Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Todor Svetoslav
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Todor Svetoslav

Todor Svetoslav (auch Svetoslav Terter), bulgarischer Zar 1300-1321, † 1321, Sohn Georgis l. Terter.

Leben

T. lebte von 1285 bis 1299 als Bürge bei den Tataren; sein Vater hatte den bulgarischen Thron nur retten können, indem er seine Tochter in den Harem Čakaš, Nogajs Sohn, schickte. Nach dem Tode des bulgarischen Zaren Smilec und der Ermordung des Tatarenkhans Nogaj im Jahre 1299 durch die Tataren der Goldenen Horde mußte Čaka fliehen. Es bot sich nur das Vasallentum Bulgarien an, und Čaka zog mit seinem Schwager T. in Türnovo ein. Die Boljaren wählten durch Bestechung T.s Čaka zu Smilec5 Nachfolger, dessen Witwe das Land verlassen mußte. T. verschwor sich jedoch bald mit den Boljaren gegen den Tataren auf dem bulgarischen Zarenthron, der auch gestürzt werden konnte. Čakaš Haupt wurde an Toktaj, den Khan der Goldenen Horde, geschickt. Damit ging die Tatarenherrschaft über Bulgarien zu Ende. Zum neuen Zaren wählten die Boljaren T., der sogleich friedliche Beziehungen zu Toktaj suchte. Wegen der früheren Vorgänge sah Toktaj in T. seinen Verbündeten und trat ihm das südliche Bessarabien bis zum Dnestr ab.
Nach Befriedung der nördlichen Grenzen versuchte T. systematisch, die geschwächte Autorität der Zentralgewalt wiederherzustellen und die inneren Feinde zu liquidieren. Als einer der ersten wurde der Patriarch von Türnovo, Joakim III., hingerichtet, der des Verrates an die Tataren beschuldigt worden war; ferner der potentielle Thronprätendent Michail, der Sohn Konstantin Asens und Marias. Die Brüder des verstorbenen Zaren Smilec, Vojsil und Radoslav, hatten sich nach Byzanz geflüchtet und wurden nun vom byzantinischen Kaiser Andronikos II. gegen T. unterstützt. Der Kaiser ernannte Radoslav zum Sebastokra- tor, rüstete ihm ein Heer aus und schickte ihn als Thronprätendenten nach Türnovo. Mit Unterstützung seines Onkels Eltimir, des Herrschers über das Gebiet um Krün, konnte T. das eindringende Heer schlagen. Radoslav wurde gefangengenommen und geblendet.
Allein im Nordwesten gelang es nicht, die Zentralgewalt wiederherzustellen. Im Gebiet von Vidin blieben der Despot Šišman und nach seinem Tod 1313 dessen Sohn Michail Šišman selbständig.
Als Byzanz nicht ruhte, die Position T.s in Bulgarien zu untergraben, zog T. in einem Präventivkrieg nach Süden, um thrakische Städte zurückzuerobern. Da die Aufmerksamkeit des byzantinischen Kaisers durch die Überfälle der Türken in Kleinasien gebunden war, nahmen die Bulgaren 1303 die Festungen zwischen der östlichen Stara Planina und dem Strandza-Gebirge ein. Ein byzantinisches Heer unter Vojsil erlitt eine schwere Niederlage. Die Unruhen der katalanischen Söldner im byzantinischen Reich 1305 nutzte T. aus, um seine Positionen zu festigen. Schließlich sah sich Byzanz 1307 gezwungen, mit Bulgarien Frieden zu schließen, wobei Bulgarien die territorialen Gewinne behaupten konnte.
Nach einem halben Jahrhundert an Thron- und Kriegs wirren, vom Tode Ivan Asens II. bis zur Machtübernahme T.s, kehrte nun in Bulgarien wieder längerer Frieden ein, was bald ein Aufblühen der Wirtschaft und des Handels zur Folge hatte. Venezianische und genuesische Schiffe liefen die Schwarzmeerhäfen an und tauschten ihre Waren, vor allem Kleidung und Luxusartikel, gegen Weizen, Wein und Wachs aus bulgarischer Produktion.

Literatur

Slatarski, W. N.: Geschichte der Bulgaren. T. 1. Von der Gründung des bulgarischen Staates bis zur Türkenherrschaft (679-1396). Leipzig 1918, 152-158.
Nikov, Petŭr: Bŭlgari i tatari v srednite vekove. In: Bŭlg. Ist. Bibl. 2 (1929) 97-142.
Mutafčiev, Petŭr: Istorija na bŭlgarskija narod. T. 2. Sofija 1944, 157-166.
Istorija: Bd 1, 218-221.

Verfasser

Detlef Kulman (GND: 128703393)


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Empfohlene Zitierweise: Detlef Kulman, Todor Svetoslav, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 4. Hgg. Mathias Bernath / Karl Nehring. München 1981, S. 336-337 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1792, abgerufen am: (Abrufdatum)

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