Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Bessarion, Ioannes (Basileios)
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Bessarion, Ioannes (Basileios)

Bessarion (Mönchsname; Vornamen Ioannes oder Basileios nicht gesichert), Kardinal und lateinischer Titularpatriarch von Konstantinopel 1463-1472, Unionstheologe und Humanist, * Trapezus Ende 1399/Anfang 1400 (nach Saffrey; bisherige Annahme: 2.01.1403), † Ravenna 18.11.1472.

Leben

Aus bescheideneren Verhältnissen stammend (Stand der Eltern unbekannt), wurde B. durch den Metropoliten Dositheos von Trapezus erzogen und nach Konstantinopel gebracht, wo er seine theologische Ausbildung erhielt und 1423 in ein Kloster eintrat. 1425 wurde er zum Diakon, 1430 zum Priester geweiht und in der Zwischenzeit (ca. 1426/27) wegen seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten bereits zu diplomatischen Missionen herangezogen. Nach seiner Übersiedlung in die Peloponnes (ca. 1431) war B. Schüler des Philosophen Georgios Gemistos Plethon in Mistra; um 1436 ernannte ihn Kaiser Johannes VIII. zum Abt des Basileios-Klosters in Konstantinopel und erhob ihn am 11. November 1437 auf den Metropolitenthron von Nikaia.
In dieser Stellung nahm er als einer der profiliertesten griechischen Vertreter am Konzil von Ferrara-Florenz teil (1438/39), wo er sich nach anfänglichem Zögern aus echter Überzeugung der Unionspartei anschloß und deren Wortführer wurde. Am 18. Dezember 1439 von Papst Eugen IV. zum Kardinalpresbyter von SS. XII Apostoli befördert, kehrte B. 1440 für kurze Zeit nach Konstantinopel zurück, um sich dann endgültig in Italien niederzulassen. Von Nikolaus V. am 5. März 1449 zum Kardinalbischof von Sabina und am 23. April 1449 zum Kardinalbischof von Tusculum ernannt und als apostolischer Legat ab 1450 mit Erfolg in Bologna tätig, galt nach dem Falle von Konstantinopel 1453 seine ganze Energie der Befreiung seiner Heimat und der Ausrufung eines Kreuzzuges gegen die Türken. Pius’ II. Bemühungen auf dem Kongreß von Mantua (1459) und B.s Legation nach Deutschland (1460- 1461) blieben jedoch erfolglos. Auf einer Gesandtschaft nach Venedig konnte der nach dem Tode des Isidoros von Kiew zum lateinischen Patriarchen von Konstantinopel erhobene B. (Mai 1463) den Dogen zwar zur Kriegserklärung an die Osmanen bewegen, doch löste sich das Unternehmen durch den Tod Pius' II. (15.08.1464) wieder auf. Unter dessen Nachfolger Paul II. pflegte B. vor allem seine humanistischen Bestrebungen. Von Sixtus IV. wurde er noch einmal zu einer diplomatischen Mission nach Frankreich herangezogen, um König Ludwig XI. zu einem Kreuzzug gegen die Türken zu bewegen (Sommer/Herbst 1472). Schwerkrank von der fehlgeschlagenen Gesandtschaft heimkehrend, starb der greise Kardinal im November 1472 in Ravenna, nachdem er schon 1468 seine bedeutende Handschriftensammlung der Kirche San Marco in Venedig vermacht hatte.
B. gilt mit Recht nicht nur als uneigennütziger Förderer des kirchlichen Einheitsgedankens, sondern auch als einer der führenden Gelehrten des 15. Jh.s. Sein Haus in Rom war ein echtes Zentrum humanistischer Wissenschaftspflege („Akademie“). Unter B.s zahlreichen theologischen und philosophischen Schriften sind vor allem die vier Bücher „In calumniatorem Platonis“ zu nennen, mit denen er die platonische Philosophie in den Dienst des christlichen Glaubens stellen wollte.

Literatur

Mohler, Ludwig: Kardinal Bessarion als Theologe, Humanist und Staatsmann. 3 Bde. Paderborn 1923/42.
Bréhier, Louis: Bessarion. In: Dict. Hist. et Géogr. Eccl. 8 (1935) 1181-1199 (mit Bibliographie).
Candal, Emmanuel: Bessarion Nicaenus in Concilio Florentino. In: Orient. Christ. Period. 6 (1940) 417-466.
Loenertz, Raymond-Joseph: Pour la biographie du Cardinal Bessarion. In: Orient. Christ. Period. 10 (1944) 116-149.
Gill, Joseph: Personalities of the Council of Florence and other Essays. Oxford 1964.
Saffrey, H. D.: Recherches sur quelques autographes du cardinal Bessarion et leur caractère autobiographique. In: Mélanges E. Tisserant. Bd 3. Città del Vaticano 1964, 263-297. = Studi e Testi. 233.
Labowsky, Lotte: Bessarione. In: Dizionario biografico degli Italiani. Bd 9. Roma 1967, 686-696 (mit Bibliographie).
Gasparrini Leporace, Tullia und Elpidio Mioni: Cento codici bessarionei. Catalogo di mostra. Venezia 1968 (mit Bibliographie).
(Atti) II Congresso della Associazione Nazionale di Studi Bizantini: Bessarione e il suo tempo. In: Riv. stud. bizant. e neoell. N. S. 5 (1968) 3-145, 265-266.

Verfasser

Otto Kresten (GND: 1029693145)

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Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd118662554.html


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Empfohlene Zitierweise: Otto Kresten, Bessarion, Ioannes (Basileios), in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 192-193 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=566, abgerufen am: (Abrufdatum)

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