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Sergios I., Patriarch von Konstantinopel 610-638, * Syrien (?), † Konstantinopel 09.12.638.
Leben
S. stammte angeblich von syrojakobitischen Eltern; er war Diakon der Hagia Sophia und Verwalter eines Armenhauses in Konstantinopel, als er, noch jung, am 18. April 610 zum Patriarchen gewählt wurde. Wenige Monate nach seinem Amtsantritt wurde Kaiser Phokas (602-610) gestürzt, und S. krönte am 5. Oktober 610 den neuen Kaiser Herakleios. Der Patriarch genoß bald dessen volles Vertrauen, und im Jahre 612 erwirkte er bei ihm die dringend notwendige Neuregelung des Stellenplans und des Personaletats der Großen Kirche. Bald darauf segnete er, nach kurzem Protest, die kanonisch unerlaubte Ehe des Kaisers mit seiner Nichte Martina ein. Nach der Eroberung Jerusalems durch die Perser im Mai 614, wobei das hl. Kreuz erbeutet wurde, trug S. dazu bei, das Volk in „Kreuzzugsstimmung“ zu versetzen. Als Herakleios 618 die von Awaren und Persern bedrängte Hauptstadt verlassen und die Residenz nach Karthago verlegen wollte, war es S., der ihn zur Aufgabe dieses Plans bewog. Für die Finanzierung des Krieges gegen die Perser stellte er Gold- und Silberschmuck der Kirche als Darlehen zur Verfügung. Während der Perserfeldzüge des Kaisers übte er zusammen mit dem Patrikios Bonos in Konstantinopel die Regentschaft aus. Die Rettung von der Awarenbelagerung im Jahre 626 wird in der Überlieferung an erster Stelle ihm zugeschrieben. Als eine seiner wichtigsten Aufgaben betrachtete S. die Wiedervereinigung mit den Monophysiten in Armenien, Syrien und Ägypten. In der Lehre des Monenergismus (später Monotheletismus) glaubte er eine akzeptable Unionsformel gefunden zu haben. Die Unionsverhandlungen führten aber nur zu oberflächlichen und kurzlebigen Erfolgen. Zwar wußte S. Papst Honorius für seine Formel zu gewinnen, aber der Versuch, 638 durch ein kaiserliches Glaubensdekret (Ekthesis) die von Sophronios von Jerusalem und Maximos dem Bekenner initiierte Bekämpfung derselben auszuschalten, scheiterte. Auf dem 6. Allgemeinen Konzil (681/82) ist er wegen dieser Lehre verurteilt worden. Erfolgreicher war S. in mehreren anderen Bereichen: er erwirkte für den Klerus das privilegium fori (630), führte eine zentrale Überwachung von Unterbringung und Unterhalt für alle Kleriker und Mönche ein, die in die Hauptstadt kamen, faßte im sog. Nomokanon die kaiserlichen Gesetze mit den Kanones zu einem einheitlichen Gesetzeswerk zusammen, bereicherte die Liturgie mit kleinen Neuerungen (u.a. gilt er als Verfasser des Praeludiums zum Akathistoshymnos) und machte sich um die byzantinische Kultur verdient, indem er u.a. Georgios Pisides, Theophylaktos Simokattes und den Autor des Chronikon Paschale förderte. Inwiefern er auf die Taufe des Bulgarenfürsten Kuvrat (619) oder auf Herakleios’ Bemühungen um Mission unter den Kroaten Einfluß nahm, wissen wir nicht.
Literatur
Van Dieten, Jan-Louis: Geschichte der griechischen Patriarchen von Konstantinopel. Von Sergios I. bis Johannes VI. (610-715). Amsterdam 1972.
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