Bogović, Mirko, kroatischer Dichter und Politiker, * Varaždin 2.02.1816, † Zagreb 4.05. 1893.
Leben
B. war der Sohn eines Gutsverwalters. Als solcher lernte er schon frühzeitig soziale Fragen kennen. Ebenso müssen ihm durch seine ungarische Mutter nationale Gegensätze bewußt geworden sein. Nach Absolvierung des heimatlichen Gymnasiums begann B. das Philosophiestudium in Zagreb, gab es jedoch bald auf, um sich 1833 der militärischen Laufbahn zu widmen. Diese behagte ihm aber so wenig, daß er 1840 den Dienst quittierte. Mit der Aufnahme juristischer Studien als Privatmann im gleichen Jahr setzt auch B.s eigentliche Tätigkeit als literarische und politische Persönlichkeit ein. Seit 1842 in öffentlichen Ämtern Zagrebs angestellt, beteiligte er sich nach Ablegung der juristischen Prüfungen 1844 in Vereinen und Gesellschaften noch intensiver an den nationalen Unternehmungen seiner Zeit, ganz aus dem Geist eines radikalen Illyrismus heraus. Seine Lebensaufgabe sah B. daher vorwiegend im Kampf gegen die Herrschaft der Magyaren in Kroatien. So nahm er mit der ihm eigenen Kompromißlosigkeit während der Revolution 1848 ebenso aktiv am Aufstand gegen Ungarn teil, wie er nach dessen Niederwerfung in der absolutistischen Ära Bach auf literarischer Ebene den Kampf fortsetzte. In dem langen Jahrzehnt zwischen der oktroyierten Verfassung 1849 und dem Oktoberdiplom 1860 entwickelte sich B. sogar, kraft einer vielseitigen Tätigkeit als Dichter, Schriftsteller, Kritiker, Übersetzer, Redakteur und Sammler, zur literarischen Zentralfigur des Absolutismus und dadurch zum ideologischen Hauptträger aller nationalen Ziele des kroatischen Bürgertums. Auch sein Einfluß auf die Jugend war beträchtlich. Nach Wiederherstellung der Verfassung nahm B.s literarisches Schaffen in dem gleichen Maße ab, als er wieder politisch tätig wurde. Als Mitglied des kroatischen Landtags und Stadtrats von Zagreb nannte man B. bald einen maßgeblichen Politiker seines Landes. Der weitere Lebensweg B.s schien vorgezeichnet zu sein. Er hatte es 1867 zum Obergespan von Zagreb gebracht, als mit dem sich anbahnenden Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn ein völliger Umschwung seiner politischen Überzeugung eintrat. Er war plötzlich für Verständigung und Zusammenarbeit mit den Magyaren! Und ebenso kompromißlos, wie er die Ideale seiner Jugend und den Illyrismus vertreten hatte, verleugnete er sie jetzt ohne irgendeinen opportunistischen Hintergedanken. Deshalb mußte B. auch die Enttäuschung seiner politischen Freunde und die Abkehr der nationalen Jugend von ihm hinnehmen. Seine politische Umkehr wurde nach dem ungarisch-kroatischen Ausgleich 1868 dennoch mit dem Posten eines Ministerialrates in Budapest 1871-1875 honoriert. Nach seiner Pensionierung wurde es ganz still um den merkwürdigen Mann, der verbittert und enttäuscht über die Undankbarkeit der Menschen starb.
Die literarische Tätigkeit B.s ist von seiner politischen nicht zu trennen. Nach einigen (zuerst deutschen) Liebesliedern anfang der vierziger Jahre im Stil der Spätromantik bewirkte die zunehmende Spannung des kroatisch-ungarischen Verhältnisses sein Umschwenken zur politischen Lyrik mit der offenen Aufforderung zur Bekämpfung der magyarischen Übergriffe und des habsburgischen Zentralismus. Daneben veröffentlichte B. mehrere Erzählungen und nahm auch als Journalist zu Tagesfragen Stellung. Während des Absolutismus flüchtete er als Dichter in die kroatische Vergangenheit. Seine historischen Novellen und Dramen, vorzüglich als Mittel des nationalen Widerstandes gedacht, sollten die kroatische Öffentlichkeit auf ihre heroische Vergangenheit hinlenken und sie von der Lektüre deutscher und magyarischer Bücher abhalten. So findet man diese Werke mit ebenso aktuell auf die Gegenwart bezogenen wie historisch kaum berechtigten politischen Tendenzen und sozialen Ansichten durchsetzt. Besonders die Haiduken nehmen als Kämpfer für Wahrheit und soziale Gerechtigkeit einen wichtigen Platz ein. Seine Spätwerke seit 1878 versinken immer stärker in Betrachtungen über die Sinnlosigkeit des Lebens.
Als Dichter kommt B. nur literarhistorische Bedeutung zu. Vor allem bleibt er in seiner Nationalliteratur als der Schöpfer der historischen Erzählung zu erwähnen. Seine künstlerischen Bemühungen scheiterten jedoch an seinen literarischen Mitteln.