Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Bleiweis, Janez

Bleiweis, Johann (Janez) Ritter von Tersteniški, slowenischer Arzt, Tierarzt, Publizist und Politiker, * Kranj (Krainburg) 19.11.1808, † Ljubljana (Laibach) 29.11.1881, Sohn eines Manufakturbesitzers.

Leben

B. studierte von 1826-1835 Medizin und Veterinärmedizin in Wien und war danach bis 1841 Korrepetitor am Wiener Tierarzneiinstitut. 1841 kam er als Professor der Veterinär- und Gerichtsmedizin nach Ljubljana und war in der Folgezeit in führenden Stellen im Veterinär- und Gesundheitswesen des Landes Krain tätig. 1842 wurde er Sekretär der Landwirtschaftsgesellschaft für Krain und 1843 Redakteur deren neugegründeter Wochenzeitung „Novice“. In der Politik betätigte sich B. u. a. als Landtagsabgeordneter (1861-1880), als Mitglied des Landesausschusses (1861 bis 1877) und als stellvertretender Landeshauptmann (1871-1872, 1878-1881). 1863 bis 1881 war er Vorsitzender der Čitalnica (slowenischer Leseverein) in Ljubljana und 1875-1881 der Slovenska Matica.
Durch seine Funktionen stand B. in unmittelbarem Kontakt mit der slowenischen Landbevölkerung und erkannte ihre wirtschaftlichen Bedürfnisse. Überzeugt, daß nur durch die Belehrung in der Volkssprache die Lebensbedingungen der Bauern verbessert werden könnten, trat er für die Gleichberechtigung der slowenischen Sprache im öffentlichen Leben ein. Selbst verfaßte er zahlreiche populäre Schriften aus verschiedenen Fachbereichen und gab Schulbücher und Almanache heraus. Zur maßgebenden Autorität auf fast allen Gebieten des slowenischen nationalen Lebens wurde B. als Redakteur der „Novice“, nach V. Vodniks „Novice“ (1797-1800) die zweite, für lange Zeit einzige slowenische Zeitung. Neben der wirtschaftlichen Belehrung des einfachen Volkes in einer allen verständlichen Sprache, befaßten sich die Novice auch mit kulturellen und ab 1848 auch mit politischen Fragen. Es war ihr Verdienst, daß das Slowenische in kurzer Zeit zur einheitlichen Schriftsprache wurde.
Der große Einfluß, den B. auf die ländliche Bevölkerung ausübte, ließen ihn in der Verfassungsepoche (ab 1860) zur zentralen Persönlichkeit der slowenischen Politik werden. Als Vertreter eines kulturell kaum erwachten, bäuerlichen Volkes, dessen soziale Oberschicht sich erst zu formieren begann, neigte B. dem konservativ-klerikalen Lager zu. In einer starken, konstitutionellen und föderalistischen Habsburger Monarchie sah er die beste Garantie für die Existenz des slowenischen Volkes. Als Legitimist und politischer Opportunist schloß er sich der Forderung nach dem Zusammenschluß der auf mehrere Kronländer (Krain, Küstenland, Steiermark, Kärnten) verteilten Slowenen in ein vereinigtes Slowenien nur zögernd und vorübergehend (1848, 1869-1871) an. Mit der Erstarkung des slowenischen Bürgertums erwuchsen ihm ab 1868 in den liberalen „Jungslowenen“ politische Gegner. Schon 1874 aber war es B. gelungen, das slowenische Lager wieder zu einen, und er blieb bis zu seinem Tode, als „Vater des slowenischen Volkes“ verehrt, der unbestrittene Führer der slowenischen Politik.

Literatur

Bleiweisov zbornik. Ljubljana 1909. = Zbornik Matice slovenske. 11.
Prijatelj, Ivan: Slovenska kulturnopolitična in slovstvena zgodovina 1848-1895. 4 Bde. Ljubljana 1955/61.

Verfasser

Andreas Moritsch (GND: 123957184)


GND: 119454238

Weiterführende Informationen: https://prometheus.lmu.de/gnd/119454238

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Empfohlene Zitierweise: Andreas Moritsch, Bleiweis, Janez, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 213 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=580, abgerufen am: (Abrufdatum)

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