Leben
Im Frühjahr 1243 übernahm U. die serbische Königswürde von seinem älteren Bruder Vladislav, ob auf Grund eines Vertrages oder durch Usurpation, ist nicht bekannt. Da zwischen den Brüdern im folgenden gute Beziehungen herrschten, scheint eine gütliche Regelung, analog dem Vertrag zwischen Dragutin und Milutin 1282, nicht ausgeschlossen. 1247 versuchte Dubrovnik, das serbische katholische Erzbistum Bar (Antivari) zu beseitigen und sein Gebiet Dubrovnik zu unterstellen. Daraufhin griff U. die Stadt an (1252), um zu verhindern, daß die katholischen Landesteile unter fremde Jurisdiktion kommen. Trotz des bald geschlossenen Friedens verbündete sich Dubrovnik mit Bulgarien gegen U., und bulgarische Truppen fielen tief ins serbische Kerngebiet ein. Nachdem durch byzantinische Vermittlung ein Friede zwischen U. und Bulgarien zustande kam, mußte Dubrovnik sich 1255 einen Frieden erkaufen und seine kirchlichen Prätentionen auf Bar aufgeben. Um 1250 heiratete U. Jelena (Helena ,,von Anjou“), die wahrscheinlich aus einer Nebenlinie des Geschlechtes stammte. Dadurch gestalteten sich die Verbindungen U.s zu den fränkischen Geschlechtern Griechenlands enger. U. brach mit den Byzantinern und nahm am Krieg König Manfreds von Sizilien teil, indem er die Gebiete von Skopje, Prilep und Kicevo eroberte, die er allerdings nur ein Jahr lang halten konnte. Aus den fränkischen Beziehungen ergab sich zugleich ein näherer Anschluß an Ungarn, besiegelt durch die Heirat Dragutins, des ersten Sohnes von U., mit Katherina, einer Tochter des späteren Königs Stefan V. Bald jedoch wandte sich U. wieder den Byzantinern zu, anscheinend weil Béla IV. ihn als seinen Vasallen behandelte, und fiel in ungarisches Gebiet ein, um das Banat Machów (Macva) zu erobern. U. wurde 1268 nicht nur geschlagen, sondern auch von ungarischen Truppen gefangengenommen und an den Hof Bélas IV. gebracht. Der Friedensvertrag dürfte eine Klausel enthalten haben, derzufolge U. noch zu seinen Lebzeiten mit Dragutin, der in ungarischen Quellen als „iunior rex“ bezeichnet wird, Reich und Herrschaft zu teilen hatte. U. scheint die Erfüllung dieser Bedingung ständig verweigert zu haben, so daß es 1276 zum Konflikt kam. Dragutin besiegte mit ungarischen Truppen seinen Vater in der Schlacht von Gacko (1276) und zwang ihn, das Land zu verlassen. U. starb als Mönch Simon am 1. Mai 1277 (?), seine Gebeine wurden in seinem Grabkloster Sopoćani beigesetzt.
Wenn die altserbischen Hagiobiographen U. den „Großen“ nennen, kann diese Wertung nicht auf außenpolitischen Erfolgen beruhen. Die lange Herrschaft U.s bildet einen zentralen Abschnitt der inneren Entwicklung Serbiens im 13. Jh. Noch unter den Brüdern U.s war Serbien ein Spielball mächtigerer Nachbarn, unter seinen Söhnen wurde es zum ökonomisch und politisch stärksten Reich des Zentralbalkans. Die scheinbare Passivität Serbiens unter U. läßt daher einen tiefgehenden Entwicklungsprozeß vermuten, in dem die Grundlagen für die Zeit gelegt wurden, da Serbien Hegemonialmacht Südosteuropas war. Die Kriege mit Dubrovnik stehen in direktem Zusammenhang mit inneren Vorgängen, sei es, daß es galt, die Selbständigkeit der katholischen Kirche in Serbien zu wahren, seien es Fragen der Aufsiedelung der Küstengebiete und des direkten Zugriffs zu den Adriahäfen. Ein wichtiger Prozeß war die Einschmelzung der einst selbständigen Gebiete Zeta (Diokli- tien) und Hum in das übrige Reichsgebiet. Unter U. erlosch die Tradition autonomer Verträge Hums und der Zeta mit Dubrovnik, wie auch die Herrschaft nemanjidischer Seitenlinien.
Für die innere Kolonisation gewann die Ansiedlung „sächsischer“ Bergleute, die 1254 zum ersten Mal erwähnt werden, besondere Bedeutung. Auch in der Entwicklung des serbischen Berg- und Stadtrechtes spielten die Sachsen eine wichtige Rolle. Die Bergbaustädte wurden bald wichtige Handelszentren und zugleich die Kerne der Urbanisierung Serbiens. Die beginnende Silberproduktion ermöglichte es U., in größerem Umfang eigene Münzen, Kopien des venezianischen denarius grosus (Matapan), zu prägen.
Auf kulturellem Gebiet ragt die Zeit U.s durch Architektur und Fresken in Sopoćani, Morača, Peć und Gradac hervor. Besonders das Kloster Sopoćani hat als Höhepunkt hoch- byzantinisch-serbischer Monumentalmalerei zu gelten. Dort sind auch mehrere Porträts U.s und seiner Familie erhalten, die vom starken byzantinischen Einfluß auf die sich verfestigende serbische Monarchie zeugen.
Literatur
Jireček: Bd 1.
Ćirković, Sima: Serbien im XIII. Jahrhundert. In: L’art byzantin du XIIIe siecle. Symposium de Sopoćani 1965. Beograd 1967, 117-123.
Serbisches Mittelalter. Altserbische Herrscherbiographien. Bd 2: Danilo II. und sein Schüler: Die Königsbiographien. Übersetzt, eingeleitet und erklärt von St. Hafner. Graz 1976. = Slavische Geschichtsschreiber. 9.