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Tarasios, Patriarch von Konstaninopel 784-806, * Konstantinopel um 730, † 18. II. 806.
Leben
T., Sohn eines Richters Georgios und einer frommen Mutter Enkratia, war Senator und kaiserlicher Geheimsekretär, als er am 25. Dezember 784 zum Nachfolger Paulos IV. (f 31. VIII. 784) gewählt wurde. Am 25. Dezember erhielt er die Bischofsweihe. Von seinem Vorgänger erbte er die Aufgabe, den Bilderkult wiederherzustellen. In seinem Antrittsschreiben an Papst Hadrian I. und die orientalischen Patriarchen lud er seine Amtsbrüder zu einem ökumenischen Konzil ein, das der Kaiser Konstantin VI. (unter Vormundschaft seiner Mutter Irene) einberufe. Der Papst protestierte zwar gegen die Promotion des Laien T. zum Patriarchen, lehnte aber die Einladung nicht ab. Trotz des Widerstandes der Ikonoklasten, der eine Verlegung des im Juli 786 in Konstantinopel eröffneten Konzils nach Nikaia notwendig machte, konnte T. sich durchsetzen. Das zweite Konzil von Nikaia 787 verurteilte den Ikonoklasmus und definierte den Sinn der Bilderverehrung. T., der das Konzil gründlich vorbereitet und seine Arbeit gesteuert hatte, ließ gegenüber reumütigen Bilderstürmern und simonistischen Prälaten Milde walten, was ihm heftige Kritik seitens der Studiumönche eintrug. Als er außerdem die moichianische Ehe Konstantins VI. hinnahm, veranlaßte dies Theodoros Studites, dem er 788/89 die Priesterweihe erteilt hatte, die kirchliche Gemeinschaft mit ihm aufzukündigen. Nachträglich verurteilte T. aber doch den Priester, der die ehebrecherische Ehe eingesegnet hatte. Auch bekämpfte er nun die Simonie mit härteren Maßnahmen. Hinsichtlich der Kirchenprovinzen (Illyrien, Apulien, Kalabrien, Sizilien), die zu Beginn des Bildersturms Rom entzogen worden waren, nahm T., sich der kaiserlichen Politik anschließend, die Proteste Hadrians I. nicht zur Kenntnis. Der Papst verteidigte trotzdem die Orthodoxie des zweiten nikäischen Konzils gegen die Kritik der Libri Carolini. T.’Biograph, der Diakon Ignatios, lobt besonders seine Askese, seine karitative Tätigkeit (er gründete u.a. ein Kranken- und ein Armenhaus), seine Bemühungen um einen tadellosen Lebenswandel des Klerus und die Förderung der Klöster. Außer einer Rede zu seiner Wahl und Amtsbriefen hinterließ T. eine Homilie auf Mariä Darstellung im Tempel, die auch ins Slawische übersetzt wurde.
Literatur
Heikel, Ivar August: Ignatii diaconi Vita Tarasii archiepiscopi Constantinopolitani. Helsinki 1889.
Andreev, J.: German i Tarasij. Sergiev Posad 1907.
Grumel, Venance: Les Regestes des Actes du Patriarcat de Constantinople. Bd. 1/2. [Kadiköy, Istanbul] 1936, 12-22.
Bibliotheca hagiographica Graeca. Hrsg. F. Halkin. Bruxelles 1957(3), Bd 2, 1698; Bd 3, 1149.
Dvornik, Francis D.: Tarasios. In: Lexikon für Theologie und Kirche. Bd 9. Freiburg 1964(2), 1298.
Stiernon, Daniele: Tarasio. In: Bibliotheca Sanctorum. Bd 12. Roma 1969, Sp. 127-131.
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