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Romanos I. Lakapenos, byzantinischer Kaiser 920-944, * Lakape bei Melitene um 870, † Insel Prote (Kınalı Ada) im Marmarameer 15.06./(07).948, Schwiegervater Konstantins VII. Porpbyrogennetos aus der makedonischen Dynastie.
Leben
Der Sohn eines von Basileios I. in die Palastwache berufenen Bauern war ab 912/13 Admiral der byzantinischen Flotte. Damals schien Simeon von Bulgarien seinem Lebensziel, dem byzantinischen Kaiserthron, näher denn je: für den unmündigen Konstantin VII. regierte der Patriarch Nikolaos Mystikos, der Simeon zum Basileus krönte und die Heirat seiner Tochter mit Konstantin VII. versprach. Dagegen stemmte sich die bulgarenfeindliche Partei um die Kaiserinmutter Zoe; sie forderte und erhielt den kompromißlosen Kampf gegen Simeon, der 917/8 zwei entscheidende Siege errang. Als Zoe dennoch den geschlagenen General Leon Phokas ehelichen wollte, besetzte R. am 25. März 919 den Palast, entfernte nach und nach Zoe samt ihrer Ratgeber und verheiratete seine Tochter Helene mit Konstantin VII. Am 17. Dezember krönte ihn Konstantin VII. zum Mitkaiser, und ein Jahr später wurde dann aus dem Tutelarkaiser auch nominell der Hauptkaiser, der er de facto bereits war. Simeon, der andere Thronrivale, plünderte erbost Thrakien und belagerte 924 Konstantinopel, wo R. gelassen abwartete; er setzte auf die Mauern der Stadt, und in der Tat zerbrachen an ihnen Simeons hochfliegende Pläne. Obwohl Herr des Großteils der Balkanhalbinsel, mußte er Frieden schließen. Nach seinem plötzlichen Tod am 27. Mai 927 erhielt sein Sohn und Nachfolger Petŭr die Tochter von R.’ Sohn Christophoros, Maria, zur Frau. Es folgten Jahre ungetrübter Beziehungen zwischen den beiden Staaten, in denen sich Bulgarien und dann auch Serbien ganz dem byzantinischen Einfluß öffneten. Die so gewonnene Rückenfreiheit nützte R. zunächst zu einem Sieg über Leon von Tripolis, den Eroberer Thessalonikes 904, wodurch die byzantinische Vorherrschaft in der Ägäis wiederhergestellt wurde. Vor allem aber konnte an der Ostfront zur Offensive übergegangen werden, wo der geniale Feldherr Johannes Kurkuas bis nach Nordmesopotamien vordrang und am 15. August 944 das Christusbild (Mandylion) aus Edessa nach Konstantinopel bringen konnte. Zwischenzeitlich mußte dieser noch die Russen unter Fürst Igor von Kiev vertreiben, die 941 in Bithynien eingefallen waren. Ein weiterer Angriff erbrachte 944 die Erneuerung des Handelsvertrages von 911. Innenpolitisch konnte R. die wegen des Tetragamiestreits zerstrittenen Parteien schnell einigen; danach legte er die Kirche straffer an die kaiserliche Kette. Echtes Anliegen war ihm der Schutz des Kleingrundbesitzes, der in immer stärkerem Umfang vom Großgrundbesitz aufgesogen wurde. 922 führte er daher das Vorkaufsrecht für verlassenen Kleingrundbesitz an Verwandte, Anrainer usw. ein. Trotz wiederholter Anläufe scheiterte das Projekt an so unvorhersehbaren Faktoren wie der Hungersnot von 928, vornehmlich aber am Widerstand der bereits allzu Reichen sowie an der Resignation der schon zu sehr Verarmten. Auch in der Nachfolgeregelung gingen R.’ Absichten nicht auf: sein ältester Sohn Christophoros, 921 als präsumptiver Nachfolger zum Mitkaiser gekrönt, starb 931. Dennoch beließ R. Konstantin VII. den Vorrang vor seinen 924 zu Mitkaisern gekrönten Söhnen Stephan und Konstantin. Diese ließen ihren Vater am 16. Dezember 944 absetzen und deportieren. Keine Hand rührte sich für den wenig geliebten, aber doch respektierten Emporkömmling. Fast unbemerkt trat ein großer Kaiser ab, den Besonnenheit, Geduld, Menschenkenntnis bei der Wahl seiner Mitarbeiter und außergewöhnliche Loyalität gegenüber dem regierenden Kaiserhaus besonders auszeichneten.
Literatur
Runciman, Steven: The Emperor Romanus Lecapenus and his reign. A study in tenth-century Byzantium. Cambridge 1929.
Ostrogorsky: S. 216-232 (mit Bibliographie).
Orgels, Paul: En marge d’un texte hagiographique (Vie de Pierre d’Argos, 19): La dernière invasion slave dans le Peloponnèse (923-925). In: Byzantion 34 (1964) 271-285.
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