Chalkokandyles, Laonikos, byzantinischer Geschichtsschreiber, * Athen um 1423, † um 1490.
Leben
Ch. verbrachte die entscheidenden Jahre seiner Jugend als Schüler des letzten großen griechischen Philosophen Plethon zu Mistra. Uber sein weiteres Leben existieren nur unsichere Anhaltspunkte.
In seinem „Apodeixeis Historion“ (Geschichtliche Darlegungen) hinterläßt der Historiograph die neben Dukas und Kritobulos wichtigste zeitgenössische griechische Quelle zu den Ereignissen des 15. Jh.s in 10 Büchern. Einleitend greift Ch. in gedrängter Form auf die Zeit seit 1298 zurück, in der Absicht, den Verfall des byzantinischen Reiches und den unaufhaltsamen Aufstieg der türkischen Macht vor Augen zu führen. Dabei ist erstmals innerhalb einer zweitausendjährigen Tradition das Programm einer auf das Griechentum hin orientierten griechischen Geschichtsschreibung verlassen. Die letzten von Ch. erwähnten Ereignisse fallen in die Jahre 1484-1487. Das Geschichtswerk blieb unvollendet; die erhaltenen Abschnitte ermangeln darüber hinaus einer stilistischen Glättung, die Sprache des Autors, deren Vorbild der Vater der griechischen Geschichtsschreibung, Herodot, bildet, wirkt nicht selten verstiegen und schwerverständlich. Der Inhalt ist im allgemeinen wertvoll, hin und wieder indes von zum Teil schweren sachlichen Fehlern entstellt. Da der Autor ausführlich über die weitgesteckten Balkanfeldzüge der Osmanen berichtet, kommt seinem Werk auch für die ungarische wie für die Geschichte der Walachei Bedeutung zu.
Literatur
Darkó, Jenő (Hrsg.): Laonici Chalcocandylae historiarum demonstrationes. 2 Bde. Budapest 1922/27.
Ders.: Zum Leben des L. Ch. In: Byzant. Z. 24 (1923) 29-39.
Ders.: Neue Beiträge zur Biographie des L. Ch. In: Byzant. Z. 27 (1927) 276-285.
Moravcsik: Bd 1, 391-397 (mit Bibliographie).
Ditten, Hans: Der Rußlandexkurs des L. Ch. Berlin 1968 (mit Bibliographie).
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