nach Beendigung seiner Studien in Deutschland arbeitete R. zunächst als Privatlehrer, dann als Konrektor in Schemnitz (Banská Štiavnica) und nach dem Toleranzpatent Josephs II. (1781) als evangelischer Pfarrer in Príbovce (Komitat Túróc), dann Bohunice (Komitat Hont) und von 1785 bis 1795 in Cinkota bei Budapest, wo damals eine starke slowakische Gemeinde existierte. Danach wurde er an die deutsche Pfarrei nach Torschau versetzt, wo er bis an sein Lebensende verblieb. R. war mit einer der Inspiratoren der tschechoslowakischen Einheitsidee und schrieb, obwohl in rein slowakischer Umgebung aufgewachsen, seinen Taufnamen in der tschechischen Form Jiří. Dabei hat sich R. als einer der ersten slowakischen Slawisten und als Vorgänger der slowakischen Folkloristen hervorgetan. Er sammelte slowakische Wörter und Ausdrücke, auf denen dann Juraj Palkovič eines seiner namhaftesten Werke, das „Böhmisch-deutsch-lateinische Wörterbuch“ (1820/21) aufgebaut hat. Als Sammler alter Bücher sowie durch seine sprachwissenschaftlichen Forschungen kam R. sowohl in Budapest als auch in Prag mit Antiquaren, Bibliothekaren und Slawisten in Kontakt. Sein Wunsch, eine Stelle als Bibliothekar zu bekommen, hat sich jedoch nie erfüllt. Doch erwarb R. für kurze Zeit eine Druckerei und begann, Kalender und lehrreiche Schriften für das Volk herauszugeben. R. schrieb Gedichte für mehrere Zeitschriften, übersetzte und überarbeitete Werke anderer Gelehrter und publizierte populäre Werke. Zu seinen veröffentlichten Schriften gehören u.a. „Pravidlá moresnosti aneb zdvrilosti, jako i opatrnosti“ (Regeln der Höflichkeit, 1795), „Katechismus o zdraví pro obecný lid a školskou mládež z uherského jazyka na slovanský přeloženy“ (Gesundheits-Katechismus für das gemeine Volk und die Schuljugend, aus dem Ungarischen ins Slowakische übertragen, 1795), „Leopolda II. mandat ve věcech ev. náboženství se týkajicích“ (Leopolds II. Mandat betreffs der Angelegenheiten im evangelischen Gottesdienst, 1790 und 1793) sowie ,, Príručná knížka o polním hospodářství“ (Handbuch für die Feldwirtschaft, 1797). In R.s bedeutendem handschriftlichen Nachlaß befindet sich ein beachtenswerter Plan aus dem Jahre 1793 zur Gründung einer slowakischen Gesellschaft (Proiectum Instituti seu Societatis Slavo-Bohemicae inter Slavos in Hungaria), die Material für ein slowakischtschechisches Wörterbuch sammeln sollte. Selbst vorbereitet hat R. ein Manuskript für ein Buch tschechischer und slowakischer Adverbien (3800 Stück), ein Verzeichnis tschechischer Wörter (Spicilegium vocum Bohemicarum), Material für slowakische Dialektwörter (Idioticum Slovacikum, mit 14000 Wörtern); er stellte ein biblisches Bedeutungswörterbuch zusammen sowie ein Vocabularium symphonum vocum. Alle diese und noch andere Schriftstücke blieben Manuskript. Jedoch schöpften aus diesen Schriften andere Gelehrte, wie auch der tschechische Slawist Josef Dobrovský, der mit R. engen Kontakt unterhielt. R.s große Bibliothek alter slowakischer und tschechischer Bücher wird heute, soweit sie nicht verschwunden ist, vom ungarischen Nationalmuseum in Budapest gehütet.
Literatur
Menčik, Ferdinand: Jiří Ribay. Vídeň 1892.
Patera, Adolf: Vzájemné listy Josefa Dobrovského a Jiřího Ribaye. Praha 1913.
Laciak, Miroslav: Slovenský slavista Juraj Ribay. Z dejín slovenskej slavistiky v počiatkoch slovenského národného obrodenia. In: Jazykovedný časopis 14 (1963) 120- 134.
Fried, István: Ribay György (Juraj) és Sopron. In: Soproni Szemle 19 (1965) 2, 180-184.
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