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Blau, Otto, preußischer Generalkonsul, Orient- und Balkanforscher, * Nordhausen (Harz) 21.04.1828, † Odessa 27.02.1879, Sohn eines evangelischen Theologen.
Leben
Nach dem Abitur in Schulpforta studierte B. von 1848-1851 in Halle und Leipzig Theologie, Philosophie und orientalische Sprachen. 1852 trat er in den preußischen Konsulardienst und wirkte zunächst sechs Jahre als Attache für Handelsfragen an der Gesandtschaft in Istanbul, dann von 1858-1864 als Konsul in Trapezunt. In diesen Jahren erwarb er sich eine hervorragende Kenntnis der wirtschaftlichen und ethnischen Verhältnisse der Ägäisinseln, Kleinasiens, Armeniens und Persiens. Von März bis Oktober 1861 war er als Vertreter Preußens in der Pazifikationskommission tätig, die die europäischen Großmächte nach Bosnien entsandt hatten. Die wachsenden preußischen Handelsinteressen in der europäischen Türkei legten 1864 die Schaffung eines Konsulats in Sarajevo nahe, dessen erster Leiter B. wurde. 1870 erlebte er die Erhebung zum Generalkonsul und 1873 die Versetzung in gleicher Eigenschaft nach Odessa, wo er unter der Einwirkung einer seelischen Depression, weil er glaubte, als Vorgesetzter versagt zu haben, seinem Leben ein Ende setzte.
Schon als Student begann B. wissenschaftliche Arbeiten zu veröffentlichen und hat im Verlauf von kaum 30 Jahren eine Vielzahl von Studien erscheinen lassen, die eine erstaunliche thematische Spannweite aufweisen. Der eine Schwerpunkt wird durch die Geschichte, die Sprachen und die Gegenwartsverhältnisse des Orients gebildet, der andere durch den zentralen Balkanraum. Hier sind zuerst zu nennen die „Reisen in Bosnien und der Hertzegowina“ (Berlin 1877), wozu der Kartograph Heinrich Kiepert Zusätze und eine Karte beigesteuert hat. B. befaßt sich darin mit dem Verlauf der antiken und mittelalterlichen Straßen, mit der natürlichen Vegetation und den Anbauverhältnissen, mit der Statistik des Landes, den Familiennamen seiner Einwohner und ihren Mundarten. Außer seinen eigenen Beobachtungen stützt er sich auf Aussagen von Gewährsleuten und lokale Presseberichte. Eine zweite Buchveröffentlichung „Annalen bosnischer Kirchengeschichte“ (Görlitz 1872) ist der ältesten Zeit des Christentums in diesem Lande gewidmet. Zahlreiche Einzelaufsätze in der „Neuen Preußischen Zeitung“, in der „Zeitschrift für allgemeine Erdkunde“, im „Preußischen Handelsarchiv“, in den „Monatsberichten der Berliner Akademie der Wissenschaften“ beschäftigen sich mit Einzelfragen der Landeskunde Bosniens, in den „Abhandlungen zur Kunde des Morgenlandes“ schrieb B. über die bosnisch-türkischen Sprachdenkmäler. Er sammelte fleißig neue Pflanzen, war ein emsiger Münzsammler und kundiger Numismatiker, befaßte sich wohl als erster mit „Volkstum und Sprache der Rumänen“. Waren auch manche seiner Hypothesen zu phantasievoll, so ist er doch vielfach heute noch anregend und überaus gründlich in den Fakten.
Literatur
Blau, Paul: Leben und Wirken eines Auslandsdeutschen im vorigen Jahrhundert. Leipzig 1928 (mit unvollständiger Bibliographie).
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