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Teleki von Szék, József (Josef) Graf, ungarischer Historiker, * Pest 24.10. 1790, † ebd. 15.02.1855, aus einem der ältesten Adelsgeschlechter Siebenbürgens, Sohn von Ladislaus T. (1764-1821), der zu den ersten Förderern der ungarischen Sprache und Literatur seiner Zeit gehörte.
Leben
Nach dem Besuch des reformierten Gymnasiums in Klausenburg (Cluj) und der Universität in Pest trat T. 1810 als Konzipist in den Dienst der königlichen Statthalterei in Ofen. Zur Vervollständigung seiner Studien reiste T. 1812 ins Ausland, zunächst an die Universität Göttingen, an der er bis 1814 Vorlesungen bei Johann Friedrich Blumenbach, Arnold Heeren und Friedrich Saalfeld hörte und durch diese die Methoden der modernen kritischen Geschichtsschreibung aufnahm. Nach Reisen durch Mittel- und Westeuropa kehrte er 1815 nach Ungarn zurück. Seinen wissenschaftlichen Ruf begründete T. mit zwei sprachwissenschaftlichen Studien: „A magyar nyelvnek tökéletesítése új szavak és új szólások által“ (Die Vervollständigung der ungarischen Sprache durch neue Worte und neue Redewendungen) und „Javaslat a magyar nyelv teljes szótára ügyében“ (Vorschlag für ein vollständiges Wörterbuch der ungarischen Sprache), mit denen er im Kampf um die ungarische Spracherneuerung Stellung nehmend 1819 den Preis der Marcibány-Gesellschaft gewann. Seine Tätigkeit in der Verwaltung (1818 Sekretär der ungarischen Statthalterei, 1824 Richter an der königlichen Gerichtstafel in Pest, 1827 Obergespan des Csanader Komitats, 1832 Referendar an der siebenbürgischen Hofkanzlei in Wien) rückte zugunsten seiner wissenschaftlichen Studien immer mehr in den Hintergrund, vollends nach seiner Wahl zum Präsidenten der neu gegründeten Ungarischen Akademie der Wissenschaften am 17. Novembér 1830. Die Akademie verdankt ihm neben einer durch 25 Jahre hindurch gewissenhaft geführten Präsidentschaft, mit der sich T. um ihren Aufbau verdient gemacht hat, auch den Grundstock ihrer Bibliothek in Form von etwa 60.000 Bänden, die er ihr vermacht hat.
Nach 1819 wandte sich T. immer mehr der Geschichtswissenschaft zu, in der er sich bald ganz auf die Erforschung der Hunyadi-Ära im 15. Jh. konzentrierte. Seine diesbezüglichen Quellenstudien dehnte T. in den 1830 er Jahren auf viele ausländische Archive und Bibliotheken aus, womit er auch die systematische Sammlung aller die Geschichte Ungarns betreffenden Quellen im In- und Ausland anregte, mit deren Veröffentlichung kurz nach seinem Tod in der Reihe der „Monumenta Hungáriáé Historica“ (Magyar Történelmi Emlékek) begonnen wurde. Sein auf 12 Bände angelegtes Lebenswerk lag im Entwurf bereits 1843 abgeschlossen vor, als durch die Fülle neu hinzu gekommener Quellen T. sich zu seiner vollständigen Neubearbeitung entschloß. Diese machte nur langsame Fortschritte, da T. auch seinen amtlichen Pflichten als 1841 erwählter und 1842 ernannter Gouverneur von Siebenbürgen nachkommen mußte. Nach seiner 1848 erfolgten Pensionierung und einer schweren Erkrankung konnte T. 1852 endlich mit der Herausgabe seines Werkes „Hunyadiak kora Magyarországon“ (Das Zeitalter der Hunyadis in Ungarn) beginnen. Sein Tod hat ihn nur die erste Abteilung (Bd 1-5, 1852-1856), eine Geschichte der auswärtigen Beziehungen Ungarns 1437-1490, und die dritte Abteilung (Bd 10-12, 1853-1857), eine Quellenedition von über 800 Urkunden und Dokumenten, vollenden lassen. Nachdem Károly Szabó aus den Papieren T.s 1863 den ersten Teil von Bd 6 veröffentlicht hatte, schloß in den Jahren 1890-1913 Deszö Csánki die Lücke und gab die auf Grund des Nachlasses von T. von ihm bearbeiteten restlichen Bände 6, 2-9 unter dem Titel „Magyarország történelmi földrajza a Hunyadiak korában“ heraus, die für die innere Geschichte Ungarns überaus wertvolle zweite Abteilung, eine historische Geographie der mittelalterlichen Komitate des Landes.
Geleitet von dem Ziel, die weltgeschichtliche Bedeutung Ungarns zwischen West- und Osteuropa im Kampf gegen die Türken an einer politischen wie kulturellen Zeitenwende und damit im Zusammenhang den Aufstieg und die Rolle der Familie Hunyadi zu beschreiben, hat T. in dreißig Jahren ein grundlegendes Werk geschaffen, das die erste, ganz auf intensivem Quellenstudium aufgebaute, inhaltlich äußerst umfassende Monographie einer bedeutenden Epoche der ungarischen Geschichte darstellt und noch heute vor allem mit ihrem Quellenteil als überaus nützlich und brauchbar angesehen werden kann.
Literatur
Flegler, Alexander: Beiträge zur Würdigung der ungarischen Geschichtsschreibung. III. In: Hist. Z. 19 (1868) 316-326.
Toldy, Ferenc: Teleki József. In: Magyar költök élete. Bd 1. Pest 1870, 185-190.
Csengery, Antal: Teleki József. In: Csengery Antal összegyüjtött munkái. Bd 3. Budapest 1888, 47-68.
Szinnyei, József: A széki gróf Teleki-család irói. Budapest 1910.
Lukinich, Imre: Gróf Teleki József. In: Tükör (1940) 190-192.
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