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Thomas Archidiaconus Spalatensis, dalmatinischer Geschichtsschreiber, * Split 1200/1201, † ebd. 8.03.1268.
Leben
Durch Theologie- und Jurastudium in Bologna überdurchschnittlich gebildet, wurde Th. nach kurzer Tätigkeit als Notar zum Domherren und 1230 zum Erzdiakon der Metropolitankathedrale von Split gewählt. Im Bestreben, seine Heimatstadt zeitgenössischen Tendenzen, vor allem den Autonomiebestrebungen der oberitalienischen Städte, anzuschließen, setzte sich Th. für das „regimen Latinorum“ ein, d.h. die Wahl erfahrener italienischer Podesta an Stelle kroatischer Adliger zu Amtsträgern der Stadt. Zweck dieses Vorgehens war nicht nur die effektivere Leitung städtischer Geschäfte, sondern auch eine stärkere Unabhängigkeit vom kroatischen Hinterland und von den Ansprüchen des ungarischen Königs. In die gleiche Richtung zielte Th.’ kirchenpolitische Ausrichtung auf das Papsttum, das Bestreben, die Mitwirkung der Laien zu beschränken usw.
Als Th. 1239 die Wahl eines italienischen Podesta zum Stadtoberhaupt durchsetzen konnte, forderte er damit den Widerstand König Belas IV. heraus. Die Folgen waren ein Krieg mit Trogir und ein für Split ungünstiger Friede, für Th. selbst Unbeliebtheit bei der Bevölkerung, die 1243 die von der Geistlichkeit ausgeführte Wahl Th.’ zum Erzbischof rückgängig machte. Wegen seiner anti-königlichen, anti-kroatischen Politik ohne weitere Aussicht auf das Amt des Erzbischofs, betätigte sich Th. als Geschichtsschreiber seiner Stadt. Die „Historia Salonitana“ von Th. gilt - gemeinsam mit der Umarbeitung des 16. Jh.s (Historia Salonitana maior) - als eine der wichtigsten erzählenden Quellen zur mittelalterlichen Geschichte Dalmatiens. In der Absicht, eine Geschichte der Kirche von Salona und Split von der Römerzeit bis zu seiner Gegenwart zu verfassen, kompilierte Th. zahlreiche Quellen, die Licht auf die Geschichte Dalmatiens und Kroatiens werfen. Sein Bestreben, die Würde der Metropolie von Split so alt wie möglich zu machen, wie auch sein eigenes politisches Engagement verführten Th. dabei zu Verzerrungen und gar Fälschungen seiner Vorlagen, die z. T. erst in jüngster Zeit geklärt werden konnten.
Literatur
Šišić, Ferdo: Priručnik izvora hrvatske historije. Zagreb 1914.
Šegvić, Kerubin: Toma Splićanin, državnik i pisac (1200-1268). Njegov život i njegovo djelo. Zagreb 1927.
Novak, Grga: Povijest Splita. Bd 1. Od prethistorijskih vremena do definitivnog gubitka pune autonomije 1420. god. Split 1957.
Klaić, Nada: Historia Salonitana maior. Beograd 1967.
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