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Stodola, Emil, slowakischer Politiker und Fachpublizist, * Liptovský Svätý Mikuláš (Liptószentmiklós, heute Mikuláš) 22.03.1862, † Preßburg (Bratislava) 28.06.1945, aus einer reichen Industriellenfamilie.
Leben
St. studierte in Wien, Berlin, Prag und Budapest. Nach Beendigung des Jurastudiums in Budapest arbeitete er hier bis 1918 als Rechtsanwalt. Er pflegte Kontakte mit Vertretern der nichtungarischen Nationalitäten des alten Ungarn. 1895 nahm er an der Nationalitätenkonferenz in Budapest teil, wo er zum Mitglied der Kommission gewählt wurde, die das Nationalitätenprogramm der Konferenz ausarbeitete. Vor dem Ersten Weltkrieg kandidierte er dreimal für das ungarische Parlament im Wahlbezirk Svätý Mikuláš. Er setzte sich nie durch, obwohl seine Verluste immer knapp waren. Sein politisches Programm veröffentlichte er in dem Buch „Mǒj program“ (Mein Programm, 1905). St. spielte eine wichtige Rolle an der Versammlung der slowakischen Politiker in Budapest am 26. Mai 1914. Im September 1918 nahm er am Konvent der slowakischen evangelischen Kirche in Budapest teil, auf dem man sich über die Bildung einer slowakischen Volksvertretung beriet. 1918 bemühte sich auch Graf Mihály Károlyi, Vertreter einer gemäßigten ungarischen Politik, um Kontakte mit ihm.
Als sich die Versammlung der slowakischen Patrioten und Politiker Ende Oktober 1918 traf, um über das zukünftige Schicksal der Slowakei zu entscheiden, legte St. einen radikalen Entwurf für die Autonomie der Slowakei vor. Es war seine Variante gegen die Deklaration von Turčiansky Svätý Martin vom 30. Oktober 1918, mit der sich die Slowaken für die Tschechoslowakische Republik entschieden. 1919 war er als slowakischer Delegat in Budapest. Der slowakische Klub der revolutionären Volksversammlung in Prag lehnte ihn daher für die Verhandlungen mit der ungarischen Regierung über die slowakische Grenze ab. Ebenfalls gehörte er nicht zu der vorbereitenden Delegation, die mit den Ungarn zu verhandeln hatte, da die ganze Delegation von Prag aus nicht bewilligt wurde. St. spielte eine wichtige Rolle im slowakischen öffentlichen Leben als Vorsitzender der am 30. März 1921 neu begründeten „Slowakischen Nationalpartei“ (Slovenská národná strana), die sich unter ihm von der „Republikanischen Landvolks- und Kleinbauernpartei“ (Republikánska strana zemedelského a malorol’níckeho l’udu) Milan Hodžas gelöst hatte und mit der „Slowakischen Volkspartei“ (Slovenská l’udova strana) heftig für die Autonomie der Slowakei kämpfte.
St. war auch publizistisch tätig. Er gab 1912 die „Štatistika Slovenska“ (Statistik der Slowakei) heraus, 1918 eine Studie über die ethnographische Grenze der Slowakei unter dem Titel „Slovenská menšina na rozhraní mad’arsko-slovenskom“ (Slowakische Minderheit im ungarisch-slowakischen Grenzgebiet), 1921 publizierte er einen bemerkenswerten Entwurf für die Autonomie der Slowakei „O samospráve Slovenska“ (Über die Selbstverwaltung der Slowakei), 1923 gab er das Buch „Prelom“ (Der Umbruch) heraus, das eine dokumentarische Darstellung des Umsturzes im Jahre 1918 vermittelt, und 1925 faßte er die slowakische Problematik in der Publikation „Pál'čivé otázky Slovenska“ (Brennende Fragen der Slowakei) zusammen. Er war auch Verfasser (zusammen mit Adolf Záturecký) eines slowakisch-ungarischen rechtsterminologischen Wörterbuches, gab die juristisch-wissenschaftliche Zeitschrift „Právny obzor“ (Juristischer Horizont, Budapest 1917--1918) heraus und publizierte noch eine ganze Reihe anderer fachbezogener Studien und Artikel.
Literatur
Hodža, Milan: Slovenský rozchod s Maďarmi roku 1918. Bratislava 1929.
Medvecký, Karol A.: Slovenský prevrat. Trnava 1930.
Grečo, Martin: Martinská deklarácia. Martin 1947.
Krajčovičová, Nataša: Slovenská národná strana pod vedením Dr. Emila Stodolu (1921-1922). In: Hist. Čas. 18 (1970) 17-38.
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